Mutterliebst (German Edition)
den Medikamenten, Mom.“
„Hast du herausgefunden, was es ist?“
„Nein, das ist ja das Merkwürdige. Ich habe mir alle Pillen angeschaut, die auch nur annähernd dem entsprechen könnten, was Fastow mir gibt, und nichts stimmt überein – zumindest nichts von dem Zeug, was sie den Irren geben.“
Auch darauf geht sie nicht ein. „Das könnte sehr wichtig sein, Max. Warst du in der Lage, einen visuellen Vergleich anzustellen mit …“
„Anderen atypischen Antipsychotika?“
Ihr Herz bleibt stehen. Oh, ihr Sohn ist kein Dummkopf. „Ja“, erwidert sie schwach.
„Keines von denen sieht wie diese blauen Kapseln aus. Es gibt keinen eingestanzten Code, gar nichts. Ich habe sogar die klinischen Studien gelesen und die Beschreibung der konventionellen Mittel. Außerdem habe ich die Nebenwirkungen verglichen und die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.“
Mein Gott, wie lang geht das schon so? Er klingt wie ein Absolvent der Harvard Medical School. „Es muss irgendwas Experimentelles sein. Max, ich will nicht, dass du auch nur eine einzige der Tabletten nimmst, die diese Leute dir geben, auch keine, die du schon vorher hattest. Je mehr Informationen du sammelst, desto größer sind unsere Chancen, dich bei der Anhörung da rauszukriegen.“
„Gott, Mom, das hoffe ich. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, aber …“
„Worüber?“
Das Schweigen ist verkrampft, zerbrechlich. Wenn Traurigkeit eine Farbe hätte, dann wäre es ein blaues Band, das fest um Max’ Hals geschlungen ist. „Ob ich nun verrückt bin oder nicht – selbst ohne den merkwürdigen Scheiß, den Fastow mir gegeben hat.“
Danielle legt eine Hand an ihre Stirn und schließt die Augen. Zumindest muss sie ihn nicht anblicken. Das würde sie nicht ertragen.
„Mom?“
„Ja, Honey.“ Die Pause zieht sich in die Länge. „Ich glaube nicht, dass du psychotisch bist, Max. Ich denke, die Ärzte täuschen sich.“
„Aber was, wenn nicht? Nachts verliere ich das Bewusstsein genauso wie an dem Nachmittag, von dem sie behaupten, dass ich Jonas umgebracht habe.“
„Max, hör auf.“
Er ist einen Moment still. „Okay.“ Eine weitere Pause. „Lass mich dir einfach sagen, was ich rausgefunden habe, und dann muss ich auflegen. Es ist an der Zeit, dass die Drachen-Lady überprüft, ob ich meine ‚persönliche Hygiene‘ erledigt habe.“
Danielle lacht. „Du tust es zu Hause auch nicht. Warum solltest du es dort tun?“
„Richtig. Also, hier ist das Entscheidende, das ich mit Sylvius und Osirix rausgekriegt habe.“ Danielle seufzt. Aus Erfahrung weiß sie, dass sie nun vermutlich eine weitere Asperger-Lektion bekommen wird, angefüllt mit Details, die sie wahrscheinlich nicht braucht. Es scheint so, als gehöre Psychopharmakologie schon seit geraumer Zeit zu Max’ Obsessionen.
„Ich habe mich mit meinem iPhone in Maitlands Datenbank eingehackt und dann die Bilder und Ergebnisse meiner MRTs runtergeladen. Das ging mit Osirix.“
„Wie hast du das geschafft?“
„Hatte Glück“, versetzt er. „Die Schwesternstation ist gleich gegenüber meinem Zimmer. Ich habe mir das Passwort geklaut, als niemand hingeschaut hat. Mann, sind die am Arsch.“
Wie Mutter, so Sohn, denkt sie.
„Wie auch immer“, fährt Max fort, „du kannst dir verschiedene Ausschnitte anschauen und siehst genau, wie dein Gehirn aufleuchtet, wenn du verschiedene Medikamente nimmst, und …“
„Max …“
„Ich weiß, ich weiß, aber das ist wichtig. Mit Sylvius habe ich meine eigenen MRTs unterteilt, die ich in Maitlands Datenbank gefunden habe, um rauszufinden, welche Gehirnregionen aufleuchten und welche Medikamente vielleicht … Egal, das habe ich gerade gemacht, als du angerufen hast.“ Er atmet tief aus, so als eilten seine Gedanken seinen Schlussfolgerungen voraus.
Danielle hört ein Geräusch. Sevillas öffnet die Tür und deutet mit dem Finger auf den Konferenzraum. Danielle wartet, bis Sevillas wieder gegangen ist, dann wispert sie rasch ins Telefon. „Max, ich muss los. Du schaffst erstaunliche Dinge. Schick mir alles, was du findest, und ich leite es an Sevillas und Doaks weiter, damit sie beurteilen können, ob es etwas ist, was wir benutzen können. Ich denke, es ist eindeutig, dass Fastow irgendetwas verbirgt.“
„Glaubst du wirklich, dass er Jonas umgebracht hat?“ Max’ Stimme klingt jetzt erregt.
Danielle verkraftet nicht mehr. „Honey, ich muss jetzt los. Ruf mich später an.“
„Mom?“
„Ja?“
„Wenn
Weitere Kostenlose Bücher