Mutterliebst (German Edition)
genügen, und die Geschworenen würden sie sofort wegsperren.“
„Kann sie nicht irgendwie auf die Station gelangt sein?“, wendet Sevillas ein.
„Wer weiß?“, brummt Doaks. „Ich weiß nur, dass wir bislang rein gar nichts haben. Zum Glück ist es ja noch früh, und wir stehen erst am Anfang.“
Sevillas hüstelt und blättert durch einige Papiere. Doaks starrt ihn verwirrt an. „Was ist los? Warum guckst du mich nicht an, wenn ich mit dir rede?“
Sevillas schaut zuerst zu Doaks herüber, dann zu Danielle. „Nun, ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten. Ich habe heute Morgen einen Anruf von einem Justizangestellten bekommen. Der Richter hat den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Haftprüfung und die Anhörung bezüglich der Beweismittel auf nächsten Dienstag vorgezogen.“
„Was?“ Doaks überschlägt sich fast. „Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Ich hab dir gerade erst gesagt, dass wir nada haben. Muss ich dir das übersetzen?“
Sevillas zuckt die Achseln. „Es ist Hempstead. Du weißt, was das bedeutet.“
„Wer ist Hempstead?“, schaltet sich Danielle ein. „Der Richter?“
Doaks rollt die Augen. „Die Richterin , um genau zu sein. Wenn sie bis drei zählt, sind Sie draußen.“
Danielle spürt Panik. „Was meinen Sie damit?“
Sevillas holt tief Luft. „Die Richterin, die für deinen Fall zuständig ist, ist Clarissa L. Hempstead, die jüngste und härteste Richterin im ganzen Kollegium. Sie übernimmt eine sehr, nun wie soll ich es sagen, aktive Rolle in ihren Fällen. Was bedeutet, dass wir nichts dagegen tun können, wenn sie die Anhörung am Dienstag haben will. Mach dir keine Sorgen, Danielle, uns bleiben immer noch ein paar Tage, um zu graben und unsere rechtliche Position zu festigen.“
Danielle wirft ihm einen ängstlichen Blick zu. „Wie sehr wird es uns schaden, wenn wir nicht mal einen anderen Verdächtigen vorstellen können?“
„Wir können immer noch das Augenmerk auf andere Patienten und die Krankenhausmitarbeiter lenken“, antwortet er. „Sie weiß, dass wir noch ganz am Anfang des Falls stehen. Natürlich ist es nicht gut, dass Max der einzige Verdächtige ist. Ich werde dir nichts vormachen, Danielle. Die Beweislage ist furchtbar. Was mir jedoch noch mehr Sorgen bereitet ist die Tatsache, dass wir nicht einen Zeugen haben, den wir aufrufen können.“
Danielles Herz wird schwer. Der Einzige, der ihnen wirklich sagen kann, was passiert ist, ist Max. Und der erinnert sich an rein gar nichts. Ihr Puls beschleunigt sich. Sie brauchen entlastende Beweise, und sie brauchen sie schnell. Sie betet, dass sie genau das liefern kann. „Tony, ich denke, ich habe etwas, das uns weiterhilft.“
„Der Himmel stehe uns bei“, murmelt Doaks.
Danielle greift nach ihrer Tasche und legt sie in ihren Schoß. Sie hat nicht vorgehabt, die Früchte ihres Einbruchs in Maitland zu enthüllen, ehe sie die Chance hatte, Pillen und Blutprobe an ein unabhängiges Labor zu schicken und Tony konkrete Beweise zu präsentieren. Doch jetzt, wo ihnen nur noch so wenig Zeit zur Verfügung steht, bleibt ihr nichts anderes übrig. Sie zieht eine kleine Plastiktüte aus ihrer Tasche und hält sie hoch. Die kobaltblauen Kapseln funkeln im Licht.
Sevillas schaut sie fragend an. „Was ist das?“
„Die Tabletten, die Fastow meinem Sohn gegeben hat“, entgegnet sie. „Und vermutlich auch Jonas. Ich gehe davon aus, dass dieses Medikament für Max’ gewalttätiges Verhalten verantwortlich ist. Was Jonas angeht oder inwieweit es zu seinem Tod beigetragen haben kann, kann ich nicht einschätzen.“
Doaks nimmt die Füße vom Stuhl und rückt näher ran, um den Inhalt der Tüte zu begutachten. Seine grauen Augen blicken sie misstrauisch an. „Wie kommen Sie darauf?“
„Ich weiß, dass Max’ Verhalten sich drastisch verändert hat, nachdem wir nach Maitland kamen.“
Sevillas hebt die Augenbrauen. „Woher hast du diese Tabletten?“
Danielle überlegt schnell. „Ich habe ein paar aus dem Fläschchen entnommen, als die Schwester nicht hingeschaut hat.“ Auf Sevillas’ skeptischen Blick zuckt sie nur die Schultern. „Sie sahen anders aus als alles, was Max bis dato geschluckt hat. Ich habe ein paar Fotos davon mit meinem iPhone gemacht und sie zu einem von Max’ Ärzten nach New York geschickt. Er hat diese Tabletten noch nie gesehen – weder die Farbe noch die merkwürdige, asymmetrische Form.“ Sie reicht ihm die Plastiktüte rüber.
Sevillas starrt die
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