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Mutterliebst (German Edition)

Mutterliebst (German Edition)

Titel: Mutterliebst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoinette van Heugten
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würde, der sich entschieden hat, abzuhauen, ohne die Miete zu berappen. „Warum hat die alte Schachtel mich dazu gebracht, meinen sechsundfünfzigjährigen Arsch hier raufzuhieven, wenn ich nichts weiter bekomme als einen Haufen feuchter Rattenscheiße?“, murmelt er. „Die versucht nur, noch ein paar Kröten aus mir rauszupressen.“ Er beugt sich über die Speicheröffnung und schreit nach unten: „Hier oben ist überhaupt nichts, verdammt noch mal!“
    „Doch, da ist was!“ Ihre Stimme klingt ungeduldig. „Schauen Sie in den Karton hinein.“
    „Warum bewegen Sie denn nicht Ihren dürren Arsch hier hoch und schauen selbst in die stinkende Kiste?“, flucht er leise. Er wirft einen letzten Blick in den dritten Karton und stülpt ihn kurzerhand um. Getrocknete Kakerlakenpanzer und Staub füllen die Luft. Ein Blatt Papier segelt nach unten. Doaks schnappt es sich und hält es unter die Taschenlampe.
Sehr geehrte Miss Morrison,
wir freuen uns sehr, dass Sie American Home Mortgage kontaktiert haben, weil Sie Interesse an dem Erwerb von 2808 Leek Street, Phoenix, Arizona, Bebauungsplan 51, Grundstück 6 haben. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen bei der Finanzierung dieses Besitzes nicht helfen können …
    Doaks dreht das Papier um, um sich das Datum anzusehen. 7. April 2009. Ein paar Monate bevor Marianne Jonas nach Maitland gebracht hat. Er schaut wieder auf die andere Seite.
Wie gewünscht senden wir eine Kopie dieses Schreibens sowohl an Ihre Adressen in Chicago als auch in Arizona, für den Fall, dass Sie gerade umziehen … cc: Desert Bloom Apartments, Einheit 411, 6948 E. Ranch Road, Phoenix, AZ 85006.
    Er schaltet das Licht aus, stopft das Papier in seine Tasche und steigt rasch hinunter. Im Licht des Schlafzimmers sieht er, dass er über und über schwarz ist. Schmutz, Dreck, Kakerlakenpanzer – alles Mögliche hängt an ihm. Er stinkt, als hätte er sich in Elefantenscheiße gewälzt. Die alte Lady wartet auf ihn. Sie rümpft die Nase.
    „Ist nicht mein Speicher, Lady.“ Er zieht das Papier aus seiner Tasche. „Wie sagten Sie, war der Name der Frau?“
    „Sharon Miller.“
    „Haben Sie jemals einen Ausweis mit dem Namen gesehen?“
    Sie wirft ihm einen bitteren Blick zu und winkt ab. „Wie sieht das hier aus – wie das gottverdammte Ritz?“
    Doaks zuckt die Achseln und wendet sich zum Gehen. Er blickt auf die Uhr. Fast fünf. So viel zu diesem Sechs-Uhr-Flug. Er muss zurück zum Hotel und Danielle sagen, was er gefunden hat. Dann müssen sie Sevillas anrufen. Die alte Frau packt seinen Arm mit knochigen Fingern, die überraschend viel Kraft haben. Sie grinst ihn triumphierend an. „Ich will mein Geld.“
    „Für was? Ein stinkendes Blatt Papier?“ Er schüttelt den Kopf. „Keine Chance.“
    Sie tritt so nah an ihn heran, dass sich ihr Atem wie schwarzer Teer auf einem Barboden an einem Samstagabend über sein Gesicht legt. „Wir hatten einen Deal. Sie geben mir jetzt mein Geld!“
    Auf dem ganzen Weg nach unten verflucht sie ihn. In der Eingangshalle greift sich Doaks seinen Regenmantel und Hut. Sie stemmt die Hände in die Hüften und versperrt ihm den Weg. „Wenn Sie nichts gefunden haben, warum nehmen Sie dann das Papier mit?“
    Er greift in seine Tasche, holt den Zwanziger raus und drückt ihn ihr in die Hand. Danach verbeugt er sich tief. „Und Madam“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu, „wir danken Ihnen für Ihre Gastfreundschaft und wünschen Ihnen ein langes, glückliches Leben.“ Ehe sie etwas erwidern kann, sitzt Doaks auch schon im Taxi und rast in Richtung Hotel. „Ich hasse alte Frauen“, sagt er zu niemand im Speziellen.
    „Junge sind auch nicht so toll“, erwidert der Fahrer.
    „Ja“, stimmt Doaks zu. „Aber wenn die jungen dich bescheißen, fühlst du dich wenigstens nicht so schlecht.“

26. KAPITEL
    Danielle zieht den Reißverschluss ihrer Reisetasche zu und schaut auf die Uhr. Es ist fast fünf. Gerade hat sie eine SMS von Max bekommen. Er stellt noch weitere Nachforschungen an, und er will, dass sie zurückkommt – jetzt. Wo ist Doaks? Sie hofft, dass er deshalb so spät dran ist, weil er etwas herausgefunden hat. Vermutlich steckt er im Chicagoer Verkehr fest. Gerade als sie erneut versuchen will, ihn anzurufen, klopft es an der Tür. Sie öffnet. Was sie vor sich sieht, ist nicht das, was sie erwartet hat.
    Mit dem Hut in der Hand steht kein anderer vor ihr als Dr. Jojanovich. Sein Gesicht ist leichenblass. „Miss

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