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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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haben.«
    »Als Produktmanagerin können wir Sie in Teilzeit natürlich nicht mehr einsetzen«, fuhr Herr Hoffmann fort. »Momentan ist lediglich eine Stelle im Versand frei. Natürlich können wir Ihnen nicht Ihr altes Gehalt zahlen, aber in Ihrer Steuerklasse macht das netto kaum einen Unterschied. Und mit dem Kindergeld, das Sie jetzt mehr bekommen, gleicht sich das wieder aus. Ich denke, für Sie ist das so am besten. Sie haben nicht mehr so viel Verantwortung, und das kommt letztlich Ihrer Familie zugute.«
    Wumm! Hatte er das gerade wirklich gesagt oder hatte ich mir das nur eingebildet? Seine letzten Worte drangen nur noch gedämpft an mein Ohr. Nicht weinen. Jetzt nicht weinen!
    »Herr Hoffmann, das ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe.«
    »Frau Anders, das ist im Augenblick alles, was ich Ihnen anbieten kann. Ich versichere Ihnen, dass ich alle möglichen Einsatzgebiete geprüft habe. Ich habe zurzeit nichts anderes für Sie. Aber so schlecht ist das doch auch nicht. Sie bleiben wenigstens mal drin und es kann sich doch noch ganz viel entwickeln, Frau Anders. Jetzt schlafen Sie ein, zwei Nächte darüber, reden mit Ihrem Mann und dann sagen Sie mir, wie Sie sich entschieden haben.«
    »Das mache ich. Auf Wiederhören, Herr Hoffmann.«
    »Bis bald, Frau Anders. Und grüßen Sie Ihren Mann.«
    Jetzt weinen! Wie auf Kommando schossen die Tränen aus meinen Augen. Ich war fassungslos, erschüttert, deprimiert. Ich konnte kaum glauben, dass mir das tatsächlich passierte. Wo ich dem Unternehmen doch so viele Jahre treu gedient hatte, mich immer flexibel gezeigt und meine Arbeit anstandslos erledigt hatte. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, wie blauäugig ich mich auf mein vermeintliches Recht auf Elternzeit und Weiterbeschäftigung verlassen hatte. Woher nahm dieser kinderlose Idiot eigentlich das Recht, mich so abzukanzeln? Und wieso zum Teufel wehrte ich mich nicht? Das war doch nicht ich! Natürlich war ich stets um höfliche Umgangsformen bemüht, aber es war mir im Geschäftsleben früher immer gelungen, meine Interessen zu vertreten. Was war nur los mit mir? Dieses Gespräch wäre vor ein paar Jahren vollkommen anders verlaufen, da war ich mir sicher. Wo war die alte Maxi geblieben? Hatte die Zeit als Hausfrau mich so verändert? Da saß ich nun. Ein überspanntes Muttertier, für das es weder im gesellschaftlichen noch im beruflichen Leben einen Platz gab. Ich saß in meiner Küche, wo ich hingehörte, schluchzte hemmungslos und versuchte zwischendurch halb hysterisch lachend meinem Sohn zu versichern, dass alles in Ordnung wäre.
    »Komm Jan«, sagte ich schließlich, als ich einigermaßen die Fassung wiedergefunden hatte. »Wir kochen uns jetzt ein leckeres Mittagessen und holen dann deinen Bruder vom Kindergarten ab.« Ich versuchte, meinen Kummer zu verdrängen und bereitete zusammen mit Jan den Teig für die Pfannkuchen vor. Danach holten wir Till vom Kindergarten ab. Als wir wieder zu Hause waren, sagte ich zu den Jungs: »Ihr könnt oben noch spielen, bis die Pfannkuchen fertig sind. Ich rufe euch dann.« Während die Pfannkuchen in der Pfanne brutzelten, überlegte ich, was ich bezüglich der Arbeit unternehmen könnte. Zum Firmenchef zu gehen hatte vermutlich keinen Sinn. Meine Stelle war anscheinend zufriedenstellend besetzt – mit einer 24-jährigen Studienabsolventin, so wie ich es damals gewesen war. Wenn sie eines Tages Familienzeit beantragt, würde auch sie durch eine 24-jährige Studienabsolventin ersetzt werden. Für die Firma ändert sich nie etwas. Der Chef würde sich also nicht für mich interessieren. Die Stelle im Versand annehmen? Vielleicht hatte Herr Hoffmann recht? Es hätte den Vorteil, dass ich immer pünktlich gehen könnte. Die Arbeit würde mich nicht belasten. Nein! Sicher nicht! Ich war noch nicht so klein, wie ich hier gemacht werden sollte. Das würde mein Ego sicher nicht verkraften. Ich musste am Abend in Ruhe mit Alex darüber sprechen. Und jetzt wollte ich mir die Laune nicht von diesem unleidigen Thema vermiesen lassen. Die Kinder hatten eine fröhliche Mama verdient. »Jungs, ihr könnt kommen! Pfannkuchen sind fertig!«
    »Jaha! Wir fliegen!«
    »Nein! Nicht fliegen. Keine Spiele auf der …« Ich konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Lautes Poltern übertönte, was ich sagte. Sofort stürzte ich in den Flur. Jan war die Treppe heruntergefallen, lag nun auf der vorletzten Stufe und brüllte fürchterlich.
    »Jan, Liebling. Wo tut es weh?

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