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Muttertier @N Rabenmutter

Muttertier @N Rabenmutter

Titel: Muttertier @N Rabenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nives Mestrovic , Sonja Liebsch
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Allee zeigte selbst in der Nacht kaum weniger als 30°C an. Ich hatte das Gefühl, dass die Stadt die Hitze festhalten und niemals mehr loslassen würde. An schlafen war nicht zu denken. So war ich von Alex’ Vorschlag, uns im Freibad ein wenig Abkühlung zu verschaffen, gleich begeistert. Gemeinsam kletterten wir über die Mauer, zogen uns hinter den Büschen um und schwammen ein paar Runden. Danach ging jeder in seine Wohnung, und ich freute mich darüber, so einen netten Kumpel gefunden zu haben. In diesem Sommer unternahmen wir viel miteinander. Wir gingen Eis essen, spazierten am Neckar entlang und lernten gemeinsam für die Prüfungen. Alex war sehr ehrgeizig. Mein einziger Ehrgeiz bestand darin, mir lustige Freizeitaktivitäten auszudenken, um ihn von den Vorlesungen wegzulocken. Er nannte mich oft ›Susi Sorglos‹. Alex konnte nicht nachvollziehen, wie jemand mit solch einem Gottvertrauen durchs Leben tanzen und dabei noch so viel Glück haben konnte. Ich glaube, auch hier waren es die Unterschiede, die uns gegenseitig angezogen haben. Bald wurde aus Freundschaft Liebe, die nicht nur während des Studiums anhielt, sondern auch darüber hinaus. Als mir eine Arbeitsstelle in der Nähe des Bodensees angeboten wurde, stand sofort fest, dass Alex mitkommen würde. Bald darauf fand auch er im nahe gelegenen Konstanz Arbeit. Ein Jahr später heirateten wir.
    »Mit Hanna«, war die spontane Antwort.
    »Hä? Wie kommst du jetzt auf Hanna? Ich kenn doch noch nicht einmal ihre E-Mail-Adresse.«
    »Also nicht Hanna?«
    »Doch.« Ich war sauer, weil er mir die Überraschung verdorben hatte. »Woher wusstest du das?«
    »Ach Häschen«, er wusste genau, dass ich es hasste, wenn er mich Häschen nannte, »es musste doch jemand sein, mit dem du sonst nicht mailst. Sonst hättest du doch nicht so geheimnisvoll getan. Was schreibt sie denn? Wie geht es ihr?«
    »Also, ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Sie hat sich sehr bedeckt gehalten. Ich weiß nur, dass sie wieder in Mönchengladbach ist und eine fünfjährige Tochter hat. Sie wohnt hinter dem Krankenhaus, in dem meine Mutter im vorigen Jahr lag«, fasste ich die Informationen, die ich heute erhalten hatte, zusammen.
    »Ich freue mich, dass ihr wieder Kontakt habt. Grüß sie beim nächsten Mal von mir. Ist diese Woche nicht dein Termin mit Herrn Hoffmann?«
    Herr Hoffmann war der Personalleiter der Firma, bei der ich nun seit über zehn Jahren beschäftigt war. Ich hatte nach dem Studium bei einem großen Medizintechnikunternehmen im Marketing angefangen und mich zur Produktmanagerin hochgearbeitet. Nach Tills Geburt engagierten wir eine Tagesmutter, aber als ich mit Jan schwanger wurde, beschlossen wir, dass ich mich für einige Zeit persönlich um die beiden Jungs kümmern würde. Ich beantragte drei Jahre Elternzeit, die in drei Monaten enden sollte. So sehr ich die Zeit mit den Kindern genossen hatte, freute ich mich auch darauf, endlich wieder eigenes Geld zu verdienen. Um die Einzelheiten meines Wiedereinstiegs zu besprechen, hatte ich mich rechtzeitig um ein Gespräch mit Herrn Hoffmann bemüht.
    »Morgen früh um 9.30 Uhr«, antwortete ich auf Alex’ Frage. »Wenn Till im Kindergarten ist, bringe ich Jan zu Andrea. Dann kann ich Herrn Hoffmann zeigen, dass ich alles bestens organisiert habe und mich auf die Arbeit freue.«
    »Wo sind denn eigentlich die zwei Rabauken? Es ist so ruhig hier.« Alex wirkte nervös. Ruhe ist bei zwei Kindern im Haus ein ganz schlechtes Zeichen. Allen kleinen und großen Katastrophen, die wir mit unseren Kindern erlebt hatten, war die gleiche trügerische Stille vorausgegangen, während der wir uns in Sicherheit wähnten und unser Familienglück genossen. So war es, als Till die giftigen Beeren gegessen hatte, so war es, als Jan mit einem Ammoniten aus der Juraschicht Kreise auf die Motorhaube unseres Autos gemalt hatte. Und so war es auch, als sich die zwei mit einem schwarzen Edding Ganzkörpertattoos verpasst hatten.
    »Entspann dich!«, sagte ich lachend. »Die zwei waren vorhin so laut, da habe ich eine CD eingelegt und ihnen gesagt, sie sollen sich auf den Boden legen und Mikado spielen. Wer sich zuerst rührt, hat verloren. Der Gewinner bekommt einen Schokoladenpudding. Du darfst sie jetzt gern erlösen und beide zum Sieger küren. Aber den Pudding gibt’s erst nach dem Abendbrot. Den könnt ihr drei euch teilen, wenn ich beim Elternabend bin.«
     
    Am nächsten Morgen betrat ich mit gemischten Gefühlen das

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