Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)
seelische Gewalt auf Männer und Kinder aus. Die meisten Mutti-Jungen werden zu schwachen Männern, die ihre Kinder dem Regiment ihrer Mutti-Partnerin ausliefern und darum Mitverantwortung für die Folgen tragen. Und einige dieser Frauen und einige dieser Männer – etwa gleich viele – werden nicht nur seelisch, sondern auch körperlich gewalttätig.
Sind also diejenigen, die Schwächere – ob Kinder, Männer, Frauen oder Alte – missbrauchen oder misshandeln, die vergewaltigen und schlagen, nur arme Opfer? Ausdrücklich: Nein! Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für seine Handlungen – auch wenn seine Kindheit noch so bescheiden war. Immerhin gibt es auch viele Mutti-Opfer, die nicht zu Gewalttätern werden.
Im Umkehrschluss bin ich überzeugt: Wenn wir mehr liebevolle und den Kindern zugewandte Mütter und aktive, selbstbewusste Väter hätten, dann hätten wir auch weniger Sexualstraftäter, weniger Prügeleltern, weniger unglückliche Paare und weniger Muttis in der neuen Generation. Wir haben die Chance, eine Aufwärtsspirale für die ganze Gesellschaft anzuwerfen, wenn wir die Macht der Muttis bekämpfen. Aber das ist schwierig, denn unsere Gesellschaft ist in weiten Teilen ein Mutti-System.
9
Ene mene muh, und raus bist du!
Basti überlegt lange, bevor er mit seiner grünblauen Murmel auf Timos gelbe zielt. Fabian und Chris halten die Luft an. Treffer! Die gelbe und die grünblaue Glaskugel klacken laut aufeinander, die gelbe rollt nach schräg links weg, auf den Stein zu – Basti hält den Atem an – und dann links am Hindernis vorbei. Er stößt enttäuscht die Luft aus. Fabian sammelt die grüne Murmel ein und legt sie in eine Kuhle, in der sich schon ein bunter Haufen angesammelt hat. »Die kommt in den Jackpot«, sagt er zufrieden.
Fabian und Chris nicken bedächtig und suchen sich ihre Murmeln für den nächsten Durchgang aus. Die vier Jungen sind völlig in ihr Spiel vertieft und achten gar nicht auf die Kids, die drum herum stehen und das Spiel mit größtem Interesse beobachten. Immer wieder streiten Basti, Timo, Fabian und Chris wie die Kesselflicker darum, ob ein Spielzug gültig war oder nicht. Dabei hauen sie sich gegenseitig Codewörter um die Ohren, dass den Zuhörern schwindlig wird: »Doppel-null«, »gebockt«, »leerer Zug«, »Karussell«, »schieben«.
Nach welchen Regeln spielen die vier? Die Zuschauer versuchen vergeblich, sie aus dem Spielgeschehen abzuleiten, um mitreden zu können. Brennend gerne würden sie mitmachen, doch in den Kreis aufgenommen zu werden ist gar nicht so einfach.
Jetzt scheint sich das Spiel dem Ende zu nähern. Mit seiner letzten Murmel kommt Chris so nahe an den Stein heran wie kein anderer. Die Umstehenden nicken ihm beifällig zu, denn jetzt hat er wohl gewonnen, oder? Anscheinend doch nicht. Der Weg, den die Murmel gerollt ist, wird noch mal mit dem Finger verfolgt, von verschiedenen anderen Murmeln werden die Abstände mit einem Stöckchen gemessen. Dann nimmt Timo vier von Chris’ roten Murmeln und steckt sie in seine Tasche.
»Hey! Was soll das?« Der Protest kommt nicht von Chris, sondern von seinem Freund Dennis, der unter den Zuschauern steht.
Chris nickt ihm beruhigend zu. »Lass mal, stimmt schon so.«
Der Jackpot wird nach einem komplizierten Schlüssel aufgeteilt, dann trennen sich die vier Spieler. Dennis zieht Chris zur Seite. »Was war das denn? Nach welchen Regeln habt ihr gespielt?«
Chris grinst nur. »Betriebsgeheimnis!«
Drinnen oder draußen
Der Mensch hat das starke Bedürfnis, zu einer Gruppe zu gehören. Dieser Wunsch ist sogar eine seiner stärksten Antriebsfedern. Denn als soziales Wesen ist er ohne Zusammenschluss mit anderen schlichtweg nicht überlebensfähig. Wir alle brauchen die Gemeinschaft mit anderen, um uns akzeptiert und sicher zu fühlen. Nur gemeinsam sind wir stark. Soziale Isolation dagegen macht krank. Nicht dazuzugehören und ausgegrenzt zu sein ist eines der belastendsten Gefühle, die es gibt. Und so galt in der Geschichte der Menschheit die Verbannung als schlimmste Strafe.
Gruppen und Menschen finden sich. Klar, ein passionierter Manta-Fahrer, der sich über sein Traumauto gerne austauscht, findet bei den Opel-Freunden Gleichgesinnte. Bei Mitgliedern eines Gesangvereins, Briefmarkensammlern und den örtlichen Handymastgegnern ist das nicht anders. Die Bandbreite an Wünschen und Anliegen, über die sich ein Mensch definieren kann, ist unüberschaubar groß. Und für jedes Bedürfnis
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