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Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition)

Titel: Mutti ist die Bestie: Die heimliche Diktatur vieler Mütter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Milsch
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Sie habe damals über den ersten Beischlaf einer Frau mit einem Mann behauptet: »Keine tut es aus Lust, alle tun es aus Angst.« Schwarzers Wortwahl »alle – keine« drückt einen selbstherrlichen Absolutheitsanspruch aus und unterstellt, allgemeingültige Wahrheiten zu verkünden.
    Gegen tatsächliche oder auch nur vermeintliche Kritik zeigt sich Alice Schwarzer selbst als außerordentlich dünnhäutig. In Kontroversen mit Andersdenkenden kann sie jedoch durchaus zulangen. Geradezu legendär ist ihre Feindschaft mit Esther Vilar, die 1971 durch ihr Buch »Der dressierte Mann« auf einen Schlag bekannt wurde. Dass Vilar darin behauptet, nicht die Frau werde ausgebeutet, sondern die Frau nutze den Mann aus, brachte Schwarzer dazu, Vilar – wohlgemerkt ein Kind deutsch-jüdischer Emigranten – als Sexistin und Faschistin zu titulieren und ihr Werk mit dem antisemitischen Naziblatt Der Stürmer zu vergleichen.
    Auch Kristina Schröder, derzeit Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bekommt von Alice Schwarzer ihr Fett ab: »Ich gönne Frau Schröder […] ihr Alter, ihr Hübschsein, ihre Karriere von Herzen.« Und dann gleich weiter: »Und es geht ja auch überhaupt nicht um Persönliches.« Warum das dann überhaupt erwähnen? Statt frontal wird Frau Schröder von der Seite attackiert. Auf ihrer Homepage setzt Schwarzer noch einen drauf: »Aber, darf ich offen sein? Ich halte sie für einen hoffnungslosen Fall. Schlicht ungeeignet.« Auch hier wieder der Angriff aus dem Hinterhalt.
    Die kurzzeitige Emma- Chefredakteurin Lisa Ortgies, von Alice Schwarzer umgehend wieder geschasst, verglich in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung das Binnenverhältnis innerhalb der von Alice Schwarzer über Jahrzehnte geprägten Emma -Redaktion mit einem Korb voller Krabben: »Alle sitzen in einem Korb, also übertragen auf die Arbeitswelt zum Beispiel in einem Team, und fühlen sich im Einklang. Wenn eine der Frauen versucht, den Korb hochzuklettern, weil sie das kann, weil sie das Talent oder den Durchsetzungswillen dazu hat, dann neigen andere Frauen dazu, sie zack wieder herunterzuziehen. Weil es die Harmonie stört, wenn eine durchmarschiert.« Und Claudia Pinl, eine Emma -Frau der ersten Stunde und ebenfalls später in Ungnade gefallen, spricht von den »neurotischen Allmachtsphantasien« Schwarzers: »Als die Emma auf den Markt kam, hieß es noch: Kontroverse Standpunkte sollen nicht unterdrückt, sondern ausdiskutiert werden.« Unter Schwarzer kam dann alles ganz anders.
    Die Frauenbefreierin Alice Schwarzer, die das Magazin Emma laut taz als »ihr Kind« betrachtet, erscheint in all diesen Quellen als Diktatorin, die keine Mitstreiterinnen, sondern nur Untertanen und Untertaninnen kennt. Sie lässt innerhalb wie außerhalb ihrer Emma -Familie nur eine einzige Meinung gelten, und das ist ihre eigene. Wer sich ihrem Dogma verweigert, wird öffentlich abgekanzelt und weggebissen.
    Die Heroin der Frauenbewegung Alice Schwarzer ist im Grunde ihres Herzens, so paradox sich das auch anhören mag, die Bilderbuch-Mutti. Ihre Weltanschauung scheint unveränderlich und für die Ewigkeit zementiert, so wie die Glaubenssätze einer 1000 Jahre alten Religion. Eine echte Mutti wie sie scheint zu einer differenzierten Betrachtung nicht in der Lage und ganz und gar nicht willens. Sie scheint unfähig, Ambivalenzen zu spüren und auszuhalten. Stattdessen kultiviert sie ihr Schwarz-Weiß-Denken: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Wer aber keine Ambivalenz erträgt, kann auch keine vernünftige Fehlerkultur entwickeln, sagte die von ihr als Freundin bezeichnete Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich. Wenn entweder alles goldrichtig ist oder grundlegend falsch, kann es irgendetwas dazwischen, etwa Teilerfolge oder kleine Fehler, nicht geben. Fehler nicht eingestehen zu können bedeutet aber gleichzeitig, dass man es beim nächsten Mal nicht besser macht. Eine ehrliche Analyse des Geschehenen und situationsbezogenes Handeln sind für Mutti und Co. nicht drin.
    Muttis Machtbasis
    Eine Gesellschaft wird als Ganzes zum Mutti-System, wenn sie im Großen so funktioniert wie eine Mutti-Familie im Kleinen. Und das bedeutet: An der mächtigsten Position der Gesellschaft steht eine einzelne Person, die die Macht ausübt, um an der Macht zu bleiben. Sie übt die Macht nicht aus, um Gutes zu bewirken, ein Programm zu verfolgen, ein Ziel zu erreichen oder irgendetwas zu verbessern. Nein, um an der Macht zu

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