My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
Vaters. Aber hier auf der Jägeralpe machte ich Ferien UND schuftete freiwillig, bis sich an meinen FüÃen Blutblasen bildeten. Hatte ich infolgedessen nicht ein klein wenig Rücksicht und Einfühlungsvermögen verdient?
»Mein Liebesleben ist in Ordnung«, fauchte ich. »Kümmert euch um eures und lasst mich in Ruhe!«
Damit stürmte ich aus der Küche - und direkt in Ignazâ Arme, dessen vorwurfsvolles Gesicht wirklich nichts Gutes versprach. »Ihr könnt mich mal«, knirschte ich - dies aber so leise, dass nicht mal Ignaz meine Worte verstand. »Wo ist Marta?«
»Sie begleitet Franzl zu Zenzas Heustadel.«
»So, so. Bist du dir sicher, dass die Begleitung vor dem Stadel endet?«
»Marta ist nicht so wie du â¦Â«
Ich blieb stehen. »So? Wie bin ich denn? Und woher willst du wissen, wie Marta ist? Kennst du sie so gut und so lange wie ich? Nein, das tust du nicht. Also lass mich in Frieden!«
»Mensch, Zippi, ich will doch nicht mit dir streiten!«
»Tust du aber!«
»Tu ich nicht! Du hast angefangen! Du hast Emir geküsst!«
Langsam hing mir die Wiederholung zum Hals raus. »Das war kein Liebes-, sondern ein Freundschaftskuss, dass duâs nur weiÃt!«
Das verschlug Ignaz kurzzeitig die Sprache. Als er ihrer wieder
mächtig war und gerade etwas erwidern wollte, knurrte mein Magen. Er tat das nicht leise und ladylike, sondern so richtig unverschämt laut. Da zog Ignaz mich weiter - Richtung Hochsitz, Richtung belegte Brote und Almdudler. »Was bitte ist der Unterschied zwischen einem Freundschafts- und einem Liebeskuss?«, wollte er wissen. »Falls es da überhaupt einen Unterschied gibt, Zippi, was ich bezweifle.«
»Deine Zweifel kannst du dir an den Hut stecken. Und wennâs dich interessiert, werde ich dir den Unterschied erklären. Aber erst â¦Â« Ich stand an der Leiter, die zum Hochsitz gehört, und drehte mich zu Ignaz um. »⦠aber erst wenn ich was gegessen habe. Oder willst du eine Hungerleiche über die Wiese schleppen?«
Das brachte Ignaz zum Lachen. Da wusste ich, dass ich gewonnen und den Abend gerettet hatte.
Augenblicke der Sehnsucht
E inträchtig saÃen wir auf dem Brett, das auf dem Hochsitz als Bänkchen dient, tranken Kräuterlimo und aÃen Butterbrote mit dicken Salamischeiben. Da wo die Sonne hinter die Berge gesunken war, schimmerte der Himmel rosenrot, sonst war er einheitlich blaugrau. Das Blaugrau wurde immer dunkler, die Tannen und Fichten wechselten die Farbe von Normalgrün zu Dunkelgrün bis fast Schwarz, und als die Wiese ihr Grün gegen Grauschwarz getauscht hatte, standen die ersten Sterne am Himmel, und schlieÃlich gesellte sich auch der Mond zu ihnen. Schön war das.
Als ich das Butterbrotpapier zusammengeknüllt und in die Tüte zurückgesteckt hatte, traten die Rehe auf die Wiese.
Das ist der Augenblick, den ich jeden Abend herbeisehne - und fürchte. Ich sehne ihn deshalb herbei, weil die Tiere so schön sind. Ich fürchte ihn, weil sie mich immer an meine Mutter erinnern - besser, sie erinnern mich daran, dass ich ihr die Rehe so gerne zeigen würde. Aber das geht ja nicht, meine Ma hat vor zwei Jahren die Fliege gemacht. Noch heute weià ich nicht, weshalb sie an diesem fürchterlichen Sonntagmorgen nicht mehr bei uns war und auch nicht mehr zurückgekommen ist. Gut, sie schickt mir mindestens einmal die Woche einen Brief. Aber Leute, was ist schon ein Brief!? Ich überfliege ihn, ich knülle ihn zusammen, ich werfe ihn ins Klo und spüle
fünf Mal nach. Dann ist er garantiert weg und meine Tränendrüsen stellen ihre Arbeit ein. Keine Ahnung, weshalb ich einer so bescheuerten Mutter fünf schöne Rehe zeigen möchte â¦
»Du, Zippi, jetzt hast gegessen. Jetzt sagst mir den Unterschied, ja?«
Normalerweise legte Ignaz immer den Arm um meine Schultern. An diesem Abend lieà erâs bleiben. Das ärgerte mich. Ich fuhr mir kurz über die Augen und beschloss, Ignaz lieber Emirs Geheimtipp zu verraten. Wenn Emir nämlich wirklich das Training in Angriff nehmen würde, könnte erâs ja doch nicht lange verheimlichen; also beging ich keinen Vertrauensbruch, wenn ich Ignaz jetzt den Sachverhalt schilderte.
Was ich in aller Ausführlichkeit tat. Ich schilderte, was die beiden Männer in Lederhosen samt Hosenträgern gesagt hatten, ich schilderte, was Emir
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