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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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die gestürzt war.«
    Â»Weißt du, Zippi, wenn ich an den Kleinen denke, wird mir ganz übel«, gestand Emir. »Ich wollte dich echt nicht kränken.«
    Weil ich so keuchte - durch knöcheltiefe Hagelkörner bergauf zu gehen, ist eine echte Herausforderung -, verzichtete ich auf eine Antwort. Stattdessen nahm ich mir vor, Emirs Oma Sevde einen lieben Dankesbrief zu schreiben. Ohne ihre Hartnäckigkeit hätte ich niemals Mütze, Schal und Handschuhe eingepackt. Und nun brauchte ich sie schon zum zweiten Mal. Da aller guten Dinge drei sind, erwartete mich also noch ein Abenteuer, dachte ich, dann standen wir vor dem Haus, in dem Nele mit ihrem Vater die Ferien verbringt.
    In eine dicke Decke gewickelt, stand sie an der Tür. »Mein Vater und der Mann, der sein Kind verloren hat, sind schon los«, erklärte sie gerade Rosi und Gundi.
    Â»In welche Richtung sind sie gegangen?«
    Nele deutete mit dem Daumen nach oben.
    Â»Haben sie Taschenlampen und Pfeifen dabei?«
    Â»Wie?« Neles große Augen waren Antwort genug.
    Â»Also nein.« Rosi dachte nach. »Wir machen es so. Gundi und Yasmina gehen in diese Richtung, Marta geht mit mir und Emir mit Zippi. Alle fünf Minuten verständigen wir uns mit den Pfeifen. Wer den Jungen findet, pfeift drei Mal sehr lange. Kapiert?«

    Â»Wie lange suchen wir?«
    Â»Bis es ganz dunkel ist«, entgegnete Rosi knapp. »Das dürfte Mitte August zwischen neun und zehn Uhr sein. Dir, Nele, fällt die wichtigste Aufgabe zu. Du alarmierst die Bergwacht. Das bedeutet, dass du dauernd prüfen musst, ob’s Telefon oder Handy wieder funktioniert. Hast du die Nummer?«
    Â»Die finde ich heraus.«
    Â»Weißt du, wie der Kleine heißt?«
    Â»Benni.«
    Ich war mir nicht sicher, was schlimmer ist. Allein im Haus zu sitzen und zu warten, oder sich durch eine zentimeterhohe Hagelschicht zu kämpfen.
    Â»Servus«, sagte ich leise.
    Wir stapften los. Zuerst folgten wir den Spuren im Hagel, dann teilten wir uns auf und bald sahen Emir und ich nichts mehr von den anderen. Zwischen vereinzeltem Gestein wuchsen hier oben keine Bäume mehr. Wir kämpften uns zwischen niederen Kiefern und struppigen Büschen hindurch, rutschten immer wieder aus, fielen auch oft und hofften doch immer, die Abdrücke kleiner Schuhe zu entdecken. Wir riefen »Benni! Benni, wo bist du?«. Alle paar Minuten pfiff Emir, wir hörten auch die anderen - aber nichts rührte sich, niemand antwortete.
    Ich schwitzte, obwohl es wirklich lausig kalt war. Ob der Kleine wohl ausgerutscht und abgestürzt war? Oder ob er heulend und schluchzend auf einem Fels saß und seiner Rettung harrte? Wie lange dauerte es, bis ein Fünfjähriger erfror? Und warum hatte der depperte Vater nicht aufgepasst? Man verlor sein Kind doch nicht einfach; man hielt es an der Hand und beschützte es, zum Donnerwetter noch mal!
    An manchen Stellen lagen die Hagelkörner knietief, an anderen waren sie schon fast weggetaut. Der Wind, der von den
Bergen herunterblies, war sehr frisch, pustete aber nach und nach den dichten Nebel weg. Als nur noch vereinzelte Schwaden um uns drifteten, hörten wir einen langen Pfiff - und noch einen und einen dritten.
    Erleichtert lachten wir uns an. »Benni wurde gefunden!«
    Emir pfiff, um anzuzeigen, dass wir verstanden hatten. Ich schaute auf die Uhr; eine knappe Stunde hatte die Suche gedauert. Nicht schlecht - aber wer hatte ihn gefunden? Wo? Und in welchem Zustand war der Kleine?
    All das interessierte mich brennend, weshalb ich mich sofort auf den Rückweg und dabei eine neue Erfahrung machte. Auf tauenden Hagelkörnern bergab zu gehen, war noch schwieriger als bergauf. Es war ein höllisch aufregendes, weil total rutschiges Unterfangen. Um auch nur einen geringen Halt zu gewinnen, musste ich die Stiefelabsätze fest in den Matsch rammen. Aber als ich einmal eine Wurzel übersah, haute es mich der Länge nach voll hin, ich glitt auf meinem Hosenboden wie auf einer Schlittenbahn bergab, griff hastig nach den Sträuchern, um mich daran festzuhalten, und sah mich schon unten im Tal - wenn alles gut ging und ich nicht an einem Fels zerschellte. Himmel aber auch! Zippi, du musst dich retten! Gib nicht auf! Du schaffst das!
    Und ich schaffte es. Ich schaffte es, weil die Rutschbahn in einer Ansammlung von niederen Kiefern endete.
    Sekunden später beugte sich Emir über mich. »Zippi, hast du

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