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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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dir wehgetan?«
    Â»Nö. Ich hab nur einen mächtigen Schreck bekommen.«
    Â»Und ich erst!« Emir half mir hoch, dann brach er ein Kiefernzweiglein ab, verstaute es sorgsam in der Tasche seiner nassen Jeans und klopfte drei Mal darauf. »Zur Erinnerung an Zippis Rutsch durch Hagelkörner.«
    Â»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!
«, fauchte ich. »Du machst dich wohl über mich lustig, was?«
    Â»Im Gegenteil.«
    Â»Was soll das heißen?«
    Â»Zippi …« Emir sah in den nassen Jeans, dem geliehenen Anorak und dem abartigen Mützchen voll bescheuert aus; aber aus seinen Augen sprühten grüne Funken, die, wie man inzwischen weiß, den absoluten Schmelzfaktor meiner Knie bedeuten. Nur mit größter Anstrengung hielt ich mich aufrecht. Nein, ich sank Emir nicht Halt suchend in die Arme. Er liebte Nele, ich liebte Ignaz, und damit basta - oder etwa nicht?
    Â»Schade«, murmelte er.
    Â»Was ist schade?«
    Â»Dass wir uns nicht irgendwo hinsetzen können.«
    Also wirklich! Ich hatte fast das Eingeständnis seiner Liebesverirrung erwartet. Aber was hatte der Junge im Sinn? Eine Ruhebank - ganz wie ein alter Opi, der nach einem anstrengenden Weg seinen müden Knochen eine Erholung gönnen will. Nur gut, dass ich in Ignaz verliebt war; offensichtlich passte Emir wunderbar zu Nele, die sich ja auch gerne schonte.
    Â»Auf geht’s! Schauen wir, dass wir endlich runterkommen.«
    Emir hielt mich zurück. »Zippi.«
    Â»Komm endlich, es wird dunkel.«
    Â»Zippi …«
    Â»Stimmt. So heiße ich.«
    Â»Mensch, Zippi, immer wenn ich dir was Wichtiges sagen will, wirst du zickig.«
    Â»Zickig? Ich?« Also wenn mich was garantiert auf die Palme bringt, dann der Vorwurf, ich sei zickig. Ich, Zippi, bin nie zickig! Ich hab eine eigene Meinung! Bei uns im Lande herrscht Redefreiheit, also sag ich, was ich denke, und wehe dem, der mich
daran hindern will! Meine Meinungsäußerung hat absolut gar nichts mit zickig zu tun, jawohl!
    Â»Hör mir doch endlich mal zu!«, flehte Emir. Echt, er flehte, er sagte das nicht einfach so dahin.
    Â»O. K. Aber mach schnell. Meine Füße werden kalt.«
    Â»Ist wohl doch nicht der richtige Moment für das, was ich dir sagen will. Besser, ich verschieb’s auf morgen.«
    Â»Du hast gegackert. Jetzt sag schon, aber ein bisschen dalli!«
    Er machte so hmhmhm und schaute mir tief in die Augen, wobei sich der Schmelzfaktor meiner Knochen eindeutig dem kritischen Zustand näherte.
    Â»Zippi, ich hab einen Fehler gemacht. Den schlimmsten, deppertsten Fehler meines Lebens. Kann ich den wiedergutmachen?«
    Â»Wie bitte?« Ich fühlte, wie mir ganz heiß wurde. Bestimmt ähnelte mein Gesicht einem Feuermelder.
    Â»Worin besteht dein Fehler?«, erkundigte ich mich sachlich, dabei klopfte mein Herz wie rasend.
    Â»Ich dachte, ich hätte mich in Nele verliebt. Das war ein Fehler. Ein Irrtum.«
    Â»Aha.« Obwohl die Menge der grünen Funken, die aus seinen Augen hüpfte, dramatisch zunahm, hielt ich mich eisern auf meinen schwachen Beinen. »Was bedeutet das im Klartext?«
    Â»Das bedeutet …« Meine Füße in den nassen Stiefeln wurden wirklich kalt. »Weißt du, eigentlich bist du daran schuld, dass ich den Fehler gemacht habe. Du hast dich zuerst in einen anderen verliebt.«
    Â»In Ignaz«, bestätigte ich.
    Â»Ja. In Ignaz.«
    Â»Und?«
    Â»Das hat mir ganz schön zugesetzt«, gestand er leise. »Verstehst
du? Kaum warst du weg, hattest du einen anderen Freund. Ich fand das unmöglich.«
    Ich schwieg.
    Â»Stell dir doch nur vor, ich wäre in die Berge gereist und hätte ruckzuck eine neue Freundin gehabt. Das hättest du doch auch fies gefunden, oder?«
    Ich wand mich, denn natürlich hatte Emir recht. »Stimmt. Aber …«
    Meine kalten Füße hinderten mich am schnellen Denken. »Aber ich weiß nicht, ob ich nicht anders gehandelt hätte«, entgegnete ich schließlich.
    Emir hob die Augenbrauen. »Was hättest du getan?«
    Ich spürte, wie meine Füße immer tiefer in den aufgeweichten Boden sanken. »Garantiert hätte ich nicht die Hände in den Schoß gelegt und deine neue Freundin einfach so hingenommen. Noch weniger hätte ich mich dem erstbesten Jungen, der mir zufällig über den Weg gelaufen wäre, an den Hals geworfen.

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