My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
Nein, Emir, das hätte ich nicht getan. Ich, Zippi Hopp, hätte um dich gekämpft!«
So! Das musste mal gesagt werden! Meiner Meinung nach hatte er sich wirklich Nele an den Hals geworfen. Unüberlegt war das gewesen, total übereilt. Was hatte ihm das gebracht?
Nichts als Ãrger für uns beide!
Ich ärgerte mich so über den Ãrger, dass ich einfach davonrannte. Obwohl Steine und Gras inzwischen so gut wie hagelfrei waren, war infolge der Nässe alles furchtbar rutschig. Ich vertraute meinem Glück, hüpfte und sprang bergab - bis Emir hinter mir einen Schrei ausstieÃ. Ich bremste, so schnell mir das möglich war, und was sah ich? Emir hatte es gesetzt. Die Beine waren unter ihm weggeglitten, mit Karacho hatte es ihn hingehauen, sodass er wie benommen um sich blickte und gar
nicht begreifen wollte, wie das in dieser Geschwindigkeit hatte geschehen können.
Kurz zuvor war er mir beim Aufstehen behilflich gewesen; nun war die Reihe an mir, ihm hilfreich meine zarte Zippi-Hand zu reichen. Was ich ohne zu zögern tat. Aber anstatt diese mit höflichem Dank zu ergreifen, meinte er vorwurfsvoll: »Eigentlich hättest ja auch du um mich kämpfen können.«
Kurzzeitig blieb mir die Spucke samt Sprache weg. »Nicht nötig«, sagte ich dann so richtig von oben herab. »Ich hatte mich ja in Ignaz verliebt.« Vor Zorn bebend, blitzte ich ihn an. Da, in genau diesem Augenblick, geschah etwas sehr Merkwürdiges. Ich sah, dass seine Augen keine grünen Funken mehr sprühten, es leuchtete nicht mal der kleinste, bescheidenste Funke auf, nein - auf einmal waren Emirs Augen voll trüb. Ohne Licht. Ganz ohne Feuer. Blickten nur traurig und irgendwie auch sehr, sehr enttäuscht. Plötzlich fühlte ich mich echt mies und kapierte wohl zum ersten Mal überhaupt, was ich ihm angetan hatte: Da hatte der Junge den (vermutlich ungeliebten) Ferienjob im mütterlichen Gemüseladen geschmissen, hatte seine Sachen in einen schäbigen Rucksack geworfen, hatte sich an die StraÃe gestellt, den Daumen in die Luft gehalten und sich als Anhalter unter Missachtung aller damit verbundenen Gefahren bis ins Allgäu durchgeschlagen. Und wozu? Um mitten auf dem Burgberger Festplatz seine Zippi in den Armen eines anderen zu sehen, inklusive verliebtem Lächeln und wunderschönen Plastikrosen in mehrheitlich roter Farbe.
Das musste ihm einen furchtbaren Schock versetzt haben. Aber niedergeknüppelt hatte es ihn nicht; anstatt beleidigt nach Hause zu fahren, hatte er seinen Schlafsack in Zenzas Stadel ausgelegt, hatte sich erst mal beruhigt und die Verhältnisse abgecheckt. So weit, so gut. Trotzdem.
»Gleich am ersten Abend hast du dich aber in Nele verliebt.«
Er rappelte sich ohne meine hilfreiche Hand auf.
»Ich dachte, ich hätte mich verliebt«, erklärte er und tastete seinen Po ab. »Autsch! Voll auf die Knochen!«
Er verzog das Gesicht, griff nach meinem Arm und humpelte weiter. »Genau das, Zippi, war mein Fehler. Es war ein Irrtum.«
Was für ein übler Schlamassel!
»Nele liebt dich. Für sie sind deine Küsse etwas ganz Intimes.«
Er sagte nichts, bis wir vor der Tür des Ferienhauses standen, das Nele mit ihrem Vater bewohnt. »Und jetzt?«, fragte ich ihn.
»Ãber schlechte Zeiten darf man nicht jammern, sagt meine Oma Sevde immer. Man muss schauen, wie man sie ändert.«
»Welche schlechten Zeiten?«
Plötzlich waren seine Augen wieder voller grüner Funken. »Nun sei doch nicht so neugierig, Zippi!«
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In dem ehemaligen Stadel, der jetzt ein gemütliches Ferienhaus ist, waren alle im Wohnraum versammelt. In dem groÃen, aus grauen Feldsteinen gemauerten Kamin brannte ein Feuer, davor saÃ, fest in dicke Decken gehüllt, ein weiÃgesichtiger kleiner Junge in einem riesigen Sessel.
Marta kniete vor ihm und hielt ihm eine Tasse an die Lippen. »Trink«, munterte sie ihn auf. »Dann wird dir gleich wieder warm.«
Irgendwer hatte Früchtetee gekocht; Neles Vater reichte uns zwei Becher, ich nippte daran und verzog das Gesicht. »Puh, ist der süÃ!«
»Ich hab ihn zubereitet. Schmeckt er dir nicht?«, fragte Nele besorgt.
»Wahrscheinlich wird er mir schmecken«, wich ich aus und
nahm einen herzhaften Schluck. Und noch einen ⦠und auf einmal war der Becher leer. Eifrig füllte ihn Nele ein zweites Mal. »Je mehr ich davon trinke,
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