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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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ich und machte mich los. »Ignaz, ich muss dir was sagen.«
    Â»Freust du dich nicht auf den Ausflug?«
    Â»Ich freue mich nicht. Ich muss dir was sagen.«
    Â»Hat dich die Nele wieder geärgert?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss dir was sagen, Ignaz.«
    Â»Dann tu es doch endlich!«
    Â»Du hörst mir nicht zu! Ignaz …«
    Drüben zwischen den Bäumen raschelte es leise. Ich dachte, es seien die Rehe, drehte mich um … und erstarrte. Der Keiler stand am Waldrand und blickte zu uns herüber, und ich muss sagen, mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. So ein männliches Wildschwein ist kein niedliches rosa Sylvesterferkelchen aus Marzipan! Das hat vielleicht zwei Hauer! Riesig sind die und wie die sich nach oben biegen! Lautlos folgten ihm viele kleine Säue, der Keiler hob den Kopf - und wir, also ich und Ignaz, nichts wie rauf auf den Hochsitz!
    Das Mädchen möchte ich erleben, das in einer solchen Lage ihrem Beschützer das Ende der Liebe erklärt! Ich klammerte mich an Ignaz, presste mein Gesicht an sein Hemd und jammerte. »Mach, dass die Schweine abhauen! Ignaz, wenn die den Hochsitz umwerfen!«
    Sie warfen den Hochsitz nicht um, sie kamen nicht mal in seine Nähe, aber als sie endlich wieder im Wald verschwanden, war die günstige Gelegenheit vorüber. Mir war kalt, meine Beine zitterten echt, denn was mich am meisten aus der Fassung gebracht hatte, war die Lautlosigkeit, mit der sich die Tiere bewegen: Da kollert kein Steinchen, knackt kein Ästchen und raschelt kaum ein Blättchen! Sie erscheinen und verschwinden wie graue Gespenster.

    Hand in Hand gingen wir zur Jägeralpe. »Du liebst mich doch?«, flüsterte Ignaz.
    Klar, ich hätte sagen können: Nein, ich liebe dich nicht. Ich habe mich nur aus Angst vor den Wildschweinen an dich geklammert! Ich hab das nicht gesagt. Ich nickte ein ganz kleines bisschen: »Ich will aber keine Fernbeziehung.«
    Da lachte Ignaz leise. »Wir schaffen das, Zippi!«
    Â 
    Je näher der Samstag kam, desto mieser fühlte ich mich. Wie ich Marta beneidete! Nachts im Bett schwärmte sie mir von Franzl vor - und ich? Ich hatte einen Lover, der nicht kapieren wollte, dass er in wenigen Tagen mein Ex sein würde. Ich hatte einen zweiten Lover, der nie anwesend war und Geheimnisse vor mir hatte, und meinen Dichter-Lover hatte ich an seine neue Muse namens Nele abgetreten.
    Letzteres wusste ich nicht sicher, vermutete es aber stark.
    All das war so furchtbar, dass ich sogar das Einräumen des schmutzigen Geschirrs in die Spülmaschine übernahm. Ich tat das freiwillig, obwohl ich diese Tätigkeit hasse wie die Pest. Was beweist, wie mies ich mich fühlte.
    Rosi hatte zwar in der Allgäu-Post eine Anzeige aufgegeben: Die Jägeralpe ist Samstag geschlossen!
    Trotzdem fuhr ich am Freitagnachmittag mit Ignaz nach Burgberg, wo wir an etlichen Stellen die Warnung anpinnten:
    Am Samstag ist die Jägeralpe ganztägig geschlossen!
    Als wir die Aufgabe erledigt hatten, war es so weit: Ich fasste mir ein Herz und sagte Ignaz ohne Umschweife, dass ich mich entliebt hätte.
    Leute, was dann folgte, schildere ich nicht. Ich schildere nicht, wie bleich er wurde, wie er mich anstarrte, wie er sich aufs Moped quälte und einfach davonfuhr.
    Das alles schildere ich nicht.

    Ich sag nur: Es war so grauenhaft, dass ich mich nie mehr in meinem ganzen Leben Hals über Kopf verlieben werde. Zuerst schwebt man auf einer rosa Wolke im siebten Liebesglückhimmel, dann fällt man runter und ersauft fast im tiefen Tal der Tränen. Der Schock ist nachhaltig und reicht für ein komplettes langes Leben.
    Ich war so erschüttert, dass ich nicht mal Lust auf ein großes Eis mit Sahne hatte. Der Kummer lag mir so schwer auf der Seele, dass ich’s mit der großen Last kaum auf die Jägeralpe hochschaffte. Es dämmerte natürlich schon, und immer hatte ich Angst, irgendwo würden die Wildschweine aus dem Gebüsch brechen.
    Auf dem ganzen Weg schimpfte ich in Gedanken mit Ignaz: Warum warst du so begriffsstutzig? Warum hast du mich immer wieder gefragt, ob ich dich liebe, obwohl du wusstest, dass ich keine Fernbeziehung möchte? Es gab keine einzige Frage, die ich ihm nicht an den Kopf warf.
    Natürlich hatte er eine gewisse Mitschuld, trotzdem fühlte ich mich so mies, dass ich am liebsten sofort ins Bett gegangen und in einen tausendjährigen Schlaf

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