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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Vater. Keine Widerrede. Es ist spät. Gute Nacht.«
    »Du schickst mich einfach fort«, klagte sie und humpelte leidend durch die Küche. Wenn ich am Vormittag nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wie blitzschnell sie aufgesprungen war und ein paar Schritte machte, wäre ich vor Mitleid zerflossen. So aber war das der letzte Beweis für Neles überragende Schauspielkunst. Die Frage war nur, wie lange Cas brauchen würde, um das zu erkennen.

Was ist Liebe?
    K aum waren wir in unserer Kammer, wollte Marta wissen, weshalb ich Nele so angeschrien und was es mit Cas’ Brief auf sich hätte.
    »Was hat sie dir getan?«
    Ich berichtete ihr, wie Nele mir vor wenigen Tagen Cas’ Briefe aus der Hand gerissen hatte und beiseitegesprungen war. »So als hätte sie kein kaputtes Bein«, schimpfte ich. »Flinker hätten wir beide uns auch nicht bewegen können, glaub mir das, Marta.«
    Wir waren uns einig: Nele humpelte oder ging, grad wie es ihr passte.
    »Hat Cas dir Liebesbriefe geschrieben? Nele muss sich versprochen haben. Sie sagte was von Gedichten.«
    »Marta!« Ich kroch aus meinem Bett und setzte mich auf ihres. »Marta, wir beide haben keine Geheimnisse voreinander, stimmt’s?«
    »Das hoffe ich aber!«
    »Eben. Es ist nur so: Ein einziges gibt es doch.«
    »Nein!«
    »Es ist kein schlimmes Geheimnis.«
    »Das will ich selbst beurteilen. Vielleicht handelt es sich ja doch um einen Vertrauensbruch«, entgegnete Marta ernst. »Schieß los.«

    Ich seufzte. »Du weißt, Cas ist mein Nachbar. Wir sind zusammen in den Kindergarten und in die Grundschule gegangen, er holt mich jeden Morgen ab, wir …«
    »Brauchst nicht bei Adam und Eva anfangen. Um was geht es?«
    »Ich bin«, sagte ich leise, »seine Vertraute. Er bespricht alles mit mir, was seine Familie nicht kapieren würde. Bei ALLES handelt es sich eben um sein Geheimnis.«
    »Das wäre?«
    »Er … Marta, ich hab ihm mein Ehrenwort gegeben!«, rief ich.
    »Das du gebrochen hast. Ausgerechnet Nele weiß davon. Hast du eine Ahnung, wie ich mich fühle? Ich, Marta, ich bin deine Freundin!«
    »Du bist meine einzige Freundin. Um nichts in der Welt will ich dich verlieren.«
    »Dann sag mir, was Nele weiß.«
    Nele! Immer wieder Nele! »Du darfst niemandem sagen, was ich dir jetzt verrate«, schärfte ich ihr ein. »Hand aufs Herz. Schwör’s mir.«
    Marta legte die Hand an die Stelle, wo vermutlich ihr Herz klopfte. »Ich schwör’s.«
    »Cas schreibt Gedichte. Er weiß, dass seine Familie ihn auslachen würde, wenn sie davon wüsste. Deshalb schickt er sie mir. Weißt du, er wird mal ein ganz großer Dichter. Aber natürlich braucht ein Dichter eine Muse. Das bin ich.«
    »Eine … eine was?«
    »Eine Muse ist so was wie ein Ansprechpartner, der die Gedichte liest und sie einfach nur schön findet. Eine Muse darf nichts kritisieren, sodass der Dichter nicht den Mut verliert. Wenn er immer nur ausgelacht und verspottet wird, gibt er das Gedichteschreiben schnell auf. Und warum? Weil das Dichten
eine Menge Arbeit macht. Es ist echt anstrengend, immer die richtigen Worte für die Gefühle zu suchen, die der Dichter in seinem Inneren empfindet. Er sucht und sucht und darf so lange nicht aufgeben, bis er sie endlich gefunden hat. Verstehst du, wie mühsam das sein kann, Marta? Ein Dichter muss viel Geduld haben. Darin unterstützt ihn seine Muse.«
    »Im Geduldhaben?«, wiederholte Marta ungläubig. »Ausgerechnet du unterstützt ihn im Geduldhaben?«
    »Genau. Ich stehe voll und ganz hinter ihm. Cas wird mal ein berühmter Dichter, glaub mir das, Marta.«
    »Wenn du es sagst … Wie viele Gedichte hat er denn schon geschrieben? Zehn? Zwanzig?«
    »Hunderte!«, rief ich. »Ich sammle sie alle. Eine Schachtel ist voll, die zweite …«
    »Nein!«
    »Doch!«
    »So lange hast du ein Geheimnis vor mir? Zippi, ich bin entsetzt!«
    »Marta, versteh mich doch! Wie hättest du gehandelt, wenn Cas zu dir gekommen wäre und dich um dein Ehrenwort gebeten hätte?«
    Marta dachte lange nach. Ich fühlte, dass unsere tiefe Freundschaft in Gefahr war, ich ahnte, dass Marta sehr mit sich rang. War das Ehrenwort, das ich Cas gegeben hatte, ein Vertrauensbruch ihr gegenüber? Wenn sie zu diesem Ergebnis käme, würde uns das in eine echte Krise stürzen.
    »Er hätte dich nicht um dein Ehrenwort bitten dürfen. Er hätte wissen müssen, was das für unsere Beziehung bedeutet«, sagte Marta schließlich.
    »Ich glaube nicht, dass er an unsere Beziehung dachte.«
    »Er wird nur seine

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