My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
schönen Tag. Wir kommen gut ohne euch zurecht.«
»Wenn das so ist. Ich komme natürlich mit, Franzl.« Marta küsste ihm Marmelade vom Mundwinkel. »Was ist mit dir, Zippi?«
»O. K. Ich bin dabei.«
»Dann bin ich ja ganz alleine. Obwohl …« Nele schaute Ignaz flehend an. »Könntest du mich nicht mitnehmen? Auf dem Rücksitz von deinem Moped?«
Ignaz schüttelte den Kopf. »Du fällst garantiert runter.«
»Es wäre schön, wenn wir alle zusammen wären.« Cas lächelte Nele an. »Du solltest allerdings langsam fahren, Ignaz.«
»Sollte ich das?«
Normalerweise liebe ich das Frühstück in unserer gemütlichen Küche. Heute schmeckte mir plötzlich gar nichts mehr. Der Milchkaffee war eklig, die Brote, die gute Butter, der Käse, die Marmelade - alles war mir zuwider. Mit Nele in Burgberg! Kotz! Würg! Nur das nicht! Und dazu die Aussicht auf das mutige Gespräch mit Ignaz - was für ein voll bescheuerter Tag!
Aber klar. Nele schaffte es. Ich vermutete, dass sie ihre Teilnahme sorgfältig geplant hatte. Das Mädchen hatte sogar eine Jacke und ein Täschchen mitgebracht!
Ignaz versprach, sehr langsam zu fahren, Nele schwang sich auf den Rücksitz, wir anderen gingen neben dem Moped her, das in Schrittgeschwindigkeit den Berg hinunterschlich.
Marta und Franzl gingen als Letzte, sodass ich Cas gründlich ausfragen konnte.
»Gefroren habe ich nicht. Das Heu und die Decken wärmten genug. Aber als Franzl die Fallen aufstellte, wurde mir schon schlecht, und als ich das Rascheln und Fiepen in der Dunkelheit vernahm, sah ich überall springende Mäuse. Zippi, diese Erfahrung war sehr unangenehm.«
»Als Dichter bringt dich jede Erfahrung weiter«, ermahnte ich ihn. »Hast du schon daran gedacht, die Nacht in einem Gedicht zu verarbeiten?«
Cas runzelte die Stirn. »Du meinst, so was in der Art von ›Erlkönig‹? Wer reitet so spät durch Nacht und Wind …? «
»Genau. Nur müsste es in deinem Fall heißen:
Was raschelt und fiept im Heu bei Nacht?
Es sind die Mäuse! Die bewegen sich sacht …
Verstehst du? So was in der Art.«
Cas summte vor sich hin. »Hör mal zu:
Ich halt die Decke wohl in dem Arm, sie hüllt mich ein, sie hält mich warm.
Wie klingt das, Zippi?«
»Das klingt super. Cas, mach was aus der Erfahrung. Sie ist eine 1-a-Chance für ein gutes Gedicht.«
»Zippi!« Cas hielt mich am Arm fest, wir blieben stehen. »Zippi, du hast mir so gefehlt. Siehst du, kaum sind wir wieder zusammen, baust du mich auf. Und nicht nur das: Ohne dich wäre ich nie auf das Gedicht gekommen. Ich werde es ›Die Nacht der tausend Mäuse‹ nennen. Und weißt du was?«
Wir gingen langsam weiter. »Deine Idee eröffnet mir ganz neue Horizonte.«
»Horizonte? Was meinst du damit?«
»Sie eröffnet mir ein total neues Gedichtgebiet: Tiere, die Natur - all so was.«
»Mensch, Cas, du hättest vor ein paar Tagen hier sein sollen!«, rief ich. »Da ging ein Hagelsturm auf uns nieder, der es in sich hatte. Zuerst dachte ich, das Dach wird uns davongeblasen, dann fürchtete ich, die Hagelkörner würden es einschlagen, und zuletzt mussten wir sogar noch einen fünfjährigen Jungen suchen, der seinem Vater abhandengekommen war! Bist du schon mal in knietiefen Hagelkörnern bergauf gegangen? Das ist eine Erfahrung, die nicht jedem geschenkt wird.«
»Wohingegen ich auf nichts anderes als das langweilige Mittelmeer geblickt habe.« Cas ließ den Kopf hängen. »Und dennoch
habe ich ein paar ganz ordentliche Gedichte geschrieben, meine ich. Du hast mir noch nicht gesagt, was du von ihnen hältst.«
»Dasselbe wie immer, Cas«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. »Du beherrschst das Thema Liebe in all seinen Variationen, allerdings meine ich, dass du es dir allmählich erschöpfend erarbeitet hast. Es ist an der Zeit, weitere Themen zu erschließen. Tiere, Natur - all das, was du gerade gesagt hast.«
»Ja. Ich fühle dasselbe.«
»Und dafür, Cas!« Ich blieb wieder stehen und breitete die Arme aus. »Dafür bist du am richtigen Ort. Wir zeigen dir Orte in der Natur, da fließen dir die Gedichte wie ein Wasserfall aus dem Hirn.«
»Meinst du wirklich?«
»Davon bin ich überzeugt. Nur eines musst du mir versprechen, Cas. Glaub nicht, ich hätte das Ehrenwort, das ich dir gegeben habe, gebrochen. Es …«
»Ich weiß, es handelte sich um einen unglücklichen Zufall«, unterbrach er mich. »Nele hat mir darüber berichtet. Natürlich konnte sie nicht ahnen, dass ich dir Gedichte schreibe! Aber
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