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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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weißt du was, Zippi? Nele fand sie schön. Wunderschön sogar.«
    Na klar, ein Mädchen wie Nele würde den ausgefransten Zahnstummel eines kariesgeplagten Krokodils zum Wunderwerk der Schöpfung erheben, wenn es ihr nützen würde! Aber konnte ich Cas jetzt schon aufklären? Nein. Kein Wort würde er mir glauben, was wieder mal beweist, dass jeder Mensch seine Erfahrungen selbst machen muss.
    »Was hältst du von Nele?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Vor uns tuckerte Ignaz wie versprochen in Schrittgeschwindigkeit dahin. Neles hellblonde Schnittlauchhaare flatterten kaum im Fahrtwind, so gering war der.

    »Nele ist wie eine Fee«, sagte Cas versonnen. »So zart. So zerbrechlich. So … ich weiß nicht, wie ich’s beschreiben soll.«
    Ich hustete. »Versuch’s. Los, streng dich an, Cas.«
    »Wenn ich sie ansehe, will ich sie beschützen.« Cas streckte die Hand nach mir aus. »Du bist mutig und stark, Zippi. Dich muss niemand beschützen. Nele ist das totale Gegenteil von dir.«
    Sch…! Mensch, Cas, hätte ich am liebsten gebrüllt, ich muss auch beschützt werden! Es ist verdammt anstrengend, immer stark und mutig zu sein, wo ich mich doch manchmal wie eine einzige Träne fühle!
    Warum kapiert das niemand? Niemand außer Marta und Emir?
    Hundert Schritte weiter wusste ich, was ich, wenn ich mein Leben lover- und muttermäßig wieder im Griff hatte, als Nächstes in Angriff nehmen würde. Ich würde trainieren, mich so richtig hilflos zu geben. Genau wie Nele.
    Leute, kennt ihr die fleischfressende Pflanze namens Sonnentau? In geringer Zahl findet man sie noch heute in den Mooren des Allgäus. Mit ihrem Duft lockt sie die Fliegen an, die der Meinung sind, der Nektar der schönen rostroten Blüte verströme den Duft. Das aber ist eine voll fiese Täuschung. Befindet sich nämlich ein fröhlich Nektar sammelndes Tierchen einmal in der Blüte, geschieht zweierlei. Erstens bleibt die Fliege an einer klebrigen Substanz haften. Zweitens schließen sich viele Fangarme um ihren Leib, womit ihr Schicksal besiegelt ist: Sie wird ausgesaugt, ihre unverwertbaren Reste werden entsorgt.
    Manche Mädchen haben dieses Muster kapiert. Ihre Hilflosigkeit ist der Duft, der die Jungs anlockt, ihre Schwäche ist der Nektar, und ihre Bewunderung sind die Fangarme, die ihr Opfer unerbittlich an sie binden.

    Ich muss sagen, das ist ein geniales Vorgehen - Hilflosigkeit ist der todsichere Tipp, die Jungs anzulocken und dann um den Finger zu wickeln.
    Folgendermaßen muss man vorgehen:
    (Da dies eine wichtige Lektion fürs Leben ist, notiere ich die Kurzfassung.)
    Erstens: Bewunderung heucheln. Uneingeschränkte, kritiklose, anbetende Bewunderung.
    Zweitens: Um das überzeugend rüberzubringen, muss man die Augen weit, weit aufreißen, den Mund etwas öffnen, die Hände dekorativ in den Schoß legen sowie sich dem Jungen herzlich zuneigen.
    Drittens: Nicht das allerkleinste Hilfsangebot darf ausgeschlagen werden.
    Ich ahnte, dass mir das Training keine Freude bereiten würde. Außerdem dachte ich darüber nach, weshalb Ignaz und Franzl nicht auf Neles Hilflosigkeit ansprachen - dieses Rätsel musste ich lösen, bevor ich mich in ein kräftezehrendes Training stürzte.
    Inzwischen waren wir im Zentrum von Burgberg angekommen, da wo die kleinen Bergarbeiterjungs aus Bronze stehen. Ignaz bremste, das Moped wackelte ein bisschen, und schon - das war der Beweis für Punkt drei - schon rannten Cas und sogar Franzl herzu, stützten Nele und halfen ihr vom Rücksitz. Eines war mir klar: Hätte Ignaz mich auf dem Moped transportiert, hätte mir keiner geholfen! Jeder hätte gedacht: Die Zippi macht das locker, die Zippi lacht mich aus, wenn ich ihr die Hand reiche!
    Nele humpelte.
    Sofort schlang Cas seinen Arm um ihre dünne Taille. Aber hallo! Musste das sein? War das nicht reichlich übertrieben? Ich drehte mich zu Marta um.

    Die verdrehte wie Gundi beim Frühstück die Augen und Franzl lachte spöttisch. »Lass ihn doch! Wenn er sich um Nele kümmert, haben wir unsere Ruhe.«
    So gesehen hatte Franzl recht.
    Trotzdem ärgerte es mich, dass sich Cas so fürsorglich um Nele kümmerte; er hätte damit unbedingt warten müssen, bis er sie besser kannte, fand ich.
     
     
    Ignaz und Franzl steuerten zuerst aufs einzige Sportgeschäft des Ortes zu - und was dann geschah, kann ich nur mit besorgtem Kopfschütteln schildern.
    Es gab fünf Schlafsäcke; einen davon wollte Cas kaufen. Die Frage war nur: Welcher sollte es denn sein?
    Die Jungs

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