My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Cas?«
Mir reichte es jetzt. »Ehrlich gesagt, Nele, müsstest du Emir das Herzkissen schenken. Sagtest du mir nicht erst vor wenigen Tagen, du würdest Emir ewig lieben?«
»Zippi, ich musste Cas einfach eine Freude bereiten. Ich schenke nämlich für mein Leben gern!«
O. K., man muss wissen, wann man keine Chance hat. Nele war ich nicht gewachsen, ich akzeptierte das und ahnte, dass ich selbst mit Ausdauertraining niemals ihre Leistungsfähigkeit in den Bereichen Lob und Bewunderung erreichen würde.
Ignaz und Franzl zwinkerten mir zu, Marta fragte nicht lange, sondern teilte Neles Berliner mit mir. Beim zweiten Bissen kam mir eine absolut geniale Idee. »Cas, zum Thema, worüber wir gesprochen haben: Tiere und Natur. Gleich hier um die Ecke gibt es ein Naturschauspiel. Eine Klamm. Eine Schlucht also, durch die der Wildbach rauscht. Die darfst du dir nicht entgehen lassen, die …« Ich suchte nach Worten, die nicht allzu viel verraten würden. »… ist echt wie ›großes Kino, große Gefühle‹. Das weiß schäumende Wasser rauscht, tost und donnert zwischen hoch aufragenden, moosüberzogenen Felswänden. Gischt benetzt dein Gesicht, du schwebst über schwindelnder Tiefe - ach Cas, ich kann’s leider nicht so packend beschreiben, wie du es könntest. Glaub mir, ich übertreibe nicht. Die Schlucht ist ein Muss.«
Marta, meine beste Freundin Marta, erkannte sofort die Absicht, die hinter dem Vorschlag verborgen war. »Zippi hat recht. Erstens ist die Klamm nicht weit weg, zweitens gehe ich noch mal durch - egal ob ihr mitkommt oder nicht. Sie ist einfach …«
»… überwältigend«, flüsterte ich ihr ein.
»… überwältigend«, wiederholte Marta dankbar.
Anstatt zu sagen: »Cas, die Schlucht musst du sehen«, machte
Nele sofort ein leidendes Gesicht. »Mein Bein ist der Klamm sicher noch nicht gewachsen. O, was mache ich nur? Ich will euch wirklich nicht zur Last fallen, aber wollt ihr, dass ich warte, bis ihr zurück seid?«
Ignaz grinste echt fies. »Cas wird dich Huckepack nehmen.«
Na ja … Nur so viel noch: Die Klamm war gestorben.
Allerdings war Cas Nele noch nicht ganz auf den Leim gegangen. Auf dem Rückweg zur Jägeralpe - Nele durfte wieder bei Ignaz mitfahren - fragte Cas, ob ich eine Möglichkeit sähe, mit ihm durch die Schlucht zu wandern. »Nur wir beide, Zippi, damit wir uns unsere Eindrücke mitteilen können.«
»Hast du einen Wecker?«
Cas deutete auf seine Armbanduhr. »Wann?«
»Morgen früh? An Zenzas Brunnen? Ich hole dich ab. Von ihrer Alpe aus gibt es nämlich einen direkten Weg runter in die Schlucht. Wenn wir uns um sechs Uhr treffen, sind wir zum Frühstück zurück.«
Das stimmte nicht. Ich wusste, dass wir mehr als nur zwei Stunden brauchen würden, war mir aber sicher, dass mir Cas die geringfügige Untertreibung verzeihen würde, wenn er erst mal in der Klamm stand.
Ich freute mich richtig auf den kommenden Morgen, allerdings hatte ich an diesem Tag noch eine schwere Aufgabe zu bewältigen: Ich musste das Versprechen einlösen, das ich Marta gegeben hatte, musste Ignaz bekennen, dass ich mich letztendlich doch für Emir entschieden hatte, weil ich keine Fernbeziehung führen wollte, was er einfach verstehen musste. Weil sich Marta mit Franzl unterhielt und Cas Neles Rücken nicht aus den Augen ließ, hatte ich Zeit zum Nachdenken.
Momentan hatte ich einen festen, einen vielleicht-bald-wieder-festen und einen schwankenden Lover: Ignaz, Emir und Cas. Das entsprach einem Liebesstress hoch drei.
Ich hatte mir noch längst nicht die passenden Worte zurechtgelegt, als unsere Jägeralpe in Sicht kam, weshalb ich sofort zum weiteren Nachdenken in meine Kammer eilen wollte - aber natürlich kam dann alles anders als gedacht.
Unsere Mutter Theresa
J e näher wir der Jägeralpe kamen, desto besorgter wurden wir. Leute riefen und lachten und standen herum, Hunde bellten, Kinder heulten.
»Zippi, da ist was passiert.« Marta und ich rannten los. Ignaz gab Gas, hupte wild und überholte uns, und Franzl sowie Cas folgten schnellstmöglich.
Natürlich kam Ignaz als Erster an. Ich sah, wie er bremste, anhielt und sein Moped, ohne sich um Nele zu kümmern, an die Wand unter unserem Kammerfensterchen lehnte. Ohne männliche Hilfe schwang sich Nele vom Rücksitz, Marta und ich hasteten auf die Terrasse - was, Allmächtiger, war das denn?!
Ein überwältigender Duft nach Pfirsichen und süßen Mandeln schlug uns entgegen und raubte uns schier den Atem.
Und: Der Brunnen
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