My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
… Was will der Typ von Nele?«
»Sprichst du von Cas?«
»Ne. Das ist ein Neuer.«
»Wundert dich das?« Marta blinzelte mir zu. »Zippi, Nele setzt offensichtlich wieder mal ihre blauen Wunderaugen ein.«
Wir hatten uns umgezogen und gingen ins Bad. Gerade als wir die Haare kämmten, hörten wir, wie jemand den Gang entlangrannte. Sekunden später wurde an die Badezimmertür getrommelt. »Mensch, wo bleibt ihr denn?«, rief Franzl. »Beeilt euch! Los, macht schon!«
»Warum?«
»Kommt!«
»Jetzt ist Nele in den Brunnen gefallen«, vermutete Marta.
Sie hatte nicht recht. Ganz und gar nicht.
Marta und ich stürzten ins Freie und stolperten fast über Franzl. »Das müsst ihr sehen«, sagte er hastig und zeigte auf die Terrasse. Dort, am ersten Tisch, saß Nele. Mit beiden Händen umfasste sie die Shampooflasche und lächelte ihr Gegenüber so richtig süß an. Der hielt eine Kamera vors Auge. »Gut so! Bitte noch mal … Ja, so! Und lächeln!«
Bevor wir der Sache auf den Grund gehen konnten, hatte Rosi die Szene erspäht. Sie schaltete schneller als wir drei, rannte los und war vor uns am Tisch. »Wer sind Sie?«, herrschte sie den jungen Mann an.
In aller Gemütsruhe reichte er ihr einen Ausweis.
»Waaas? Sie sind von der Allgäu-Post ? Was wollen Sie und weshalb wenden Sie sich nicht an mich? Ich bin für die Jägeralpe zuständig.«
»Die junge Dame war so freundlich …«
»Die junge Dame wohnt nicht hier, sie ist nur zufällig anwesend. Also - was wollen Sie?«
»Ein hilfsbereiter Mitbürger hat mich benachrichtigt, dass ein paar Kinder den Brunnen vorm Haus als Waschzuber benutzt haben. Eine ganze Flasche Shampoo hätten sie zum Waschen ihres Hundes verwendet, was zu einer erheblichen Schaumbildung geführt hätte. Der Hund sei den Kindern aus den Händen gerutscht und in allerletzter Sekunde von einer zupackenden jungen Dame gerettet worden. So was interessiert unsere Leser. Mein Chef hat mich gleich heraufgeschickt, damit ich mir vor Ort ein Bild machen kann. Ich vermute mal, diese hübsche junge Dame hat den Hund gerettet.«
Nele lächelte. »In dieser Flasche war das Shampoo.«
Franzl war ein tapferer Junge. Unerschrocken war er seinem Vater entgegengetreten, als dieser seinem Sohn verbot, im Stadel der Jägeralpe zu nächtigen. Gut, Ignaz hatte den Vorschlag gemacht, Franzl könne ja seinen Schlafsack in Zenzas Stadel auslegen. Ich bin mir sicher: Hätte Ignaz nicht die rettende Idee gehabt, wäre Franzl täglich heraufgewandert. Und noch etwas: Franzl war mit drei Mausefallen im Rucksack angekommen, was beweist, dass er nicht nur tapfer, sondern auch tatkräftig war und sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ. Jetzt hielt er Marta und mich zurück - wir hätten uns nämlich auf Nele gestürzt.
»Die Auskunft, die Sie von dem mir unbekannten Mitbürger erhielten, entspricht im Wesentlichen dem tatsächlichen Hergang. Ich nehme doch an, dass Sie der Wahrheit verpflichtet sind und auf eine einwandfreie Berichterstattung Wert legen?« Franzl sagte das so cool und souverän, wie Marta und ich das nie im Leben hinbekommen hätten.
»Allerdings«, bestätigte der junge Mann. »Sie waren dabei?«
»O ja. Als Zuschauer. Wer tatsächlich eingegriffen und den Hund, es handelte sich übrigens um einen Rauhaardackel, rettete und wiederbelebte, war Marta.«
Franzl würdigte Nele keines Blickes, sondern schob Marta nach vorn.
»Und das ist Zippi. Sie hat das Shampoo aus dem Trog gefischt. Das sind die zwei mit dem schnellen Durchblick.«
»Sehr gut! Das gibt den Aufhänger, die Überschrift also für einen super Artikel mit sagenhaft guten Fotos.« Er lächelte Rosi an: »Ich gebe Ihnen einen Tipp. Rechnen Sie morgen mit vielen Gästen.«
Und weg war der Mann. Wie er es schaffte, in null Komma nichts die Fliege zu machen, kapierten wir nicht. Wir sahen ihm fassungslos hinterher.
»Morgen sind unsere Bilder in der Zeitung«, sagte Nele stolz.
»Mir reicht’s für heute.« Rosi war noch immer sauer. »Am liebsten würde ich den Laden dichtmachen.«
Das ging natürlich nicht. »Du musst die lustige Seite sehen«, empfahl Franzl. »Im Grunde genommen ist ja nichts passiert.«
Das fanden wir auch, wiesen sie aber doch diskret darauf hin, dass ohne uns die Jägeralpe einfach nicht funktionierte.
»Ich weiß«, bestätigte Rosi. »Ihr hättet aufgepasst. Wärt ihr hier gewesen, hätten die Kinder nicht diesen Unsinn anstellen können. Warum haben die Eltern nicht aufgepasst?«
Auf der
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