My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Terrasse war Ordnung eingekehrt. Nicht so in der Küche. Die Weißwürstel und Saiten waren aufgeplatzt, die Suppe übergekocht und die Kässpatzen angebrannt. Gundi stand jammernd am Herd und versuchte, dem Chaos Herr zu werden. Klar, dass wir ihr halfen!
Das Dumme war nur, dass wir unseren Besuch bei Zenza auf den kommenden Tag verschieben mussten. Als die Wanderer ins Tal gestiegen waren, schrubbten wir Töpfe.
Die Frage der Fernbeziehung
Z ippi, du musst los«, sagte Marta später. »Ignaz wartet auf dich.«
»Ich weiß! Kann ich das Gespräch nicht auf morgen verschieben?«
»Versprochen ist versprochen. Wenn du heute kneifst, ist’s morgen doppelt so schwer.«
»Wer sagt das?«
»Ich«, entgegnete Marta schlicht. »Widerrede zwecklos.«
Es war Martas Brüder-die-Pflicht-ruft!-Ton, und ich wusste, ich hatte keine Wahl.
Als würde ich bald am Galgen baumeln, so niedergeschlagen schlich ich neben Ignaz zum Hochsitz.
»Zippi, was ist?«, fragte er. Wir saßen nebeneinander auf dem Brett, das als Bänkchen dient. »Ärgerst dich über den shampoonierten Dackel?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Über Nele?«
»Nein.«
»Über den Reporter von der Allgäu-Post ? Über Emir, weil wir nicht wissen, was er tagsüber unternimmt?«
»Nein.«
»Dann weiß ich wirklich nicht, warum du den Kopf hängen lässt.«
»Ich habe Sorgen.«
»Echt? Welche Sorte Sorgen?«
»Ignaz-Sorgen sind’s.«
»Ich hab dir aber nichts getan.«
»Nein. Hast du nicht.«
Wir schwiegen und starrten geradeaus auf die Wiese. Die Rehe waren nicht da.
O. K., dachte ich schließlich. Wenn ich jetzt den Mund nicht aufmache, sitzen wir morgen früh noch hier. Besser also, ich bring’s hinter mich.
»Es ist doch so, Ignaz«, sagte ich leise. »Bald sind die Ferien zu Ende. Dann muss ich wieder nach Hause.«
Ignaz nickte. »Na und? Stuttgart liegt nicht am Nordpol. Und am Südpol auch nicht.«
»Aber ich bin weg und du bleibst hier. Daran ist nichts zu ändern.«
»Das wussten wir schon immer.«
Darauf ging ich nicht ein. »Es bedeutet, wir müssten eine Fernbeziehung führen.«
»O! Das macht mir gar nichts aus!«, rief Ignaz.
»Aber mir macht das was aus. Ich führe keine Fernbeziehung, Ignaz.«
»Das ist nicht dein Ernst, Zippi.«
Ich schwieg. Mein Vater, der Manager ist, hat mir nämlich eingebläut, dass in kritischen Fällen Schweigen mehr sagt als tausend Worte. Er hatte recht. In Ignaz arbeitete es. »Seit wann weißt du das mit der Fernbeziehung?«
»Seit ein paar Tagen denke ich darüber nach.«
»Zenza sagt, man kann nur über was nachdenken, wenn es dazu einen Grund gibt.«
Die Sache war schwieriger als befürchtet. Klar gab es einen Grund. Der hatte sogar einen Namen: Emir.
»Willst mir den Grund nicht sagen?«
»Es ist die Fernbeziehung.«
Ignaz stand auf und stellte sich an das schmale Brett, das als Brüstung diente. Der Hochsitz wackelte. »Quatsch, Fernbeziehung! Zippi, sei doch ehrlich. Du bist nicht mehr in mich verliebt.«
»Das stimmt nicht. Ich bin schon noch in dich verliebt.«
»Aber nicht mehr so richtig.«
»Ignaz, geh da weg! Das Brett hält nicht viel aus!«
»Mir doch egal. In wen hast du dich jetzt verliebt? In Cas? Das glaube ich nicht.«
»Es ist die Fernbeziehung«, beharrte ich.
Mit Emir kann ich diskutieren, bei Ignaz biss ich mir die Zähne aus. Ignaz weigerte sich, Fernbeziehung als Grund anzuerkennen, und beharrte dickköpfig darauf, ich müsse mich in einen anderen Jungen verliebt haben. Womit er leider völlig richtiglag.
Ich versuchte es auf einem anderen Weg. »Ignaz, ich will hier nicht übernachten. Und bitte lehne dich nicht an das Brett. Sag einfach, du verstehst mich. Versprich mir, dass wir Freunde bleiben.«
»Ich will dich nicht als Freund.«
»Genau das ist unser Problem!«, rief ich. »Einem Freund kann man mailen, man kann ihm Briefe schreiben, kann telefonieren, faxen und sogar Brieftauben oder eine Flaschenpost schicken. Eines kann man nicht. Man kann ihn nicht küssen. Verstehst du, was ich meine?«
»Willst du mich küssen? Nur zu!« Ignaz stieß sich ab - aber der kleine Stoß war genau das bisschen zu viel. Das Brett war morsch, es gab nach, es brach entzwei, der Hochsitz wackelte, schwankte sogar, Ignaz schwankte, mit einem einzigen Satz hatte ich ihn gepackt - und gerettet. Nein, er fiel nicht fünf
Meter oder so in die Tiefe. Ich rettete ihn, indem ich ihn an den Hosenträgern festhielt.
Erwähnte ich, dass es ganz besonders hübsche Hosenträger
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