My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
sie das? Das Gemeinste war, dass sie, obwohl das natürlich völliger Quatsch war, nicht mehr mit ihr redeten. Die Eltern von Rosi und Yasmina haben sie auch geschnitten, wofür sich die beiden heute noch schämen. Das war aber noch nicht das ganze Pech. Sie konnte den groÃen Hof nicht allein bewirtschaften, und weil nur Ignaz Interesse daran hat - er will mal Bauer werden -, blieb ihr nichts anderes übrig, als Leute zu suchen, die den Hof vorübergehend übernahmen - jedenfalls so lange eben, bis Ignaz alt genug ist.«
»Warum hat nicht sein Vater den Hof übernommen?«
»Na, weil er eine Schreinerei hat, deshalb.«
»Aha. Und seither lebt Zenza in der Schreinersfamilie?«
»Genau. Nur im Sommer geht sie mit drei jungen Kühen und fünf Ziegen aus ihrem vermieteten Hof auf die Alpe. Die hat sie nämlich behalten. Im Allgäu nennt man eine nur im Sommer bewirtschaftete Hütte Alpe oder Alm.«
»Und was ist mit den Leuten aus dem Dorf? Reden sie wieder mit Zenza?«
Marta nickte. »Das ist ja das Komische. Sie reden wieder mit ihr und sie kaufen auch ihre Tees und den Käse. Warum das so ist, weià Ignaz nicht.«
»Vielleicht haben sie die Todesfälle einfach vergessen. Oder sie haben eingesehen, dass sie Zenza zu Unrecht verdächtigten«, überlegte ich.
»Möglich. Aber Zenza hat nichts vergessen; sie ist noch immer sauer und meint, mit Leuten, die einen in schweren Zeiten dumm behandeln, will sie nichts mehr zu tun haben.«
»Siehst du!«, rief ich. »Zenza geht es wie mir. Als meine Mutter gegangen ist, hast nur du Mitleid mit mir gehabt.«
»Cas und Emir auch, vergiss das nicht.«
»Stimmt. Aber alle anderen aus unserer Klasse haben mich geschnitten, als wäre ich schuld an meinem Familienschicksal. Ich kann das auch nicht vergessen - also wenn du mich fragst, ich verstehe Zenza.«
Marta zog die Bettdecke bis ans Kinn. »Was ist mit meinem Schicksal? Damals, als mein Vater endgültig Hausmann wurde, fanden das alle blöd. Mann, haben die Leute aus unserer Klasse gespottet. Und weiÃt du was, Zippi? WeiÃt du, was das Gemeinste war? Bei Markus haben sie es auch versucht, aber der musste nur einen Mitschüler vertrimmen, dann war Ruhe. Michel... Michel hatte es am besten. Der war zu klein, um die Hänseleien zu verstehen.«
Meine Blasen brannten und mein Herz tat mir weh. Irgendwie habe ich nämlich immer noch Heimweh nach meiner Mutter, obwohl ich mich so grün und blau über sie ärgere, dass ich ihre Briefe ins Klo werfe und mindestens fünf Mal nachspüle. Das Leben kann volle Pulle ScheiÃe sein, ehrlich â¦
»Ich bin mit Ignaz noch ein Stück den Berg hochgegangen«, fuhr Marta schläfrig fort. »Ich wollte wissen, ob man wirklich nicht das Königsschloss sieht.«
»Und?«
»Nichts zu sehen. Aber nicht weit über der Hütte ist eine Felswand, an der man Klettern üben kann. Der Alpenverein hat Haken in den Stein geschlagen und Seile befestigt. Da werde ich mal raufklettern, Zippi. Machst du mit?«
»Hmmmm.«
»Da war auch mal ein alter Stadel mit eingestürztem Dach. Eine Familie hat die Bruchbude gekauft und eine Menge Geld reingesteckt, wovon man auÃen aber praktisch nichts sieht, sagt Ignaz. Inwendig istâs ein superschönes Ferienhaus... Zippi? Schläfst du schon, Zippi?«
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Am nächsten Morgen wachten wir sehr früh auf. Die Blasen waren zwar über Nacht nicht verschwunden, trotzdem ging es meinen FüÃen ziemlich ordentlich. Ich klebte Pflaster über die wunden Stellen, stand endlich mal wieder unter der Dusche, und als wir unsere Dirndl angezogen und die Schürzenschleifen links an der Single-Seite gebunden hatten, gingen wir in die Küche.
Die anderen schliefen noch; es war ja auch erst kurz nach sieben. Wir kochten Kaffee und deckten den Tisch. »Sag mal, Zippi...«, Marta löffelte Heidelbeermarmelade aufs Butterbrot, »noch ein Tag im Liegestuhl bringt mich um. Wenn
man sowieso nichts zu tun hat, macht Faulsein komischerweise keinen SpaÃ.«
»Verstehe.« Ich stand am Fenster und schaute zu, wie die Sonne die Bergspitzen anstrahlte. Bei uns war es schon hell und echt warm, aber drunten im Tal lag noch ein Grauschleier über den Wiesen und Dächern. »Sag einfach, den zweiten Liegestuhltag genehmigst du dir später. Gundi wird dir um den Hals fallen, wenn du
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