My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
Milch und Käse und lungerte dann vor der hinteren Hüttentür herum.
»Hast wohl vergessen, wieâs Flickenmuster aussieht?«, schrie ich aus dem Kammerfensterchen und hängte unseren handtuchgroÃen Teppich über die Fensterbank.
»Da! Schau her!«
»So schnell vergesse ich nix«, antwortete er frech. »Aber Zippi!«
»Ja?«
»Meine Oma sagt, wennâs Wetter umschlägt, freut sie sich auf euch.«
»Wann schlägt das Wetter um?«
»Heut in der Nacht bis morgen früh.«
»Quatsch. Schau doch nur! Keine Wolke!«
»Wirst schon sehen...« Er startete das Moped und fuhr los. Ohne Tschüss, ohne Servus, ohne Auf Wiedersehen. Nur die leeren Milchkannen schepperten.
Ãbrigens, was ich noch sagen wollte: Die Eingeborenen hier sagen nicht »Auf Wiedersehen« oder »tschau-tschau« oder »See you«. Sie sagen »Pfüad di!«. Das bedeutet so viel wie »Gott behüte dich« - das habe ich gestern gelernt.
Am Abend habe ich mich freiwillig zum Aufräumen der Terrasse gemildet. Mir gingâs natürlich nicht darum, mich bei Rosi und Co. einzuschleimen oder den Streber zu geben; mir gingâs um die Rehe.
Ich rückte wieder die Bänke und Tische gerade, sammelte den Abfall ein, kratzte angeklebte Kaugummiklumpen vom Holz und las unzählige Kippen auf - keine Ahnung, weshalb die Leute die Aschenbecher nicht benutzen.
Ich war fertig, saà auf der Bank an der Wand, die Dämmerung war schon vom Dorf bis zum Wald hochgekrochen und ich fürchtete... aber nein, sie kamen. Sechs Rehe waren es an diesem Abend... supergenial... Kann mir jemand sagen, weshalb ich mir plötzlich wünschte, meine Mutter säÃe neben mir auf der Bank und... Vergiss es. Manche Wünsche muss man voll vergessen.
Der Montag war der schlimmste Tag von allen. Kurz vor elf schnaufte ein Gesangsverein den Berg hoch, rund zwanzig Mann waren das, und alle hatten einen Wahnsinnsdurst. Ein Dutzend Zapfhähne hätten wir gebraucht, um mit ihrem Durst Schritt zu halten!
O. K., wir schafften die zwanzig Mann. Yasmina zapfte, ich trug die Gläser raus und Rosi unterhielt sie.
Sie bekam leider die blöden Witze und ungefähr tausendmal die Info ab, wie supertoll ein verlängertes Wochenende sei, sodass ich dachte, was Schlimmeres als Gesangvereinsmänner könne es nicht geben.
Ich täuschte mich. Am Nachmittag kamen nämlich die Frauen der Vereinssänger.
Die eine wollte Kaffee mit Milch, die andere Kaffee ohne, die dritte einen Espresso, die vierte Wasser mit Kohlensäure, die fünfte Wasser medium, die sechste ein angewärmtes Radler. Jede wünschte was anderes. Ich wünschte sie zum Teufel.
»Wie kann man nur so zickig sein«, sagte ich zu Marta, als ich in der Küche auf Kuchen mit und ohne Sahne wartete.
»Frauen«, knurrte Gundi. Sie schlug gerade noch mal Sahne steif, weil der Normalvorrat nicht reichte. »Halt mir bloà die Frauenvereine von der Hütte weg!«
Am Abend saà ich, während Marta duschte, im Empfangswinkel und checkte mein Handy. Mein Emir hatte mir vier SMS geschickt. Er beklagte sich über mein Schweigen und drohte mit abgenagten Fingernägeln sowie schlaflosen Nächten.
Mensch Emir, dachte ich, wenn du wüsstest, wie ich hier schufte! Es gibt keinen potenziellen Lover, es gibt nur hungrige und durstige Wanderer!
Ich tippte auf seine eingespeicherte Nummer, er meldete sich sofort und hörte sich ungläubig mein Gejammer an.
»Du hast Blasen an den FüÃen, Zippi?«, fragte er entsetzt. »Und trotzdem bist du den ganzen Tag unterwegs? Ja, bist du noch normal?«
»Warum kapierst du nicht, dass Marta und ich einfach helfen müssen?«
»Ihr müsst nicht helfen. Ihr müsst Ferien machen. Das stand im Brief, ich erinnere mich genau. Wenn sich jemand nicht an Vereinbarungen hält, kannst du kündigen. Reise ab, Zippi. Sofort.«
»Ich will aber nicht abreisen!«
Emir blieb stur, ich blieb stur, und so kam es, dass wir zum ersten Mal in unserem Liebesleben die Handys im Streit ausmachten. Mist.
Meine FüÃe taten mir weh, die Blasen brannten wieder, mein Herz schmerzte, weil Emir mich nicht verstand, und so blank poliert, wie der Himmel jetzt aussah, hatten wir morgen wieder schönes Wetter mit jeder Menge Wanderer - konnte es denn noch schlimmer kommen?
Weil ich nicht wieder an meine Mutter denken wollte,
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