My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
bewies Moms Gesicht, wenn sie mich zum Frühstück mit einem Kopfschütteln empfing. Für Vorträge - und leider auch für unsere Pfannkuchen - war keine Zeit mehr, da sie heute ihren neuen Job antrat. Eine Halbtagsstelle bei einem Steuerberater.
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»Und?«, rief Lukas mir während einem der Stundenwechsel zu. »Warum trägst du nun diese Klamotten? Ist dein Hund gestorben?«
Ich schüttelte den Kopf. »Einer meiner früheren Mitschüler. War ein ziemlicher Idiot - und letztlich ist ihm seine groÃe Klappe zum Verhängnis geworden. Tragische Sache.«
Um Lukas herum begannen einige zu lachen und auch Finn stand mit breitem Grinsen da. »Ich glaube nicht, dass sich Charlie so leicht von dir einschüchtern lässt, Richter«, sagte er halblaut zu Lukas.
Der zog eine Grimasse und versuchte, sich in ein Lächeln zu retten, um nicht vollends das Gesicht zu verlieren. Das würde er mir nicht verzeihen. Den hatte ich mir zum Feind gemacht.
Den Beweis dafür lieferte er in der groÃen Pause. In der darauffolgenden Stunde hatten wir Chemie, sodass wir unsere Sachen schon zu Pausenbeginn ins Labor brachten. Da ich mich in den unzähligen Fluren und Treppenhäusern immer noch regelmäÃig verlief, folgte ich zwei von Pannen-Annes Freundinnen. Im Chemielabor angekommen, suchte ich mir einen freien Platz in einer der hinteren Reihen und stellte meine Tasche dort ab, als Lukas neben mir stehen blieb. Wie üblich von seinem erlauchten Kreis von Bewunderern umgeben: zwei eher dümmlich aussehenden Jungs und einer Handvoll gackernder Mädchen, die man guten Gewissens als wandelnde Barbie-Puppen bezeichnen konnte - also das genaue Gegenteil von mir.
Eine Reihe weiter vorne legte Finn seinen Ordner ab.
»Na, Charlotte«, fing Lukas an, »hast du dich schon an das viele Licht gewöhnt, das hier an der Erdoberfläche herrscht?«
Hatte ihm die Abreibung vorhin nicht gereicht? Na, wenn er einen Nachschlag wollte, konnte er ihn haben. »Wie sollte ich mich je an deine strahlende Erscheinung gewöhnen?«, erwiderte ich zuckersüÃ.
Kichern. Allerdings nicht von Lukas, sondern von seinen Barbies.
»Charlotte, Charlotte«, sagte er kopfschüttelnd. »So werden wir keine Freunde.«
Ich wollte ihm gerade sagen, dass das ohnehin so ziemlich das Letzte war, das ich wollte, als sich Finn plötzlich neben mich stellte.
»Ihr Name ist Charlie«, korrigierte er Lukas - etwas, das ich längst aufgegeben hatte.
»Vielleicht hast du recht und Charlotte ist nicht der passende Name für sie.« Lukas sah mich an. »So wie du aussiehst, vielleicht eher Gruft-Charlotte.« Dann griff er nach meinen toupierten Haaren. Ich rechnete damit, dass er daran ziehen würde, und setzte schon dazu an, nach ihm zu schlagen, als er an einer meiner zerzausten, grünen Strähnen zupfte und verkündete: »Vielleicht sollte ich dich auch Frosch nennen!«
Das brachte mich nun wirklich fast zum Gähnen. »Wenn du meinst«, erwiderte ich gleichgültig und fragte mich, ob es für die Oberhäupter der In-Cliquen in München denn keinerlei Qualifizierungsanforderungen gab. Witz, Charme, Freundlichkeit und gutes Aussehen. Abgesehen von Letzterem hatte Lukas nichts davon zu bieten. Warum also liefen ihm diese Typen hinterher? Bezahlte er sie dafür? Die konnten doch unmöglich Angst vor ihm haben!
Kopfschüttelnd schob ich mich an Lukas und seinem Gefolge vorbei und hielt auf die Tür zu. Hinter mir sagte Finn zu Lukas: »Warum kannst du sie nicht einfach in Ruhe lassen?«
»Oh, der edle Ritter!«, ätzte Lukas. »Gegenfrage: Warum nimmst du die dauernd in Schutz, Hausmann?«
Das interessierte mich allerdings auch. Kurz vor der
Tür blieb ich stehen, um zu hören, was Finn darauf zu sagen hatte. Umzudrehen traute ich mich nicht, denn ich wollte meinem selbst ernannten Helden nicht in die Augen sehen.
»Sieh sie dir doch an«, erwiderte Finn prompt. »Du bist älter, gröÃer und stärker als sie.«
Und dümmer.
»Du tust ja so, als hätte ich versucht, sie zu verprügeln!«
Na, so weit kommtâs noch!
»Lass sie einfach in Ruhe«, sagte Finn noch einmal.
Am liebsten hätte ich ihm die Augen ausgekratzt! Wenn er Lukas für gröÃer und stärker befand, konnte das nur hei Ãen, dass ich in seinen Augen klein und wehrlos war. Ich! Die Braut aus der
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