My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn
auch? Dieses Outfit war am einprägsamsten, wenn man es einmal gesehen hatte.
Es folgte eine kurze Pause peinlich berührten Schweigens, in der sie nach tröstenden Worten suchte.
»Vielleicht steht dein Finn ja drauf«, meinte sie schlieÃlich ein wenig lahm.
»Quatsch! Kein Mensch steht auf so was! Abgesehen davon«, fügte ich hinzu, »ist er nicht mein Finn, sondern irgendein Finn.«
»Bist du sicher?«, fragte sie nach einer weiteren kurzen Pause. »Ich meine, willst du diese Keine-Freunde-Nummer wirklich durchziehen? Fehlt es dir nicht, mit jemandem nach der Schule zusammenzusitzen und über alles zu quatschen?«
Für mich war es gerade einmal der zweite Schultag und bisher hielt ich es aus. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es hier nicht um mich ging. »Was willst du mir eigentlich sagen, Jenny?«
Eine Weile druckste sie herum, ehe es herauskam. Sie traf sich seit einiger Zeit regelmäÃig mit Silvie Heisterkamp! Vor sechs Wochen noch war Silvie unsere erklärte Erzfeindin, und kaum war ich aus der Stadt, verbrüderten sich die beiden gegen mich!
»Sie ist gar nicht so ätzend, wie wir immer dachten«, versuchte sie, mich zu beruhigen.
»Zumindest wohl auch nicht ätzender als ich«, giftete ich.
»Mensch, Charlie, versteh mich doch. Du fehlst mir, aber ich will nicht jeden Tag allein hier sitzen und darauf warten, ob du nun zurückkommst, oder nicht!«
Sie versuchte, das Gespräch wieder auf die Clique und allgemeinere
Dinge zu lenken, doch mir war nicht mehr danach. Ich wollte nicht hören, wie austauschbar ich war. Deshalb verabschiedete ich mich schnell.
3
W ährend der nächsten beiden Tage blieb ich zumindest vor Lukas verschont, denn der erschien gar nicht erst zum Unterricht. Finn blieb keine Zeit, mich zu belämmern, da die Lehrer ihn zwischen den Stunden häufig mit den Arbeitsblättern zum Kopierer schickten - und wann immer er da war, ging ich ihm aus dem Weg oder ignorierte ihn so, wie Pannen-Anne mich ignorierte.
Das war so anstrengend, dass mir erst Donnerstagmorgen auffiel, dass ich mich noch nicht ein einziges Mal bei meinen Eltern über diese entsetzliche Schule beklagt hatte. Als sie mich am Montag danach fragten, war ich noch so verwirrt über diesen eigenartigen Tag - ganz besonders wegen Finn und der Tatsache, dass ich hier nicht wie gewohnt zur In-Clique gehörte (und nach diesem Tag wohl nie gehören würde) -, dass ich vollkommen vergessen hatte, nach Plan zu jammern. Auf die Frage, wie es in der Schule war, konnte ich nicht mehr tun, als die Schultern zu zucken und mir meinen Teller zu schnappen, um mich mit meinem Wurstbrot in mein Zimmer zu verziehen.
An den folgenden Tagen fragte mich niemand mehr, wie es war, und ich war so froh, endlich zu Hause zu sein, wo ich mir keine Gedanken machen musste, wie ich Finn entgehen konnte, dass ich nicht mehr über die Schule sprechen wollte.
Am Donnerstag kam auch Lukas wieder zum Unterricht
und schien wild entschlossen, alles daranzusetzen, mich vor seinen Freunden herunterzumachen. Während der Stunden war ich so sehr damit beschäftigt, Anschluss an den Unterricht zu finden, dass ich ihn nicht beachtete. Von Zeit zu Zeit hörte ich aus den Reihen hinter mir ein Kichern oder mich traf ein zusammengeknülltes Papier im Rücken. Nichts, das sich nicht ignorieren lieÃe. Pannen-Anne neben mir hieà tatsächlich Anne. Natürlich erfuhr ich das nicht von ihr, sondern von einer ihrer Freundinnen, als die sie beim Namen rief. Pannen-Anne selbst tat immer noch alles, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen, und verkrümelte sich weiterhin in den äuÃersten Winkel der Sitzbank. Heute Morgen hatte sie die Bank sogar ein Stück vom Fenster weggeschoben, um noch mehr Platz zu haben. Wenn die nicht Panne war, weià ich auch nicht! Sobald der Pausengong ertönte, sprang sie auf und flüchtete zu ihren Freundinnen zwei Reihen hinter uns, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Dabei hatte ich heute extra auf den Lippenstift verzichtet - allerdings nicht wegen meiner ängstlichen Banknachbarin, sondern weil ich es hasste, schwarze Lippenstiftspuren an meiner Colaflasche zu haben. Ansonsten war ich meinem Look der letzten Tage allerdings treu geblieben, nur dass ich statt dem Minirock heute ein Paar schwarzer Shorts über den Netzstrümpfen trug. Dass mein Aufzug Wirkung zeigte,
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