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My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn

Titel: My Story - Streng geheim - Kein Kuss fuer Finn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Hölle! Dem war wohl beim letzten Chemieexperiment zu viel giftiger Nebel in die Augen gestiegen! Allerdings musste ich zugeben, dass ich es schon süß fand, wie vehement er mich in Schutz nahm. Dabei war ich nicht einmal freundlich zu ihm. So konnte das nicht weitergehen! Ein paar Tage wollte ich ihm noch geben. Wenn es ihm dann immer noch nicht zu langweilig wurde, meinen Beschützer zu spielen, musste ich mir etwas einfallen lassen, um ihn davon zu kurieren.
    Als ich aus dem Chemielabor schlüpfte, konnte ich es mir nicht verkneifen, einen letzten Blick in Richtung der Jungs zu werfen. Keiner der beiden sah in meine Richtung. Sie starrten einander an, als wollten sie jeden Moment zum Duell auf dem Pausenhof antreten.
    Â»Du muckst in letzter Zeit ein bisschen viel auf«, zischte Lukas warnend zu Finn. »Das ist nicht gut für dich, mein Freund .«
    Nach diesem Zusammenstoß verlief der Rest des Tages friedlich. Die meiste Zeit starrte ich aus dem Fenster und
betrachtete den Fernsehturm oder ließ meine Augen über die Zeltdächer des Olympiastadions wandern, das in der Ferne zu sehen war. Pannen-Anne rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Wahrscheinlich dachte sie, ich würde nicht aus dem Fenster sehen, sondern sie anglotzen und versuchen, sie zu hypnotisieren, um sie dazu zu bringen, nachts mit mir auf dem Friedhof zu tanzen.
    Als es zum Schulschluss gongte, schnappte ich mir meine Tasche und sah zu, dass ich aus dem Klassenzimmer kam. Auf dem Gang blieb ich stehen und kramte nach Sophies iPod. Laute Musik war genau das, was ich nach diesem Tag brauchte.
    Ich musste heute unbedingt daran denken, Mom und Dad ordentlich etwas vorzujammern. Wenn ich die Aktion »Zurück nach Hause« nicht gefährden wollte, musste ich das ausgefallene Gejammer der letzten Tage nachholen. Andernfalls würde es mir nie gelingen, Mom und Dad davon zu überzeugen, dass München nicht gut für uns war.
    Mittlerweile war ich am Boden meiner Tasche angekommen und hatte weder den iPod noch die Kopfhörer gefunden. Hatte ich ihn heute Morgen überhaupt eingepackt? Die Frage musste ich bejahen, denn ich konnte mich nur zu gut erinnern, dass ich auf dem Weg zur Schule laut mitgesungen habe - was mir einige schräge Blicke von Passanten eingebracht hatte.
    Ich schob mich an Lukas und seinen Kumpels vorbei, die gerade aus dem Klassenzimmer kamen, und leerte den Inhalt meiner Tasche aufs Pult.
    Kein iPod!
    Am Rande der Verzweiflung stopfte ich alles wieder in die Tasche und suchte den Boden ab, danach die Tische und Stühle. Sogar den Mülleimer durchsuchte ich. Nichts. Dann
lag er wohl doch zu Hause. Vielleicht hatte ich ja gestern Morgen gesungen. Hoffentlich.
    Den Heimweg legte ich in Rekordzeit zurück. Ich schloss die Tür auf, ließ meine Tasche im Gang fallen und rannte in mein Zimmer. Mein Handy klingelte. Als ich Jennys Nummer auf dem Display sah, ließ ich die Mailbox drangehen. Ich wollte nicht schon wieder erzählt bekommen, wie viel Spaß sie auch ohne mich zu Hause hatte. Zu hören, dass dort alles normal weiterlief, während ich zusehen musste, wie mein Leben den Bach runterging, tat weh. Abgesehen davon hatte ich gerade ein anderes Problem. Wenn ich den iPod nicht fand, war ich tot!
    Ich stellte mein Zimmer komplett auf den Kopf, obwohl das vollkommen idiotisch war, denn ich war sicher, dass ich ihn heute Morgen noch hatte. Entsprechend meiner Erwartung fand ich nichts - auch nicht in der Küche, im Wohnzimmer, im Gang und in Sophies Zimmer. Nicht mal im Bad.
    Mom war noch nicht zurück - ich hätte sie sowieso schlecht nach Sophies iPod fragen können -, dafür war Marius da. Und dem entging natürlich nicht, dass ich ein wenig aufgelöst wirkte.
    Als ich in meinem Zimmer zum dritten Mal die Schubladen aufriss und durchwühlte, lehnte er grinsend in der Tür und meinte mitleidslos: »Du hättest ihn eben nicht nehmen dürfen.«
    Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Kleine Brüder waren nun wirklich die Pest! Mit seinen zwölf Jahren war er so clever, dass einem angst und bange wurde. Noch ein oder zwei Jahre und er würde mir endgültig über den Kopf wachsen - und das nicht nur größenmäßig.
    Â»Ich hab dich damit gesehen«, fuhr er seelenruhig fort. »Heute Morgen, auf dem Schulweg.«

    Also doch! Allerdings wäre es mir lieber gewesen, wenn er mich jetzt damit gesehen hätte.

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