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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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dicken Bauch. Er dünstet leichten Alkoholgeruch aus. Der vielleicht? Nein, lieber nicht, Angetrunkene sind unberechenbar.
    Mist, wir sind schon an der nächsten Haltestelle. Die Frau mit dem schreienden Kind steigt aus, der Mann in der Lederjacke auch. Dafür steigen zwei Skinheads mit einem Gettoblaster auf den Schultern ein. Na bravo, von denen werde ich lieber keinen anschreien. Ich werde warten, bis die ausgestiegen sind.
    Vier Stationen weiter ist es so weit. Die Skinheads sind draußen, dafür ist eine Gruppe junger Männer und Frauen eingestiegen, alle mit Laptops und Aktentaschen bewaffnet. Einer von denen wird mein Opfer. Ich wähle eine Frau im schwarzen Hosenanzug und mit hochhackigen Schuhen.
    Ich stelle mich dicht neben sie. Jetzt, Nele, jetzt machst du es. Los, du Feigling!
    Die Frau wirft mir einen freundlichen Blick zu. Oh nein, was soll denn das? »Heiß heute!«, sagt sie und lächelt, dabei sehe ich, dass sie eine Spange trägt. Warum trägt sie eine Spange in ihrem Alter? Ix mit der Zahnlücke kommt mir in den Sinn. Was würde ich für ein Lächeln von Ix geben! Du lenkst ab, Nele, tadele ich mich. Du bist in diesem Bus, um eine Szene zu machen!
    Die Frau schaut auf ihre silberne Armbanduhr, dann wieder zu mir, und wieder lächelt sie leicht.
    Ich kann es einfach nicht und nicke lächelnd zurück.

    Vielleicht sollte ich doch besser singen? Ich schaue mich um. Doch beim Blick in die Gesichter der Leute treibt mir allein schon der Gedanke daran den Schweiß aus allen Poren, ich kann sogar fühlen, wie er mir den Rücken hinabläuft.
    Langsam werde ich sauer. Was für eine blödsinnige Übung! Die Leute sind hier, weil sie Bus fahren, nicht weil sie Gesang hören wollen! Wenn sie Musik wollen, gehen sie ins Konzert. Also, wozu dieser Schwachsinn?!
    Prompt ertönt Sonnys Stimme in meinem Kopf, die mich anfährt: »Genau darum ist die Übung perfekt für dich. Lern endlich, mutig zu sein! Schluss mit der Zickerei, los, reiß dich zusammen! Schließlich sollst du ja nicht nackt für ein Zeitungsfoto posieren!«
    Â»Endstation!«, sagt der Fahrer. »Bitte alle aussteigen!«
    Super, Nele, sensationell. Hast mal wieder nichts auf die Reihe gekriegt.
    Wo bin ich überhaupt? Raindersheim, bis hierher bin ich noch nie gefahren. Ich löse ein neues Ticket und setze mich wieder in den Bus.
    Ich werde einfach nur singen, nehme ich mir vor. Bestimmt fällt mir das leichter, als jemanden anzumeckern. Und wenn es zu peinlich wird, dann steige ich aus und fahre mit dem nächsten Bus weiter.
    Hier an der Endstation steigen viele Rentner und Mütter mit Kindergartenkindern ein, der Bus ist schnell rappelvoll.
    Neben mir lässt sich eine alte Frau mit Kopftuch nieder, die mit vielen Tüten bepackt ist. Wer weiß, vielleicht mag sie ja sogar mein Lied.
    Ich räuspere mich, richte mich auf, atme tief durch und beginne: »Ich hab...«
    Die alte Frau beugt sich zu mir. »Sie, Fräulein, ich hör so
schlecht, ham’ Sie was gesagt?« Sie schreit so laut, dass sich alle Blicke auf uns richten. Ich falle in mich zusammen und schüttle den Kopf.
    Trotzdem scheint sie zu glauben, dass ich mich mit ihr unterhalten will. »Ich fahr zu mei’m Enkel ins Zentralkrankenhaus!«, schreit sie. »Meine Tochter hat’n Kaiserschnitt gehabt, das ist ja sehr unangenehm, so ein Kaiserschnitt, gell?«
    Ich werde rot. Es wird ja wohl hoffentlich nicht noch mehr Details von der Geburt geben? Ich habe das Gefühl, dass mich alle anstarren und darauf warten, was ich antworte.
    Â»Hm«, murmle ich und schaue unauffällig nach, wie viele Stationen es noch bis zum Krankenhaus sind. Es sind fünf.
    Â»Damals war des alles ja noch anderster. No ja, wenn ich scho dort bin, lass ich mir vom Doktor gleich noch den Darm untersuchen. So oft bin ich ja net drin in der Stadt, gell.«
    Am liebsten würde ich unter den Sitz kriechen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich alle heimlich beobachten, innerlich grinsen und sehr neugierig sind, was ich zu diesen Enthüllungen sagen werde.
    Â»Der Darm ist ja so wichtig...« Sie schaut mich enttäuscht an, weil ich nichts sage, und ich komme mir lächerlich vor.
    Ich schaffe es weder zu singen noch einer alten Frau die Freude einer Unterhaltung zu machen, bin nur mit mir beschäftigt, was bin ich bloß für ein Monstrum. Ich gebe mir einen Ruck, setze mich

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