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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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schon gewaltig schreien musste, um gehört zu werden. Was ich mich natürlich
doch wieder nicht getraut habe und so kam es nur wie das Rumgemecker einer verzogenen Göre rüber.
    Mama hat mich mit ihren Blicken schier gelyncht und mir hinterher einen Vortrag über gutes Benehmen gehalten. Seitdem herrscht zwischen uns Funkstille. Wir reden nur das Allernötigste. Sie erwartet eine Entschuldigung von mir, aber ich habe keine Lust. Ich fühle mich von ihr betrogen, weil ich geglaubt habe, sie hätte irgendwelche Hoffnungen mit unserem Training verknüpft.
    Irgendwie hat uns das Trainieren doch zusammengeschweißt, und jetzt, wo ich abends allein hier bin, fehlt es mir fast, von Mama herumkommandiert zu werden. Natürlich fehlt es mir auch, dass jemand an mich glaubt. Wenn man jahrelang hart an sich arbeitet, weil man immer und immer wieder gesagt bekommt, dass eine Primaballerina das tun muss, dann glaubt man irgendwann, man schafft den großen Sprung vielleicht. Mama hat immer so überzeugt getan, so als würde ich es bestimmt schaffen. Und auch wenn ich immer vor mir selbst behauptet habe, ich würde nie eine Primaballerina werden wollen, war es toll, zu spüren, wie sehr jemand an mich glaubt. Jetzt glaubt niemand an mich, außer vielleicht Sonny.
    Mama scheint das Training nicht besonders zu vermissen. Sie putzt zwar immer noch in der Musical-Schule, aber anschließend kommt Konrad und holt sie ab, und die beiden unternehmen etwas. Ich habe nichts gegen Konrad, aber es nervt ziemlich, wenn die eigene Mutter plötzlich herumkichert und Küsschen austauscht. Andererseits ist es natürlich typisch für sie: entweder ganz oder gar nicht, alles oder nichts.
    Ich hoffe nur, dass dieser Konrad ihr immer die Wahrheit sagt und sie nicht enttäuscht. Ich hab seinen Namen mal im
Internet gegoogelt, aber da ist er nirgends aufgetaucht. Das finde ich merkwürdig, jeder ist doch irgendwie im Internet, oder?
    Aber das ist Mamas Angelegenheit. Ich muss mich um meine kümmern, denn in zehn Tagen ist es endlich so weit. Dann sind die Prüfungen. Dann bin ich dran. Ich schaue in den Spiegel, muss, wie immer wenn ich meine kurzen Strubbelhaare sehe, grinsen, und beginne damit, mich einzuwärmen.
    Das geht ganz automatisch, ich brauche nicht darüber nachzudenken. Die Übung mit dem Korken beherrsche ich inzwischen schon sehr gut und meine Aussprache ist dadurch viel besser geworden. Also sollte ich mich jetzt auch mal an diese andere Übung ranwagen: in einem öffentlichen Raum Aufsehen erregen. Blicke aushalten. Laut werden.
    Isa kann das, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Morgen im Bus, da soll es so weit sein. Niemand von meiner Klasse fährt mit dem Bus, die kommen alle mit dem Rad. Morgen, Nele, bist du dran!

17. I can do that (A Chorus Line)
    N atürlich habe ich lange darüber gegrübelt, womit ich im Bus für Aufsehen sorgen könnte. Eigentlich könnte ich meinen Song »Ich hab getanzt heut Nacht« schmettern, aber dazu fühle ich mich einfach noch nicht mutig genug.
    Bei meiner ersten Übungseinheit werde ich mich lieber lautstark darüber aufregen, dass mir jemand angeblich auf den Fuß gestiegen ist, und dann verlange ich eine Entschuldigung. Ich habe mir geschworen, es durchzuziehen. Keine Chance den Ausreden!
    Als ich mit klopfendem Herzen am späten Nachmittag an der Bushaltestelle stehe, möchte ich am liebsten kehrtmachen.
    Ich tu es gleich, habe ich mir überlegt, damit mir nicht von Station zu Station immer mehr das Herz in die Hose rutscht. Und dann, wenn ich’s getan habe, darf ich zur Belohnung sofort aussteigen. Ich habe mir extra ein Baseballkäppi aufgesetzt, damit mich niemand erkennt - nur für den Fall, dass doch jemand im Bus ist, der weiß, wer ich bin. Zum Glück scheint die Sonne heute extrem, so dass sich niemand über meine riesige Sonnenbrille wundern wird.
    Ich steige ein, entwerte den Fahrschein und habe Glück, denn der Bus ist rammelvoll, da kann es leicht passieren, dass einem jemand auf den Fuß tritt.

    Ich schaue mich verstohlen um, entdecke aber irgendwie niemanden, den ich anschreien möchte. Da gibt es zwei ältere Damen und daneben zwei junge Mütter mit Kinderwagen, in dem ein Baby schon hemmungslos brüllt. Das zu toppen wird schwierig. Vielleicht sollte ich die Aktion doch auf morgen verschieben? Einen Sitz weiter steht ein Mann in einer schwarzen Lederjacke, mit einem

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