My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Ãbungen anzuschauen, die Sonny geschickt hat.
Oh Mann, da gibt es ja für jeden einzelnen Laut eine Ãbung. Damit bin ich Jahre beschäftigt!
Dann fällt mein Blick auf die letzte Ãbung der Liste. Sonny hat sie mit vielen Sternchen markiert.
»Wie man lernt, mit Publikum umzugehen«, steht da. Man soll sich einen öffentlichen Ort suchen und sich dort vor völlig fremden Menschen unmöglich benehmen. Lautstark, wohlgemerkt, so dass alle einen anschauen, nein, nicht nur anschauen, sondern anstarren.
Ob Isa und die anderen Bewerber sich auch so viel Mühe im Vorfeld machen?, frage ich mich. Sollte man so etwas nicht eher auf der Musicalschule lernen? Die können doch nicht erwarten, dass man vorher schon perfekt ist!
Okay, wenn du ehrlich bist, Nele, ist dir klar, warum Sonny diese Ãbung markiert hat. Sie trainiert nämlich genau das, was dir schwerfällt. Also, ran an den Speck! SchlieÃlich hab ich ja gerade bei der Sache mit dem Korken gesehen, dass Ãben etwas bringt. Nur muss es wirklich in aller Ãffentlichkeit sein?
Ich male mir die Alternative aus: Meine Mutter sitzt nach meinem Auftritt peinlich berührt in der Jury, und Isa nimmt strahlend das Stipendium entgegen, verneigt sich huldvoll, lächelt mir gönnerhaft zu, sagt vielleicht noch, dass sie dankbar ist, weil ich ihr beim Tanzen so gut geholfen habe, und schwebt von dannen.
Kommt nicht infrage!
Was ist ein öffentlicher Raum überhaupt?
Die Schule ist ein öffentlicher Raum, klar. Aber das geht gar nicht. Da blamiere ich mich eh schon die ganze Zeit.
Okay, öffentlich, aber es sollte ein Ort sein, wo mir niemand begegnet, der mich kennt. Wie wäre es mit einem Supermarkt?
Es pocht an meine Tür. »Margot-Emanuelle?«
Gestern Abend hat sie Nele zu mir gesagt!
»Ja, was gibtâs?«
»Kann ich reinkommen, Konrad ist auch dabei.«
Ich schiebe »Romeo und Julia« unter meine Schreibtischauflage und klicke das Mailprogramm weg. »Ja, klar.«
»Wir wollen Pizza essen gehen, willst du mitkommen?«
»Pizza?« Mama hasst Pizza, bis heute jedenfalls. Wir waren seit Papas Tod kein einziges Mal Pizza essen. »Ja, gern.«
Ein Restaurant, ein öffentlicher Raum - vielleicht habe ich dort eine Idee, wie ich diese Ãbung umsetzen könnte.
AuÃerdem ist Konrad für mich ein Fremder, an dem könnte ich doch auch mal üben, mich in Szene zu setzen, mich ganz anders zu benehmen als sonst.
Hm, klingt fast danach, als könnte es ein spannender Abend werden.
16. Dancing (Hello Dolly)
E ine Woche nach dem lausig langweiligen Abend in der Pizzeria, sieben Tage später, die wie im Flug vergangen sind, weil ich in meiner Freizeit nur geübt und geprobt habe, bin ich zum ersten Mal nicht zum Trainieren in der Musicalschule, sondern zum Unterrichten: Zehn kleine Mädchen, deren winzige rosafarbene Tutus sie wie Püppchen aussehen lassen, schauen mich erwartungsvoll an.
Wenn ich allein mit ihnen sein könnte, wäre alles ganz einfach, aber wer mich total nervös macht, sind die Mütter, die am Rand stehen und mich mit Argusaugen beobachten.
Obwohl ich mir in Erinnerung rufe, dass ich sowieso lernen muss, mit Publikum umzugehen, kann ich nicht verhindern, dass mir der Angstschweià auf die Stirn tritt. Ich merke genau, wie zittrig meine Stimme klingt, und zwinge mich, besser zu atmen und klarer zu sprechen.
Doch jedes Mal wenn mein Blick zufällig zu den Müttern hinüberwandert, fühle ich mich unbehaglich. Sie wirken so kritisch. Die einzige Ausnahme ist die Mutter von Ix, die mit den Zwillingen Lila und Laura hergekommen ist. Sie hat mir schon einen freundlichen Blick zugeworfen.
Als ich mit Marion über diese Stunde gesprochen habe, meinte sie, man müsse mit ganz einfachen Ãbungen anfangen, damit die Kinder Erfolgserlebnisse haben. Sie sollen
zum Beispiel erst mal den Arm heben, den linken, dann den rechten, dann beide zusammen, dann den Fuà nach vorne strecken, rechts, anschlieÃend links, und wenn das gut klappt, vielleicht noch ein kleines Plié, und zum Schluss das Ganze wiederholen. Dazu spielen wir fröhliche Walzermusik.
Jetzt habe ich Angst, dass die Mütter das ziemlich läppisch finden und sich bestimmt fragen, wofür sie so viel Geld bezahlen. Doch ich halte mich trotzdem an das, was ich mit Marion besprochen habe.
Lila und Laura strengen sich so an, dass ihre kleinen Zungenspitzen zu
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