My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
SüÃe. Und dass du mir ja einen Preis mit nach Hause bringst.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt. Triffst du dich heut wieder mit ihm?« Ich weiÃ, ich bin neugierig, aber diese Frage ist einer besorgten Tochter doch wohl gestattet, oder?
»Nein, heute nicht. Er hat zu tun.«
»Aber du wirst ihn doch wieder anrufen, oder?«
»Heute Abend vielleicht. Er wird den ganzen Tag arbeiten müssen, also ist deine Mutter hier relativ sicher vor männlichen Ãbergriffen.«
»Dann hüte dich vor dem Paketboten, falls er vorbeikommt.«
»Mache ich. Und jetzt geh los, sonst kommst du zu spät.«
Ich husche aus der Wohnung und flitze zur U-Bahn. Die kurze Fahrzeit werde ich dazu nutzen, noch mal in Gedanken an der Mangastory, die ich mir zurechtgelegt habe, zu feilen.
Ich habe mich entschieden, einen Flashback aus Luciens Leben zu zeichnen, die Geschichte, wie er seine geliebte Madeleine zum ersten Mal trifft. Man könnte jetzt müde abwinken und sagen, ach das gab es schon zig Mal, aber ich habe mir etwas ganz Besonderes ausgedacht, das die Preisrichter sicher überraschen wird.
Die U-Bahn ist endlich mal nicht so voll wie sonst, und so ergattere ich einen ziemlich guten Platz, lege meine Tasche und die Tüte mit dem Zeichenpapier neben mich auf den Sitz und schaue in die Dunkelheit des Tunnels, durch den wir rasen. Mein eigenes Spiegelbild in der Scheibe verschwimmt, und plötzlich sehe ich die einzelnen Bilder, die ich malen möchte, deutlich vor mir. Das wird der Hammer!
Ich bin so in meine Gedanken versunken, dass ich beinahe meine Station verpasst hätte. Glücklicherweise sind die Stationen irgendwo in meinem Unterbewusstsein gespeichert, sodass ich in letzter Sekunde aus meinem Traum schrecke. Ich greife nach meiner Tüte, flitze zur Tür und springe raus. Bis der Wettbewerb beginnt, habe ich noch ein bisschen Zeit, aber es kann ja nichts schaden, die Konkurrenz ein wenig abzuchecken.
Doch kaum bin ich die Treppe hinauf, fühle ich mich merkwürdig nackt.
Oh nein... Nein, nein, nein, nein, nein! NEIN!
Das kann doch nicht sein! Schon wieder habe ich meine Tasche liegen lassen. So was kann es doch nicht geben!!!
Den Tränen nahe lehne ich mich gegen das U-Bahn-Schild. Die Leute, die an mir vorbeikommen, gucken komisch, aber zum Glück fragt keiner, was los ist.
So ein Mist, so ein groÃer, groÃer Mist!!!
Jetzt kann ich nur umdrehen. Nicht nur, dass ich den Jungen meiner Träume nicht bekomme, durch meine Zerstreutheit habe ich mir jetzt auch die Chance ruiniert, eine groÃe Mangaka zu werden! Denn in der Tasche befinden sich nicht nur mein Handy und mein Portemonnaie, sondern vor allem auch die schönen neuen Stifte, die Mama mir zum Zeugnis geschenkt hat.
Ich fühle mich, als sei ich gerade in ein Gulliloch gefallen, ohne Hoffnung, dass mich je einer von da wieder rausholt. Neue Stifte kann ich nicht kaufen, denn in meinem Portemonnaie herrscht wieder mal Ebbe, und Mama kann ich auch nicht anrufen, weil mein Handy weg ist.
Doch dann habe ich einen Geistesblitz. Vielleicht kann mir ja Thomas helfen? Vielleicht kann er mir Stifte borgen?
Aber wird er das noch wollen, nachdem ich seine SMS einfach so ignoriert habe? Ich könnte ja behaupten, ich hätte mein Handy schon früher verloren â¦
Ich habe keine andere Wahl, ich muss es versuchen. Mein Magen ziept, als hätte ich ihn mir verdorben, als ich loslaufe. Ein vermutlich beleidigter Thomas, auf dessen Hilfe ich angewiesen bin, ein Zeichenwettbewerb ohne Stifte und meine Tasche, die schon wieder quer durch Berlin fährt... Kann es noch schlimmer kommen?
Vor der Buchhandlung stehen schon etliche Mädchen und Jungen unterschiedlichen Alters. Wenn ich mich recht entsinne, war der Wettbewerb für 12- bis 18-Jährige ausgeschrieben worden. Thomas ist nicht zu sehen. Wer hätte gedacht, dass ich mich mal nach ihm sehnen würde!
Ich schlängele mich durch die Teilnehmer. Wie typische Mangazeichner sehen die meisten nicht aus. Ein paar Mädchen sehen aus, als seien sie direkt aus dem Katalog gefallen, so hübsch und gestylt sind sie. Aber vielleicht sind sie auch nur als Begleitung da.
Die Leute sehen mich nur beiläufig an, in meinen Latzhosen bin ich wohl nicht angesagt genug.
»Hallo Luna!«, ruft da plötzlich jemand, und Thomas kommt auf mich zugelaufen. Er sieht nicht so aus, als wäre er beleidigt, was mich schon ein
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