Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
1947 Aung San und seine Armee ausgebildet wurden. Der neue Regierungssitz liegt im Zentrum des Landes und ist mittlerweile ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt geworden. Doch wird es noch lange dauern, bis sich Nay Pyi Taw auch wirklich zu einer Metropole entwickelt hat. Platz hätte sie genug: eine Fläche von 4600 km 2 sind ihr zugewiesen, damit wäre sie eines Tages fünfmal so groß wie Berlin.
Aung San Suu Kyi
Sie gilt als die Ikone der Demokratie. Zahlreiche internationale Ehrungen wurden ihr zuteil, darunter 1991 der Friedensnobelpreis. Dabei führte sie jahrzehntelang ein eher unscheinbares Leben. Es waren außergewöhnliche Umstände, die Aung San Suu Kyi an die Spitze der Demokratiebewegung führten.
Am 19. Juni 1945 in Yangon geboren, war die Tochter von Bogyoke Aung San und Daw Khin Kyi erst zwei Jahre alt, als ihr berühmter Vater einem Attentat zum Opfer fiel. Ihrer Mutter, die 1960 birmanische Botschafterin wurde, folgte sie nach Indien. Während des Studiums am St. Hugh’s College in Oxford von 1964–67 lernte Suu Kyi ihren späteren Ehemann, den Engländer Michael Aris, kennen. Nach einer zweijährigen Tätigkeit bei den Vereinten Nationen in New York (1969–71) reiste die Frischverheiratete mit ihrem Mann 1972 nach Bhutan. In den nächsten Jahren lebte Suu Kyi in Oxford, wo Aris Tibetologie lehrte, und widmete sich der Erziehung ihrer Söhne Alexander (geb. 1973) und Kim (geb. 1977).
Um ihre sterbende Mutter zu pflegen, reiste Aung San Suu Kyi im März 1988 nach Yangon, wo sich zeitgleich eine Protestbewegung gegen das Militärregime formierte. Sehr bald avancierte die Tochter des Unabhängigkeitshelden Aung San zur Symbolfigur des Widerstandes. Im September 1988 gründete sie mit Freunden die „National League for Democracy“ (NLD) und reiste die kommenden Monate im ganzen Land umher, bis sie ab dem 20. Juli 1989 für sechs Jahre unter Hausarrest gestellt wurde.
Die wöchentlichen Ansprachen vor ihrem Haus in der University Avenue 54 zogen bis zum Verbot im Oktober 1996 Tausende von Sympathisanten an. Aus Angst vor ihrer Popularität stellte das Militär Suu Kyi die meiste Zeit unter Hausarrest. So konnte sie auch ihren krebskranken Mann nicht mehr sehen, dem die Einreise nach Birma verweigert wurde. Michael Aris starb 53-jährig am 27. März 1999 in Oxford.
An den Wahlen 2010 nahm ihre Partei aus Protest nicht teil. Dass „die Lady“ nach all den Jahren der Inhaftierung immer noch immens populär ist, zeigte ihre Freilassung am 13. November 2010, als der Demokratie-Ikone Tausende einen triumphalen Empfang bereiteten. Wie auch immer ihre Rolle in Zukunft aussehen wird, sicher ist eines: Aung San Suu Kyi ist und bleibt eine bedeutende politische und moralische Kraft.
Politik und Verwaltung
Staaten und Provinzen: 14
Hauptstadt: Nay Pyi Taw
Präsident: Thein Sein
Die Union von Myanmar ist in sieben Staaten
(pyinae)
und sieben Provinzen
(tarn)
gegliedert. Zu den Provinzen (in Klammern ist die jeweilige Kapitale aufgeführt) gehören: Ayeyarwady (Pathein), Bago (Bago), Mandalay (Mandalay), Magwe (Magwe), Sagaing (Sagaing), Tanintharyi (Myeik) und Yangon (Yangon). Zu den Staaten zählen: Chin-Staat (Haka), Kachin-Staat (Myitkyina), Kayah-Staat (Loikaw), Kayin-Staat (Hpa-an), Mon-Staat (Mawlamyine), Rakhine (Sittwe) und Shan-Staat (Taunggyi). Sie sind wiederum in Distrikte
(kha-yain)
, Kreise
(my??)
, Bezirke
(kyej. jwa ou’sú)
und Gemeinden
(kjèj.jwa)
unterteilt.
Gemäß Art. 12 der Konstitution von 2008 besteht die politische Vertretung in der Union aus 14 Regionalparlamenten und dem sogenannten Pyidaungsu Hluttaw mit zwei Kammern: einer Nationalitätenkammer
(amyotha hluttaw)
mit bis zu 224 Sitzen und einer Abgeordnetenkammer
(pyithu hluttaw)
mit bis zu 440 Sitzen. Die Legislaturperiode beträgt fünf Jahre.
An der Spitze des Staates steht der Präsident. Er muss mindestens 45 Jahre alt sein und darf keinen ausländischen Ehepartner haben.Das Militär
(tatmadaw)
genießt eine Sonderrolle: Ein Viertel aller Sitze in den Parlamenten wird durch das Tatmadaw ernannt. Art. 40 (d) erlaubt dem Oberkommandeur, im Falle eines Notstandes die Macht zu übernehmen. Damit ist faktisch der Militärputsch in der Verfassung verankert.
Einzelnen Minoritäten garantiert die Verfassung Zonen der Selbstverwaltung. In der Nationalitätenkammer stehen pro Staat bzw. Provinz zwölf Abgeordnete zu, was auch den Volksgruppen zugutekommt. Seit den Wahlen von 2010 sind in beiden Kammern mehrere Parteien
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