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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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Anschließend führte Charlotte ihre Tante zu dem größten Gästezimmer im Haus.
    Das luxuriös eingerichtete Gemach mit angrenzendem Ankleidekabinett besänftigte Ihre Ladyschaft in gewissem Maße, und sie nahm zufrieden zur Kenntnis, dass ihre Zofe sich bereits um ihre Garderobe kümmerte. Charlotte ließ sie allein und ging in ihr eigenes Zimmer, um sich umzuziehen.
    Eine Stunde später saßen sie sich in dem kleinen Speisesalon gegenüber und genossen eine köstliche Mahlzeit aus sahniger Selleriesuppe, Lammbraten, vielerlei Gemüse, gefolgt von exotischen Früchten, die aus dem Gewächshaus von Mandeville stammten. Charlotte hatte eine grüne Taftrobe gewählt, und Meg hatte ihr Haar einigermaßen gebändigt, sodass ihre Tante sie nun schon wohlwollender betrachtete.
    „Jetzt gefällst du mir schon weitaus besser“, meinte sie. „Ich kann mir nicht vorstellen, warum du eine solch seltsame Kleidung tragen musstest. Das Kleid war nicht einmal sauber.“
    „Ich trage es ausschließlich, wenn ich meinen Geschäften nachgehe, und als ich heute Morgen aufbrach, war es noch sauber. Eine Weberei ist ein staubiger Ort, Tante, ein besseres Kleid wäre im Handumdrehen ruiniert. Außerdem würden meine Arbeiter mich nicht respektieren, wenn ich in Samt und Seide dort auftauche.“
    „Heißt das etwa, du begibst dich in die Weberei?“
    „Natürlich. Ich muss mich doch vergewissern, dass die Aufträge ordnungsgemäß und pünktlich erledigt werden.“
    „Unfug, das musst du nicht. Ich kenne keine Dame, die sich herablässt, derart niedrige Arbeiten zu erledigen.“
    „Man hält mich ja auch nicht für eine Dame.“
    „Dann wird es Zeit, dies zu ändern, sonst wirst du nie eine gute Partie machen.“
    „Ich hege nicht die Absicht, mich zu vermählen, Tante.“
    „Natürlich tust du das. Jede junge Dame träumt von einer Hochzeit“, widersprach Lady Ratcliffe fest. „Wie alt bist du jetzt, zweiundzwanzig?“
    „Dreiundzwanzig, Tante.“
    „Dann giltst du ja schon fast als alte Jungfer! Wir dürfen keine Sekunde mehr verlieren.“
    „Tante, ich habe es mit einer Heirat wahrhaftig nicht eilig.“ Charlotte fing an sich zu fragen, ob es klug gewesen war, ihre Großtante um Rat zu bitten. Sie schien ihr weitaus mehr Rat angedeihen lassen zu wollen, als gewünscht oder nötig war. „Ich habe den Richtigen noch nicht gefunden.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, erschien vor ihrem inneren Auge das Bild von Roland Temple, Earl of Amerleigh, der auf einem Kinderstuhl saß, mit Tommy Biggs gestikulierte und lachte. Diesen Mann konnte sie gern haben, im Gegensatz zu dem arroganten Jüngling oder dem herablassenden Besitzer eines heruntergekommenen Anwesens. Sie konnte sich sogar vorstellen, diesen sanften, liebevollen Mann zu ehelichen. Rasch vertrieb sie das Bild aus ihrem Kopf. Was bildete sie sich da nur ein? Sie würde niemanden heiraten, Roland Temple schon einmal gar nicht, denn immerhin hatte er sie eine graue Maus genannt!
    „Du wirst den Richtigen nie finden, wenn du dich nicht änderst“, weckte Großtante Emilys Stimme sie aus ihren Tagträumen. „Doch jetzt bin ich ja zum Glück da, und vielleicht können wir das Blatt noch wenden. Ziehen wir uns in den Salon zurück. Beim Tee kannst du mir mehr über dich erzählen, und wir werden einen Plan schmieden.“
    Seufzend geleitete Charlotte ihre Tante in den Salon.

6. KAPITEL

    Lady Ratcliffe war in höchstem Maße verstimmt, als sie am nächsten Tag erfuhr, dass Charlotte wie gewöhnlich zur Weberei zu fahren beabsichtigte und obendrein dazu wieder dieses entsetzliche, seltsame Kleid angezogen hatte.
    „Ich werde so früh wie möglich nach Hause zurückkehren“, beschwichtigte Charlotte. „Dann können wir über die Vorbereitungen für den Ball sprechen.“
    „Und womit soll ich mir bis dahin die Zeit vertreiben?“ Lady Ratcliffe saß aufrecht im Bett und nippte an einer Tasse heißer Schokolade, die Charlotte ihr gebracht hatte. Ihrer Ansicht nach, erklärte sie mit Nachdruck, hatte ihre Nichte sie ungebührlicherweise zu nachtschlafender Zeit geweckt. „Gewiss kannst du auf den Besuch in der Weberei verzichten, wenigstens so lange, bis wir die wichtigsten Entscheidungen getroffen haben. Du wirst niemals als Dame anerkannt werden, wenn du darauf bestehst, in diesem fürchterlichen Kleid herumzuspazieren.“
    „Bitte entschuldige, Tante, aber ich muss nun wirklich aufbrechen. Zum Lunch bin ich rechtzeitig zurück, und danach zeige ich dir das

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