Mylady Adelshochzeit 01
darin bestehen könnte, dass er das Eigentumsrecht zurückerhielt, ihr aber die Erlaubnis erteilte, die Mine zu nutzen. Allerdings musste er den ersten Schritt tun.
Die Eingangstür stand offen, und sie sah Tommy wartend neben dem Pferd stehen. „Darf ich Ihnen noch eine Erfrischung anbieten, bevor Sie gehen?“, fragte Roland. „Wir könnten versuchen, herauszufinden, welche Gemeinsamkeiten außerdem zwischen uns bestehen.“
„Ich bedaure, aber ich kann nicht bleiben. Meine Großtante ist bei mir zu Gast, und daher muss ich gleich nach Mandeville zurückkehren, sonst wird sie noch annehmen, ich sei vor ihr geflüchtet.“ Nach kurzer Überlegung fragte sie: „Wissen Sie, ob die Countess heute Nachmittag zu Hause weilt? Ich wollte ihr gerne mit meiner Großtante einen Besuch abstatten.“
„Ich denke schon. Falls nicht, wird sie hier sein. Sie sind in beiden Häusern willkommen.“
„Vielen Dank, Mylord.“
Sie bedeutete Tommy, in die Karriole zu klettern, und stieg, nach einem kurzen Nicken zu Roland und Miles, auf den Kutschbock.
Roland beobachtete, wie sich das Gefährt immer weiter entfernte. Sie lenkte sie so gekonnt wie eh und je, und er seufzte tief auf. Machte er Fortschritte, die Mauer zu zerstören, die sie um sich errichtet hatte? Sie schien heute gelöster als sonst, und die Tatsache, dass sie seiner Mutter einen Besuch abstatten wollte, musste doch etwas bedeuten.
Roland leistete der Countess im Dower House Gesellschaft, als Lady Ratcliffe und Charlotte, in ein sehr kleidsames hellblaues Musselinkleid gekleidet, gemeldet wurden. Charlotte überraschte seine Anwesenheit fast ebenso sehr wie Lady Ratcliffe, die, als sie mit ihm bekannt gemacht wurde, erstaunt zur Kenntnis nahm, dass ein attraktiver junger Earl kaum mehr als fünf Meilen von Mandeville entfernt lebte. Bald darauf hatte sie herausgefunden, dass er noch ledig war und über ausgezeichnete Manieren verfügte. Und sie fragte sich verwundert, was sich Charlotte nur dabei dachte, den Umgang mit einem solch begehrten Junggesellen, der noch dazu in greifbarer Nähe wohnte, nicht ausgiebig zu pflegen.
„Wie lange gedenken Sie zu bleiben, Mylady?“, fragte Roland. Er saß den Damen gegenüber, auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne, der ihn noch größer erscheinen ließ.
„So lange, wie ich gebraucht werde.“
„Sie werden gebraucht?“, erwiderte er und schaute Charlotte fragend an.
„Man hat mich mehr oder weniger dazu überredet, einen Kostümball auszurichten. Lady Ratcliffe hilft mir freundlicherweise bei den nötigen Vorbereitungen, da mir die Zeit fehlt, mich selbst um alles zu kümmern“, sagte sie.
„Wann soll denn der Ball stattfinden?“, fragte die Countess.
„Ich habe noch kein Datum festgelegt. Wäre Ihnen der letzte Samstag im Juni genehm, Mylady?“
„Ich bin in Trauer, Miss Cartwright.“
„Ja, doch im Juni liegt der Tod Ihres Gatten bereits sechs Monate zurück. Ich bin sicher, niemand wird schlecht von Ihnen denken, wenn Sie mir die Ehre erweisen, meinen Ball zu besuchen.“
„Oh, sag schon Ja, Mama“, fügte Roland hinzu.
„Ich werde darüber nachdenken.“
Nun, da sie ihre Einladung überbracht hatte, beschloss Charlotte, dass es an der Zeit war, zu gehen, und erhob sich. Roland begleitete die Damen zur Tür und war verblüfft, nicht die Karriole, sondern einen prächtigen Vierspänner vor dem Haus stehen zu sehen. Erst das feminine, elegante Kleid, nun die Kutsche – war Charlotte etwa bemüht, sich zu ändern? Er war sich nicht sicher, ob ihm diese Vorstellung gefiel.
Nachdem er sich vor Lady Ratcliffe verbeugt und ihr beim Einsteigen geholfen hatte, bot er auch Charlotte seine Hilfe an. Er ergriff ihre Hand und drückte sie kurz, bevor er sie wieder freigab und den Wagenschlag ins Schloss fallen ließ. Gleich darauf trieb der Kutscher das Gespann an. Charlotte beugte sich vor, um aus dem Fenster zu schauen, und sah Lord Amerleigh, die Hand leicht erhoben, in der Auffahrt stehen, bis die Kutsche in die Straße einbog und er aus ihrer Sichtweite verschwand.
„Liebe Güte, Charlotte“, meinte Tante Emily. „Ich habe von Lord Amerleigh gehört, aber ich ahnte ja nicht, dass er so jung und gut aussehend ist, noch dass er in Shropshire residiert. Ganz in deiner Nähe, und zudem ist er unverheiratet.“
Sie schaute ihre Tante an. „Ich sehe da ein verräterisches Funkeln in deinen Augen, doch dazu besteht kein Anlass, denn ich werde meine Netze gewiss nicht nach ihm auswerfen. Wir stehen
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