Mylady Adelshochzeit 01
auf Kriegsfuß miteinander.“
„Auf Kriegsfuß! Da habe ich aber einen ganz anderen Eindruck gewonnen. Er schien mir gutmütig und höflich …“
„Das mag er wohl sein, aber so ist er nicht immer. Er kann auch sehr herablassend und halsstarrig sein.“ Lady Ratcliffe lachte. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, meine Liebe.“
„Das mag sein, allerdings möchte ich dich bitten, auf jegliche Kuppeleiversuche zu verzichten. Derlei Bemühungen gibt es im Ort bereits viel zu viele, der arme Mann wird ja förmlich belagert.“
„Ah, er ist also ein armer Mann?“
„Ich weiß nicht, wie viel Vermögen er besitzt, aber er gibt sehr viel Geld aus, um Amerleigh Hall und das Anwesen wieder herzurichten.“
„Und es für seine Countess vorzubereiten.“
„Möglicherweise.“
„Wärst du nicht gerne Countess?“
„Der Gedanke ist mir nie gekommen. Außerdem bin ich sowieso nicht standesgemäß.“
„Weil du nicht adelig bist, meinst du? Ein Vermögen vermag dieses Hindernis zu überwinden, besonders wenn der junge Mann knapp bei Kasse ist.“
„Dieser junge Mann lässt sich nicht kaufen“, erwiderte Charlotte nachdrücklich, da die Bemerkung ihrer Tante die Erinnerung an seine Zurückweisung von vor sechs Jahren wieder wachgerufen hatte, gerade zu einer Zeit, da sie sich bemüht hatte, diese allmählich zu vergessen. „Und ich werde mich nicht so weit erniedrigen, dies zu versuchen. Ich möchte keine Ehe eingehen. Ich möchte lediglich einen Maskenball geben. Alle bedeutenden Persönlichkeiten der Nachbarschaft haben das Ende des Krieges mit aufwendigen Festlichkeiten gefeiert, und ich möchte nicht dahinter zurückstehen. Mein Ball soll der schönste, prächtigste, am meisten erwähnte Ball in der ganzen Grafschaft werden. Es ist mir gleich, was es kostet.“
Lady Ratcliffe schaute Charlotte überrascht an und bemerkte, dass es ihrer Nichte offenbar nicht allein um den Ball ging. Vielmehr war ihr wohl plötzlich bewusst geworden, was sie in ihrer Jugend versäumt hatte, und Lady Ratcliffe war bereit darauf zu wetten, dass der Earl of Amerleigh entscheidend dazu beigetragen hatte. Sie lächelte insgeheim; sie war nicht einen Augenblick zu früh gekommen.
Lady Brandon zeigte sich während des Besuches von Charlotte und ihrer Tante als äußerst geschwätzig. Sie erzählte viel von sich und ihrer Familie und ließ nicht unerwähnt, wie geschickt es Martha gelungen war, die Aufmerksamkeit des Earls zu gewinnen.
„Haben Sie Lord Amerleigh bereits kennengelernt, Mylady?“, fragte sie.
„Ja, er leistete der Countess Gesellschaft, als wir ihr unsere Aufwartung machten. Ein sehr sympathischer junger Mann.“
„Oh, ja, das ist er, nicht wahr? Zwar ist er finanziell nicht gut gestellt, wie ich höre, aber was macht das schon. Brandon hat ihm gegenüber bereits erwähnt, dass Martha über ein eigenes Erbe verfügen kann. Seine Lordschaft besucht Martha recht häufig, wissen Sie, und wir hoffen, dass sie ihr Glück bald verkünden werden.“ Sie wandte sich an Charlotte. „Hast du schon entschieden, ob du einen Kostümball geben wirst?“
„Ja, deshalb bat ich meine Tante zu kommen. Sie wird das Fest für mich vorbereiten.“ Sie war bemüht, sich ihrer Stimme nichts anmerken zu lassen, obwohl sie sich ob Catherine Brandons Bemerkung fragte, wie weit die Beziehung zwischen Lord Amerleigh und Martha tatsächlich gediehen war.
„Ach tatsächlich, das überrascht mich ein wenig, da ich dir meine Hilfe bereits angeboten hatte“, meinte Lady Brandon gekränkt. „Ich hätte dir doch jegliche Mühen abgenommen.“
Charlotte ahnte, woher die Gekränktheit ihrer Freundin rührte, konnte sie sich doch nun nicht mehr damit brüsten, dass Miss Cartwright ja keinerlei Ahnung hatte, wie man einen Ball organisierte, und es ohne ihre Hilfe ein klägliches Ereignis geworden wäre. „Das weiß ich, Catherine“, sagte sie deshalb achtsam. „Doch ich weiß auch, wie beschäftigt du bist, und Tante Emily wird zweifellos für jegliche Unterstützung dankbar sein, die du ihr angedeihen lassen kannst.“
„Hegt der Earl tatsächlich die Absicht, Lady Brandons Tochter einen Antrag zu machen?“, fragte Lady Ratcliffe, als sie wieder in der Kutsche saßen.
„Das weiß ich nun wirklich nicht, und es ist auch nicht meine Angelegenheit.“ „Du solltest es aber zu deiner Angelegenheit machen.“
„Ganz gewiss nicht!“, rief Charlotte aus.
„Schön, dann werde ich es eben für dich
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