MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
weißt du? Und Narbeth Hall ist, falls du es vergessen haben solltest, mein Zuhause.“
„Ja, aber Tante Isabel meinte auch, es wird Zeit, dass du einen Teil des Jahres in London verbringst. Immerhin hast du schon eine Saison hier mitgemacht, und dennoch ziehst du es vor, dich auf dem Land zu vergraben, wo es keinen Gentleman gibt, der dir gefällt. Warum nur? Findest du das Stadtleben wirklich so abscheulich?“
Diana ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. Tatsächlich war sie nicht sehr erfreut über ihre Rückkehr nach London. Je näher sie ihrem Ziel kam und je deutlicher sie sich wieder an die Gründe für ihre Abreise von dort erinnerte, desto schwerer fiel es ihr, Phoebe zuliebe Freude zu heucheln.
„Nein, nicht alles an London missfällt mir“, sagte sie, nachdem sie beschlossen hatte, so ehrlich wie möglich zu sein. „Es hat viele wundervolle Dinge zu bieten. Die Theatervorstellungen in der Drury Lane sind vorzüglich und die Geschäfte großartig und ganz und gar nicht mit unseren kleinen Läden zu vergleichen. Aber ansonsten bin ich mit meinem Leben auf dem Land zufrieden. Die vielen Menschen fehlen mir jedenfalls nicht, und die Gespräche in den feinen Salons hier sind nicht unbedingt geistreicher als die in meinem Dorf. Das wirst du bald herausfinden. Doch wir sind nicht hier, um über die Gründe zu sprechen, die mich aufs Land ziehen“, wechselte sie geschickt das Thema, „sondern um dich dabei zu beobachten, wie du London im Sturm eroberst und dich am Ende der Saison hoffentlich verlobst oder gar verheiratest.“
„Oh, das wäre so schön, Diana“, rief Phoebe und schlug die Hände zusammen. „Und zwar mit dem stattlichsten Mann in ganz London!“ Sie lachte. „Allerdings glaube ich nicht, dass ich großen Erfolg haben werde. Es gibt hier so viele schöne Damen. Und alle sind so kultiviert und geistreich und so geschickt im Flirten. Sollte mich wirklich ein interessanter Mann ansprechen, werde ich wahrscheinlich zu stottern anfangen.“
„Unsinn. Du wirst reden wie immer, klug und lustig. Außerdem denke ich, es wird keinem Gentleman so wichtig sein, was du sagst, solange du ihn nur mit deinen wunderschönen grünen Augen ansiehst.“ Diana zwinkerte ihr zu. „Gut, dass du nicht länger in Narbeth Hall geblieben bist. Thomas Stanhope schien recht angetan von dir gewesen zu sein, und an ihn wärst du gewiss vergeudet.“
„Aber du doch auch, liebe Diana!“, rief Phoebe eindringlich. „Du musst mit mir kommen, ich bitte dich! Ich weiß, mich wird alles sehr viel mehr erfreuen, wenn du bei mir bist.“
„Ich fühle mich geschmeichelt, meine Liebe, aber wir hatten abgemacht, dass ich nur die Rolle deiner Anstandsdame spielen würde.“
„So ein Humbug! Tante Isabel wird es nicht zulassen. Sie wird bestimmt darauf bestehen, dass wir beide nach einem Gatten suchen. Ich weiß“, fügte sie hinzu, als Dianas Miene ernst wurde, „du wirst dich wie immer weigern, aber Tante Isabel hat recht. Du bist viel zu hübsch, um zu Hause zu sitzen und zu versauern. Warum sollst du nicht auch genießen, was London zu bieten hat? Und hast du nicht von Freunden gesprochen, die du wiedersehen möchtest?“
Diana seufzte. Sie besaß wirklich Freunde in der Stadt. Doch woher soll ich wissen, ob diese ihrerseits den Wunsch verspüren, mich wiederzusehen? fragte sie sich. Und vor allem, wie sollte sie Phoebe erklären, was vor vier Jahren geschah, das dieses ungute Gefühl in ihr rechtfertigte?
Zu ihrer großen Erleichterung erreichten sie in diesem Moment das Haus ihrer Tante in der George Street, und Diana brauchte sich nicht den Kopf zu zerbrechen wegen einer geschickten Antwort.
Nachdem sie ausgestiegen und die Stufen zum Portal hinaufgestiegen waren, öffnete ihnen Jiggins, der langjährige Butler ihrer Tante, die Tür und sorgte dafür, dass ihr Gepäck ins Haus gebracht wurde. Gleich darauf hörte Diana die Stimme ihrer Tante.
„Diana, Phoebe, seid ihr das? Du liebe Zeit, Mädchen, ich dachte, ihr würdet niemals ankommen!“
Diana stellte erfreut fest, wie gut sie aussah. Obwohl Mrs. Isabel Mitchell bereits ihren dreiundfünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte, war sie immer noch eine bemerkenswert attraktive Frau. Ihr einst feuerrotes Haar hatte inzwischen einen warmen rotbraunen Ton angenommen, und die Augen, von einem etwas helleren Grün als Phoebes, strahlten die Leidenschaft und die Begeisterungsfähigkeit aus, die so sehr Teil ihrer Persönlichkeit waren. Vor sechs Jahren hatte sie
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