MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
mitzubringen.“ Mrs. Mitchell legte die Hand auf Dianas und lächelte liebevoll. „Ich hoffe, du wirst dich wieder an die Geselligkeit hier gewöhnen, meine Liebe. Denkst du denn noch immer an das, was damals geschah? Es sind immerhin vier Jahre vergangen.“
„Ja, und ich glaubte auch, ich hätte es überwunden. Aber jetzt, da ich wieder hier bin …“ Diana hielt inne und schüttelte den Kopf. „Es ist seltsam, weißt du. In gewisser Weise fühlt es sich so an, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Doch dann wieder kommt es mir so vor, als wäre es erst gestern geschehen. Kannst du das verstehen?“
Mrs. Mitchell seufzte. „Widrigkeiten wie jene beeinflussen einen Menschen sehr, Diana. So sehr, dass sie einen verändern können.“
„Haben sie mich verändert?“
„Oh ja, sehr sogar. Sie haben dich stärker gemacht.“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte Diana leise. „Manchmal denke ich, ich hätte die Dinge einfach so lassen sollen. Schließlich findet niemand in der Ehe den Himmel auf Erden, obwohl ich in meiner Unerfahrenheit glaubte, es könne den vollkommenen Mann für mich geben.“
„Glaubst du wirklich, dass niemand in der Ehe sein Glück findet?“
Diana erwiderte offen den Blick ihrer Tante und wusste, sie konnte nicht lügen. „Nein.“
„Gut, weil ich sehr enttäuscht gewesen wäre, wenn du Ja gesagt hättest. Eine Ehe kann sehr wohl der Himmel auf Erden sein, Diana. Es kommt darauf an, was die beiden Menschen, die sie eingehen, füreinander empfinden. Keiner von uns ist vollkommen, aber wir geben unser Bestes. Und genau das hättest auch du getan, weil du das Beispiel deiner Eltern vor Augen hattest.“
Diana lächelte wehmütig. „Sie fehlen mir so sehr, Tante Isabel. Manchmal so sehr, dass es schmerzt, doch dann wieder bin ich froh, dass sie nicht miterleben mussten, was geschehen ist.“
„Ja, sie hätten mit dir gelitten für alles, was du durchmachen musstest, mein Liebes. Aber du hast Würde und Stolz gezeigt wie eine wahre Dame.“
Diana seufzte. „Das mag ja sein, Tante Isabel, was hilft es mir jedoch, wenn mein Ruf einen solchen Schaden genommen hat?“
„Was es dir hilft? Ich bitte dich, mein Kind, ein angeschlagener Ruf kann gerettet werden, doch wer seine Würde verliert, verliert sie für immer.“ Mrs. Mitchell tätschelte Diana die Hand. „Warum gehst du jetzt nicht nach oben und ruhst dich noch ein wenig vor dem Dinner aus? Wir essen erst in zwei Stunden, also bleibt dir genügend Zeit. Ich möchte wieder Farbe auf deinen hübschen Wangen sehen.“
Diana lächelte. „Eine kleine Ruhepause ist mir sehr recht. Ich liebe Phoebe von Herzen, aber ihr Geplapper kann manchmal anstrengend sein. So, Chaucer, Zeit für dich, ins Körbchen zu springen“, sagte sie, gab dem Hund einen sanften Schubs und stand auf.
Schon an der Tür angekommen, wurde sie noch von einer letzten Frage ihrer Tante aufgehalten. „Hast du Phoebe erzählt, was vor vier Jahren geschehen ist?“
Diana schüttelte den Kopf. „Ich brachte es nicht übers Herz. Sie sehnt sich so sehr danach, sich zu verlieben und zu heiraten, dass ich ihr die Freude nicht nehmen wollte. Andererseits mache ich mir Sorgen, was wäre, wenn sie es von jemand anders erfahren würde.“
„Sicher, die Möglichkeit besteht“, überlegte Mrs. Mitchell. „Da du nicht bereit warst, den Menschen zu verraten, was wirklich zwischen dir und Lord Durling vorgefallen ist, blieb ihnen nichts anderes übrig, als seinen Worten zu glauben – dass du ihm auf die hartherzigste Art den Laufpass gegeben hast. Natürlich heißt das nicht zwangsläufig, die Leute werden wieder zu reden anfangen. Und da Phoebe ständig in unserer Nähe sein wird, wenn wir ausgehen, sollten wir es eigentlich zu verhindern wissen. Trotzdem können wir nicht vollkommen sicher sein.“
„Meinst du also, ich sollte es ihr sagen?“
„Ich meine, wir sollten erst einmal abwarten. Die meisten werden gewiss glauben, dass Phoebe es bereits weiß, und sich somit nicht die Mühe machen. In jedem Fall wird Phoebe sofort zu dir eilen, um die Wahrheit zu hören, sollte ihr etwas zu Ohren kommen. Dann kannst du dir immer noch überlegen, was du tun willst.“
Diana nickte und fragte leise: „Glaubst du, Lord Durling hat von meiner Ankunft erfahren?“
„Oh Diana“, meinte ihre Tante seufzend. „Ganz bestimmt sogar. Er ist mit allen und jedem bekannt, also kann ihm diese Neuigkeit nicht entgehen.“
Diana straffte unwillkürlich die Schultern.
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