MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
küssen wollen, seit Sie mich hier in Wellingford willkommen geheißen haben“, gab er hitzig zurück. „In letzter Zeit wünsche ich mir noch viel mehr – aber, entschuldigen Sie, das haben Sie ja bereits zurückgewiesen. Es tut mir leid, dass Ihnen Ehrlichkeit, Ehre, Treue und Zuneigung nicht genug sind. Dass Sie einen Antrag, der auf diesen Gefühlen fußt, beleidigend finden.“
„Natürlich finde ich Ehrlichkeit, Ehre und Treue nicht beleidigend“, erwiderte sie genauso zornig. „Aber nachdem Sie sich meine Zurückweisung offenbar nicht erklären können, zwingen Sie mich, deutlicher zu werden. Ich weiß, dass Sie kürzlich bei einer Brautwerbung eine Enttäuschung erlebt haben. Vielleicht haben Sie gedacht, dass ich wegen meines fortgeschrittenen Alters so verzweifelt bin, dass ich jeden ehrbaren Heiratsantrag annehmen würde. Aber lassen Sie sich gesagt sein, dass ich keine Lust habe, ein austauschbares Rädchen in ihren Heiratsplänen zu sein – ein passend kultivierter, passend ausgebildeter Ersatz für das Teil, das nicht passen wollte.“
„Sie glauben, dass das meiner Absicht entspricht?“
„Ich halte das für möglich“, erwiderte sie, froh, dass sie endlich ausgesprochen hatte, was sie am meisten befürchtete.
„Sie glauben wirklich, dass ich die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will, so beiläufig aussuche? Ich bin vielleicht nicht in der Lage, eine große Leidenschaft zu erklären, aber eine Heirat zwischen Gleichgesinnten ist doch keineswegs ungewöhnlich. Bei Ihrer eigenen Schwester hat es zu einer sehr glücklichen Ehe geführt! Wir haben gemeinsame Interessen, wir fühlen uns zueinander hingezogen – ich halte es für überaus wahrscheinlich, dass uns eine ähnliche Beziehung gelingen könnte. Und doch weisen Sie mich verächtlich ab, nur weil ich meine Gefühle ehrlich offenlege, weil ich mit einer Frau, die ich mag, ein Heim und eine Familie gründen will … und sogar, weil ich meine Begierde beherrsche und Ihnen mit Respekt begegne!“ Zornig schüttelte er den Kopf. „Ich weiß wirklich nicht, was ihr Frauen wollt!“
„So kompliziert ist das gar nicht“, versetzte sie. „Ich wünsche mir, um meiner selbst willen geliebt zu werden. Nicht weil ich die korrekten Eigenschaften besitze – wie ein … Pferd, das sich für eine bestimmte Kutsche eignet! Ich weiß, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden, und mit weniger gebe ich mich nicht zufrieden. Ich habe eigenen Besitz, meine Familie weiß mich zu schätzen, ich habe Nichten und Neffen, die ich lieben kann. Ist es denn so unvernünftig, dass ich mein bequemes Leben nicht aufgeben will, außer ich wüsste, der Mann, der um meine Hand anhält, begehrt nicht nur meine Talente, sondern meine Liebe? Ein Mann, der mich anfleht, ihn zu heiraten, weil sein Glück auf immer dahin sein wird, wenn ich es nicht tue?“
„Ein Mann also, der eine stumpfsinnige, unbändige Leidenschaft gestehen kann?“ Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Ob das wünschenswert wäre, darin werden wir wohl nie übereinstimmen. Außerdem glaube ich, dass eine solche Liebe eher der heißblütigen Jugend vorbehalten ist. Oder ist all das Gerede von großer Leidenschaft nur eine Ausrede? Ziehen Sie es vielleicht vor , hierzubleiben und als Verwalterin und Tante ein Leben aus zweiter Hand zu führen? Und sich in Erinnerungen an eine verlorene Liebe zu suhlen, die Sie über die Jahre hinweg zu solcher Vollkommenheit poliert haben, dass kein Sterblicher je dagegen ankommen kann, statt eine neue und reale Beziehung zu riskieren? Wenn dem so ist, dann, tut mir leid, sind Sie zu feige für die Liebe, die sie doch angeblich suchen.“
„ Ich feige?“, keuchte sie erzürnt. „Zufrieden damit, ein sicheres, einfaches Leben zu führen? Das ist doch gerade das, was Sie machen! Nachdem Sie Ihre Herzallerliebste verloren haben, wollen Sie nun eine sichere, praktische Verbindung eingehen, die auf gemeinsamen Interessen und Zuneigung gründet, und haben sich dafür eine Frau gesucht, die Ihnen vielleicht keine große Leidenschaft einflößt, die Ihnen aber nie Anlass zu Zweifeln oder Sorge bieten würde! Sie sagen, ich soll mein Herz wegwerfen, aber was ist mit Ihrem?“
„Ja, wir sind beide verletzt worden“, räumte er ein. „Aber während ich bereit bin, das Risiko einzugehen und mein Glück zu versuchen, sind Sie es nicht. Es macht mich zornig, wenn ich sehe, wie Sie eine solche Chance auf Nähe einfach vergeuden. Aber ich werde mich
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