MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
gehört, dass ich entzückt bin, endlich auch einmal herkommen zu dürfen – wenn es Ihnen wirklich recht ist, wie Thomas mir versichert hat, dass Ihnen ohne Vorankündigung ein weiterer Gast aufgehalst wird.“
Als der Gentleman sich aufrichtete, konnte Meredyth kaum ein Aufkeuchen unterdrücken. Im Gegensatz zu ihrem halbflüggen Bruder war Allen Mansfell ein richtiger Mann – und unglaublich attraktiv. Obwohl sie groß war für eine Frau, überragte ihr Gast sie noch um einiges. Dunkelbraune Locken fielen ihm in die Stirn, und seine Augen in dem markanten Gesicht waren von einem aufsehenerregenden Grün. Sein Blick hielt den ihren fest, und einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, sie wären die einzigen Menschen in der Halle.
Ein wenig verwirrt, senkte sie den Blick, ließ ihn anerkennend von den breiten Schultern über den kräftigen Oberkörper bis zu den muskulösen Oberschenkeln wandern, die von den ledernen Breeches vorteilhaft zur Geltung gebracht wurden. Als sie schließlich wieder zu ihm aufsah, verspürte sie eine prickelnde Anziehung, die stärker war als alles, was sie seit dem Tod ihres Verlobten James vor vielen Jahren empfunden hatte.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihre fünf Sinne beisammenzuhalten. „Wenn Sie nach dem gegangen sind, was Thomas von mir erzählt hat, dann überrascht es mich, dass Sie sich überhaupt hergewagt haben.“
Er lachte, wobei sein beunruhigender, verstörender Blick immer noch auf sie gerichtet war. „Ich versichere Ihnen, dass er nur in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen hat.“
„Ich hoffe, ihr habt uns auch noch etwas zum Dekorieren übrig gelassen“, unterbrach Colton sie und sah sich in der mit Tannen- und Kiefernzweigen geschmückten Halle um. „Nachdem wir ein ganzes Semester über staubigen Büchern gesessen haben, sind Thomas und ich recht erpicht darauf, über Land zu reiten und Misteln, Stechpalmen und anderes Gesträuch herbeizuschaffen.“
„Faith und ich haben mit der Halle angefangen, aber viel weiter sind wir nicht gediehen. Wir brauchen euch Gentlemen, damit ihr uns Weihnachtsdekoration bringt. Ich dachte, wir warten mit dem Sammeln auch noch, bis Sarah, Elizabeth und Clare mit ihren Familien eingetroffen sind. Es würde den Kindern bestimmt großen Spaß machen, mit euch auszureiten.“
Colton grinste sie an. „Typisch Merry – noch nicht mal alle da, und schon kommandiert sie uns herum.“
„Sie ist aber eine hervorragende Kommandantin“, meinte Thomas. „Wenn man sich Wellingford jetzt anschaut, kann man sich gar nicht vorstellen, wie es hier ausgesehen hat, als ich zum ersten Mal zu Besuch gekommen bin. Das Herrenhaus total baufällig, die Pächterhäuschen halb verfallen, die Felder lagen brach. Merry hat da wirklich Erstaunliches geleistet; sie hat das Haus und die Güter wunderbar hergerichtet und sich darum gekümmert, dass das Land wieder bebaut wird.“
Wenn Thomas nicht fast so etwas wie ein Bruder für sie gewesen wäre, hätte Meredyth sich vielleicht geschämt für das freimütige Bild, das er von Wellingfords traurigem Zustand kurz nach dem Tod ihres Vaters entworfen hatte. Doch da sein Bruder Allen durch Thomas sicher erfahren hatte, wie sehr ihr spielsüchtiger Vater den Familiensitz vernachlässigt hatte, hatte sie nicht das Gefühl, Erklärungen abgeben oder sich entschuldigen zu müssen. „Die Zeit ist eine kompetente Verwalterin, und ein Zufluss von Bargeld kann wahre Wunder vollbringen“, erwiderte sie.
„Nachdem ich mit der Instandhaltung der Güter meines Vaters gekämpft habe, Miss Wellingford, bin ich mir wohl bewusst, dass es mehr braucht als Geld, um sie in einem guten Zustand zu erhalten“, erklärte Allen. „Das Land und die Höfe, an denen wir vorbeigekommen sind, haben alle vorbildlich ausgesehen, und das Haus hier ist wunderschön. Dass Sie hart arbeiten, ist offensichtlich.“
„Allerdings“, warf Colton ein. „Merry ist eine so hervorragende Verwalterin, dass ich sie wohl weiterhin beschäftigen werde, wenn ich heirate und endgültig nach Wellingford zurückkehre.“
„Deiner Braut würde ein solches Arrangement wohl kaum behagen“, gab Merry scharfzüngig zurück und spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Unverblümt und unsensibel, wie junge Männer meist waren, war Colton natürlich gar nicht klar, dass er seine unverheiratete Schwester gerade endgültig als alte Jungfer gebrandmarkt hatte. Was sie ja auch war – aber trotzdem hätte sie darauf verzichten können,
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