MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
versichert hatte, sie könnten genauso weitermachen wie bisher, hatte sie entdecken müssen, dass ihm das anscheinend viel leichter fiel als ihr.
Tatsächlich keimte in ihr allmählich der Verdacht, dass er, um sie für ihre Abfuhr zu strafen, sogar noch aufmerksamer und aufreizender war als zuvor. Denn statt auf Distanz zu gehen, womit sie gerechnet hatte, rückte er noch näher an sie heran.
Wenn sie sich vor dem Dinner im Salon versammelten, trat er ganz dicht an sie heran, ein Bein gebeugt, sodass er ihren Oberschenkel berührte, was sie so erregte, dass sie kaum einen zusammenhängenden Satz hervorbrachte. Wenn er ihr antwortete, beugte er sich vor und hauchte ihr dabei warm ins Ohr. Wenn er sie zu Tisch führte, umfasste er ihren Arm fest und liebkoste ihre Finger, bevor er sie freigab.
Unter dem Tisch stieß sein Knie immer wieder „versehentlich“ gegen ihres und rieb sich an ihrem Bein, ehe er sich wieder zurückzog. Als sie ihm nach mehreren derartigen Vorkommnissen einen strengen Blick zuwarf, hob er nur die Augenbrauen und lächelte sie wohlwollend an.
Beim Tee nach dem Dinner brachte er es fertig, seinen Arm in dem ihren zu verhaken, während er angeblich nach einer Teetasse greifen wollte, und ihr mit den Fingern über das Handgelenk zu streichen, worauf sie so zusammenfuhr, dass sie ihm beinahe heißen Tee über den Ärmel gegossen hätte. Als sie eines ihrer inzwischen obligatorischen Duette sangen, stützte er sich mit einer Hand am Pianoforte auf und beugte sich so weit vor, dass sein Oberkörper beinahe ihren Rücken berührte. An diesem Abend verspielte sie sich öfter, als sie es im zarten Alter von sechs Jahren getan hatte.
Und ihre Familie schaute mit einem nachsichtigen Lächeln zu, weil sie alle dachten, es handle sich um eine Liebeswerbung.
Wahrscheinlich sollte sie Mr. Mansfell sogar dankbar sein – wenn er sich plötzlich kühl und distanziert gegeben hätte, hätte die eine oder andere ihrer Schwestern sie sich gewiss geschnappt, um zu erfahren, was zwischen ihnen passiert war. Aber jetzt, wo ihre Sinne ständig in Aufruhr waren, was sie auf Dauer nervlich zerrüttete und ihr Hirn lahmlegte, hätte sie ihm manchmal am liebsten eine Ohrfeige gegeben.
Am nächsten Morgen war er schon wieder dabei, lächelte sie strahlend an, während er irgendwie gegen sie stieß, sie stupste und berührte, während sie sich von der Anrichte das Frühstück holten und sich an den Tisch setzten.
Beim Verlassen des Frühstücksraums war sie schon kurz davor, ihn beiseite zu ziehen und ihm zu sagen, er solle sofort aufhören, sie so zu quälen, als sie von Bella aufgehalten wurden. Kichernd deutete sie auf Aubrey, der neben der Tür auf einem Tisch stand – und einen Mistelzweig über sie hielt.
„Küssen! Sie müssen sie küssen!“, jubelte Bella.
„Ja, Sie müssen!“, rief Aubrey. „Das ist Tradition!“
Allen Mansfell, Teufel, der er war, nickte nur und meinte: „Traditionen muss man hochhalten.“ Und bevor Meredyth noch protestieren konnte, riss er sie in die Arme und küsste sie.
Und es war kein Küsschen auf die Wange, sondern ein schamloser, wilder, radikaler Angriff auf ihre Sinne, den sie bis in die Zehen spüren konnte. Erst erstarrte sie, doch dann gab sie sich dem Kuss hin und erwiderte ihn mit derselben Leidenschaft.
Das Licht, die Stimmen, das Kinderlachen – alles versank, während sei dastanden und sich mit der rasenden Dringlichkeit von lang getrennten Liebenden küssten. Als er sich schließlich von ihr löste, waren ihre Knie so weich, dass sie beinahe gefallen wäre, wenn Mr. Mansfell sie nicht bei den Schultern gepackt und festgehalten hätte.
„Erzählen Sie mir nie wieder, dass es mir an Leidenschaft fehlt“, sagte er grimmig, bevor er sie rau von sich stieß und davonging, ohne sich noch einmal umzusehen. Rot übergossen stand sie da, während Thomas und Colton sie anfeuerten, die Kinder in die Hände klatschten, zwei Dienstmädchen mit offenem Mund gafften und Clare und Sarah sie erstaunt anblickten.
Wie konnte er es nur wagen, sie so vorzuführen und dann einfach zu verschwinden?
Viel zu zornig, um sich Gedanken darüber zu machen, was sie den anderen später sagen sollte, raffte sie die Röcke und rannte ihm nach.
Sie holte ihn in der Eingangshalle ein, packte ihn am Ellbogen und zerrte ihn beinahe gewaltsam in den Salon, wo sie die Tür zuschmetterte, ehe sie sich ihm zuwandte.
„Was fällt Ihnen ein, mich so zu küssen?“
„So habe ich Sie
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