MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
sich nicht wieder auf sie stürzte.
Denn wenn er das täte … bei der bloßen Vorstellung, ihn noch einmal zu küssen, wurde ihr schwindelig vor Begehren. Nach ihrem kleinen Intermezzo eben konnte sie nicht länger so tun, als ließe er sie kalt. Er hatte gesehen, wie leicht es war, sie mit Gerede von Freundschaft zu entwaffnen und dann seine körperliche Anziehungskraft einzusetzen, um sie anzulocken und dann so zu verwirren, dass sie einen zweiten Heiratsantrag vielleicht sogar annähme, ob er sich bis dahin in sie verliebt hatte oder nicht.
Wenn er sie wieder mit sinnlicher Leidenschaft köderte, wo würde sie die Kraft finden, ihm zu widerstehen?
Eine Idee kam ihr in den Sinn, so empörend und unmöglich, dass sie sie sofort zu verbannen suchte. Aber so leicht wurde sie den raffinierten, hinterlistigen Gedanken nicht los.
Es gäbe doch einen Weg, wie sie ihr Begehren befriedigen und in den Genuss all dessen kommen konnte, was sie sich bei James leider hatte entgehen lassen. Danach würde Allen Mansfell sie nie wieder feige nennen können oder sie als sanfte, gefügige alte Jungfer sehen können, die sich mit milder Zuneigung und fadem gegenseitigem Respekt zufriedengab.
Nein, wenn sie diesen Weg ging, würde sie Allen Mansfell so schockieren und aus der Fassung bringen, dass er ihren Namen ein für alle Mal von seiner Liste heiratsfähiger Damen streichen würde.
Und sie nie wieder in Versuchung führen.
Nicht dass ihr skandalöser Plan nicht riskant gewesen wäre, aber sie war kein mittelloses junges Mädchen mehr. Sie stand ihrem eigenen Haushalt vor, musste sich vor niemandem rechtfertigen und besaß Mittel und Wege, diskret mit jeder Eventualität fertig zu werden.
Ich werde es tun, entschied sie. Morgen, bevor er Wellingford verließ, wollte sie Allen Mansfell verführen.
9. KAPITEL
Nach der Szene mit dem Mistelzweig waren ihre Schwestern zu diskret, um sie nach weiteren Informationen zu bestürmen, nachdem sie ihnen die Erklärung gegeben hatte, die sie sich vorher sorgfältig zurechtgelegt hatte. Zu ihrer Erleichterung ging Allen Mansfell mit Thomas und Colton auf die Jagd und kehrte erst zum Dinner zurück. Beim Essen zeigte er sich eisern höflich und empfahl sich direkt im Anschluss. Auch die anderen zogen sich früh zurück, sodass Meredyth sich in die Einsamkeit ihres Schlafzimmers flüchten konnte.
Obwohl sie energisch die Augen schloss, hielt ihre lebhafte Fantasie ihre Sinne am Köcheln. Hin und her gerissen zwischen dem unbesonnenen Verlangen, die Sache über die Bühne zu bringen, und der klügeren Hoffnung, dass Allen Mansfell sie zurückweisen würde, tat Meredyth die Nacht vor dem letzten Tag ihres aufreibenden Gastes kaum ein Auge zu.
Sie erhob sich beizeiten und frühstückte vor dem Rest der Familie. Da ihre Schwestern Cecily und Emma am selben Tag erwartet wurden, an dem die Mansfells abreisten, hatte sie glücklicherweise eine lange Liste zu erledigender Dinge vor sich, die sie ablenkte und dafür sorgte, dass die Zeit verging.
Ihre Pflichten hielten sie auch von den anderen fern, bis sie sich zum Mittagsimbiss zu ihnen gesellte. Sobald sie den Raum betrat, knisterte die Luft vor Spannung, und die Unterhaltung erstarb, während die anderen von ihr zu Allen Mansfell blickten. Dieser Gentleman warf ihr einen Blick zu, der sie schier versengte, bevor er sich wieder dem Gespräch mit Lord Englemere zuwandte.
Während des darauf folgenden Mahls drehte sich Meredyth vor Aufregung beinahe der Magen um, und sie stocherte nur im Essen herum. Danach, als die anderen den Raum verließen, setzte sie ein Lächeln auf und fing Allen Mansfell ab.
Sie bat ihn, ihr zu folgen, und trat an eines der Fenster, die auf den Garten hinausgingen, außer Reichweite der anderen.
„Mr. Mansfell, ich möchte nicht, dass wir im Bösen voneinander scheiden. Würden Sie meine Entschuldigung annehmen? Ich wäre sehr froh, wenn Sie mich heute Nachmittag noch einmal zum Witwensitz begleiten würden. Die Renovierungsarbeiten sind beinahe abgeschlossen, und ich glaube, Sie könnten es interessant finden, sie zu inspizieren.“
Sie hielt die Luft an. Eine lange Weile sah er sie nur schweigend an. Trotz ihrer Nervosität zündete dieser Blick in ihr die Flamme des Begehrens.
Schließlich nickte er. „Ja, ich würde Ihr Projekt gern ein letztes Mal sehen.“
Hatte er dieser Bemerkung einen gewissen Unterton verliehen? Wenn ihr Plan funktionierte, würde er sehr viel mehr zu sehen bekommen als nur
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