Myrddin
Elfen von seinen Gedanken über die Menschen, von seinen Befürchtungen, und erklärte ihnen, welche immense Bedeutung gute Erklärungen in der Menschenwelt hatten. Und Antworten könne er nur geben, wenn er die Zustände kennen und Kenntnisse darüber besitzen würde, die er tatsächlich noch nicht besäße. Aber er wollte sie in Erfahrung bringen und deshalb sei er auf die Shetlands gekommen. Er wollte Antworten auf Fragen geben können, die ihm die Menschen stellen könnten. Selbst die beiden alten Menschen hatten ihm Fragen stellen können, die er nicht beantworten konnte. Und folglich hatte er lügen müssen, damit er sich nicht entblößte. Und er gab den Elfen Gründe, weshalb dies nicht geschehen dürfe – Gründe, die sich die Vanyar allerdings selbst erklären konnten, da sie Myrddin und seine Geschichte kannten und wußten, daß die Menschen nicht mehr das waren, was sie hätten sein können – nämlich ein stolzes Geschlecht.
„Du hast dir viel vorgenommen und kennst noch nicht einmal dein Ziel, Myrddin“, meinte Elwe nachdenklich.
„In Britannien werde ich es erfahren, ich sehe mich am Hart Fell, an meinem Berg und meiner Grotte.“
„So sei es dann, Myrddin.“
„Und du weißt, was du den Menschen sagen und wie du ihnen das Wesentliche verschweigen kannst“, stellte Caspar fest.
„Ich denke schon, doch es ist von Fall zu Fall verschieden, weil die Menschen alle unterschiedlich sind und ich die Regeln nicht mehr kenne, nach denen sie leben.“
„Dann lasse uns nachdenken und beratschlagen!“ schlug Elwe vor, was gegenseitige Fragen gestattete, die unbedingt beantwortet werden mußten.
Die Beratungen waren für die Elfen eine ernste Angelegenheit, der man sich zu beugen hatte und deren Beschlüsse unumstößlich waren. Alle Erwägungen, die erörtert wurden, blieben stets ausschließlich im Kreis der Beratenden, und die Regeln der Anständigkeit forderte es von den Vanyar, das Tuch des Schweigens, das über jeder Beratung lag, niemals erforschen oder durchbrechen zu wollen. Sie dachten so die eifrigen und dummen Gedanken – und deren Urheber – zu schützen, sie vor einer Bloßstellung Dritter zu bewahren, da es vorgekommen war, daß man sich, bevor man zu einer Entscheidung kam, ungebührlich erhitzte, und ein einstimmiger Entschluß, der immer am Ende einer Beratung stand, von allen getragen werden mußte.
Und sie begannen zu beratschlagen.
Die namhafteste Elfe mußte eine Eröffnungsformel sprechen, die den Beteiligten das Schweigen auferlegte und sie an die Ehre der Vanyar gemahnte.
Myrddin kannte die Gesetze und hatte ihnen vorbehaltlos zu entsprechen, falls er in eine Beratung miteinbezogen werden wollte.
„Wir kennen dein Ziel nicht, und es wird uns gleichgültig bleiben. Aber wir sind entsendet worden, um dir zu helfen, Myrddin“, eröffnete Elwe.
„Und das ist wahrhaft bemerkenswert von euch, dem Großen Rat und allen Vanyar“, dankte Myrddin höflich.
„Wir müssen für dich eine Tarnung finden, die dich unbeschadet zu dem Berg reisen läßt, den du Hart Fell nennst. Du willst die Menschen täuschen und sie über deine Person im unklaren lassen. Ist das richtig?“ fragte Caspar direkt.
„Du hast es erfaßt. Genauso habe ich es mir gedacht, sobald ich wieder laufen kann.“
„Am einfachsten wäre es doch, wenn du dafür sorgen würdest, daß dich die Menschen meiden. Was wäre, wenn du ihnen von einer ansteckenden, mysteriösen Krankheit erzählst, die es unter euch Menschen geben könnte?“ meinte Caspar weiter.
„Weißt du, was sie mit Kranken machen, Caspar? Die Idee ist sicherlich gut, aber vielleicht sperren die heutigen Menschen die Kranken ein und hindern sie geradezu am Reisen. Zumindest erscheint mir das logisch. Nein, ich glaube, daß es unter Umständen angemessen wäre, sich ihnen auf eine andere Art zu entziehen“, erwog Halvdan.
„Dem stimme ich zu. Ich darf nicht vergessen, daß ich auf Nahrungsmittel angewiesen bin, und bis jetzt weiß ich noch nicht, wie ich an sie herankommen soll. Ich habe keine Wertgegenstände mehr, die ich eintauschen könnte. Und zum Handeln habe ich keine Zeit. Also werde ich auf die Menschen angewiesen sein. Außerdem habe ich von ihnen zu lernen. Wißt ihr, was Bettelmönche sind?“
„Vorzüglich gedacht, Myrddin. Wir kennen Bettelmönche als Männer, die die Menschen für etwas Heiliges halten und denen man Nahrung allerorts und zu jeder Stunde gegeben hat“, antwortet Caspar.
„Ja … und denen gegenüber
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