Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
… wenn … wenn er sich … ja. Wenn er sich wieder erinnert … Nicht, William … Die Welt … Ja, die Welt ist nicht gut. William, aber wir … wir sin’ Freunde, nich’? Also Leslie … laß’ ihn. Jeder Mensch … nein, nich’ jeder … William, ich bin gaaaanz schön betrunken … was. Aber … wir sin’ Freunde“, lallte Palluck, indem er mit seinem Kopf hin- und herschwankte, die Augen nicht mehr kontrollieren konnte und sie ihm nur einen Raum zeigten, in dem sein Wille auf der Suche nach Myrddin war. Dann legte er seinen Kopf auf den Tisch und war fest eingeschlafen.
    Tralee strich ihm einmal über den Kopf, von dem er niemals die Seemannsmütze abzunehmen schien, nahm dann noch den letzten Schluck aus dem Glas, stand taumelnd auf und ging zu Myrddin ans Bett.
    „William, ich … Ich werde auch gleich eine andere sein. Ich bin ganz schön beduselt. Mach dir keine Sorgen … wir werden das schon managen“, sagte sie angetrunken. „Wir Alten, auf die die Welt keinen Pfifferling mehr gibt. Wenn wir wirklich wollten … dann könnten wir mehr, als denen lieb sein kann … oder, William?“
    Myrddin saß stumm in seinem Bett und hoffte nur, daß der Abend zu Ende gehen würde.
    „Wir Alten … auf die die anderen … na … na, was wohl schon, William … du weißt schon, was ich sagen will. Wenigstens wir müssen zusammenhalten … so wie Jerry und ich … zusammenhalten“, sagte sie, sah die Flasche auf dem Tisch, goß noch ein paar Tröpfchen in ihr Glas, die es ihr nicht besser gehen ließen, hob es und brachte dann einen schallenden Toast auf alle alten Menschen ihrer Welt aus. Danach verlor sie die Balance, setzte sich auf ihren Stuhl, hielt sich mit beiden Händen am Tisch fest, kicherte vor sich hin und überließ sich der Nacht – ihrer Erinnerung, ihren Ängsten und ihrem erstaunlichen Innenleben, das einen ausgewogenen Charme besaß.

XVII
    Myrddin betrachtete die Szene, wie sie sich nicht eindeutiger für ihn darstellen konnte. Das waren die Menschen, vor denen er sich gefürchtet hatte? Das war die Gegenwart, die etwas Komplexes in sich tragen sollte? Das waren wenigstens die Kreaturen, die die Welt zu dem werden ließen, was sie war und von der er noch keinen plastischen Eindruck hatte? Und das war aus der Menschheit geworden, als höchste Form der Zivilisation, der sie offenbar nicht gewachsen war. Er wollte es nicht überbewerten, doch sein erster Eindruck bestärkte ihn, da er es mit schwachen, inhaltslosen Menschen zu tun hatte, die trotz ihrer unbestrittenen Qualitäten – denn die Massage seiner Füße durch Tralee war für ihn durchaus als Qualität einzuschätzen – hilflos der Macht anderer ausgesetzt waren. Das wäre eine Szene für die Priester gewesen, die er kannte. Gab es nicht einen Ansgar von Corvey, der mit seiner außergewöhnlichen Gelehrsamkeit und Glaubenskraft sich und seine Haltung verbreitet hatte? Der fromme Mann hätte die Auswirkungen sehen sollen, die die idiotische Glaubenskultur auf den Menschen hatte. Was für ein Fluch liegt nur auf der Kultur, die ihre Wurzeln vergaß und ihre Kinder verriet , fragte er sich.
    Leslie Tralee war für ihn eine grazile Frau, die eine bemerkenswert anmutige Ausstrahlung besaß. Zwangsläufig dachte er an Morgaine, und es war eine kuriose Parallele, daß Palluck sie seine gute Fee nannte. Er dachte an das bezaubernde Auftreten Morgaines, ihre kalkulierte Erscheinungskraft, die sie besessen hatte, obwohl man sie nicht hübsch hätte nennen können. Und dennoch konnte sich kaum jemand ihrem Charisma entziehen.
    Tralee hatte es von ihr. Sie hatte einen bestechenden Blick, und ein verwegenes Lächeln spielte manchmal jugendlich um ihren Mund.
    Palluck war ein gutmütiger, treuer Gevatter, von dem Myrddin nichts Besonderes erwartete. Sicherlich hatte er keine Gedankenblitze, und falls er sie haben würde, hätte er auch immer einen Whisky. Was die beiden zusammengebracht hatte, konnte er sich nicht vorstellen, und er kam auch nicht dazu, sich weitere Gedanken darüber zu machen, da die Tür leise knarrte.
    Myrddin schaute erschrocken hinüber, konnte jedoch in dem Halbdunkel des Lichterscheines der warmen Hütte nichts entdecken.
    Um den Verschlag von Palluck spielte der Nachtnebel, der sich schwer in die Bucht gelegt hatte, und eine feuchte Bö fegte über den Boden und strich Myrddins Gesicht, als die Blondelfen die Tür geöffnet hatten und vorsichtig knarrend hinter sich wieder schlossen. Für Myrddin lag plötzlich ein

Weitere Kostenlose Bücher