Myrddin
ich spreche es für mich.“
„Ich möchte sie finden und muß sie suchen, das weiß ich, seitdem du aufgetaucht bist, William. Ich will ganz offen zu dir sein. Ich glaube nicht, daß du ein Puppenspieler bist, obwohl du überzeugend wirkst. Und ich glaube nicht, daß du mir zufällig begegnet bist. Es sollte dich nicht betrüben und es sollte dich auch nicht kränken, doch ich glaube, daß du den Menschen veränderst …“
„Jeremiah …“
„Nein, sage jetzt nichts. Ich kann dir nur für deine Gedanken danken und freue mich über unsere Freundschaft. Und ich werde mich noch heute Nacht auf die Suche nach Irene begeben, William. Das habe ich beschlossen …“, sagte Palluck in froher Gesinnung, klaren Verstandes und zitterte am ganzen Körper. „Ich möchte, daß du es vorher weißt. Und du sollst mich sehen und mir die Kraft zu meinem Entschluß geben, William.“
„Das kann ich nicht, Jeremiah. Und das weißt du. William Myrddin ist kein Trostspender. Er ist kein Seelsorger und kein Begleiter, mein Freund.“
„Aber er ist ein Freund, der einfach bleiben soll, der noch einmal winken soll, bevor ich mich auf meine Reise machen werde.“
„Kennst du deine Reise, Jeremiah, und bist du dir sicher, dich nicht zu irren, weder über Irene noch über deine Ziele? Kannst du den Regen von den Tränen unterscheiden?“
„William, ich bin mir nicht sicher. Ich kenne meine Reise nicht, weiß nur meinen Weg, auf den ich mich machen will, und ich möchte dich als meinen Freund bitten, bei mir zu bleiben und mir den Abschied zu erleichtern“, bat Palluck, und Myrddin überflog die vergangene Zeit, die er mit Palluck verbracht hatte. Seinen Wunsch konnte er ihm unmöglich verweigern, und so versprach er, bei ihm zu bleiben, falls er es wahrhaft wünsche.
„Du hast Angst, Jeremiah.“
„Ich habe keine Angst, nur Wehmut, wenn ich an Leslie und Patty denke … und an dich, William. William ist ein komischer Name für dich, an den ich mich zwar gewöhnt habe, der aber nicht zu dir paßt“, sagte Palluck und Myrddin schmunzelte, doch gerade, als er gestehen wollte, wer er war, zog Palluck den Briefumschlag aus seiner Manteltasche, in den er den beschriebenen Bogen Papier gesteckt hatte.
„Hier habe ich etwas für Leslie aufgeschrieben. Es erklärt ihr alles, was ich mir vorgenommen habe. Außerdem weiß ich, daß du an die Küste von Northumberland willst. Alles Geld, was ich bei mir hatte, ist ebenfalls in dem Umschlag. Es müssen etwa 2 500 Pfund sein. Damit solltest du an die Küste kommen können. Nimm Leslie mit und schicke sie nach Edinburgh zum Notar. Wir haben darüber schon gesprochen. Versprichst du mir das?“ Und er gab Myrddin den Umschlag.
Sie waren an der Stelle angekommen, an der Palluck den halberfrorenen Myrddin gefunden hatte – an der auch die Elfen und sein Stab gelegen hatten, als Palluck stehenblieb, die gute Luft einatmete und Myrddin in das fahle Gesicht schaute, das selbst in der Dunkelheit zu leuchten schien.
Der Zauberer stellte sich neben ihn und lächelte. Tiefe Nebelwolken, in die sie eingetaucht waren, hoben sich plötzlich von der See vor Palluck, und ein fernes Licht erschien über dem Horizont, der zu einer Reise einlud.
Donnernd schlugen die Wellen gegen die Felsen, doch Palluck war es, als öffnete sich ein schmaler Pfad zu seinem Horizont, der wie ein spitzes Gewölbe durch den Nebel lief, und er fragte Myrddin, ob er ihn auch sehen könne.
„Jeremiah, wenn du mich nicht William nennen magst, so nenne mich bei meinem Namen … und ich werde ein Freund sein. Ich bin Merlin …“
„So soll ich bereit sein … Und ich sehe, was tatsächlich ist …? Und du … du bist wirklich Merlin …?“
„Es ist, was du siehst, Jeremiah … und es ist mehr“, antwortete Myrddin.
„Lasse mich dich in meine Arme nehmen, alter Freund … und grüße mir Leslie und Patty. Sie werden bei dir aufgehoben sein, Merlin …“, sagte Palluck und Tränen glücklicher Rührung rollten über seine Wangen.
Die beiden Männer umarmten einander. Palluck hielt noch einen Moment die Hand von Myrddin und machte sich dann auf seinen Weg. Er lief den Strand hinab, bis die Gischt der See seine Füße umspülte.
Myrddin stand reglos, sah den glücklichen Palluck laufen und sah, wie er stehenblieb, sich umdrehte, als schon eisiges Wasser um seine Knie strich. Er sah die massigen Wellen in die Bucht schlagen, Palluck lachen und winken, hörte ihn etwas sagen – ein Volkslied, dessen Melodie er
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