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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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anzuerkennen. Um jemanden zu töten, müßte man Gewalt anwenden, und an einem Ertrunkenen dürften keine Verletzungen festzustellen sein, meinte er. Ein Mord müßte sehr wohl von einem Selbstmord unterschieden werden können. Darüber hinaus hatte Tralee einen Brief von Palluck, in dem er seine Absichten eindeutig offenbarte und sogar um Verständnis für sein Vorhaben warb. Worüber also machte sich Tralee Sorgen? Was wußte sie von den Menschen, das er nicht wissen konnte? Und weshalb machte sich Brian die gleichen Sorgen? Wenn es Verkehrswege gab, die die Menschen überwachen konnten, gab es auch Wege für einen sehenden Zauberer mit seinen Elfen, sie zu umgehen. Und er wollte für die äußeren Umstände Sorge tragen, damit sie sich auf den Weg nach Schottland machen konnten. Das hatte er indirekt Palluck versprochen – und jedem Versprechen blieb Myrddin treu. Tralee und Brian sollten ihr Vermögen bekommen können, und er wollte nach Lindisfarne, oder direkt zum Hart Fell.
    Für Myrddin schien es ein glücklicher Zufall zu sein, daß man sich erst in Schottland trennen sollte.

XXII
    Die Gerüchte und Nachrichten, die Brian mitbrachte, übertrafen ihre kühnsten Erwartungen. Faith Bishop hatte auf eigene Kosten aus Tagelöhnern ein Suchkommando zusammengestellt, zu dem sich auch ihr Onkel Charles Rhys gesellt hatte. Die Polizei hatte eine Hundestaffel aus England angefordert, die in den nächsten Tagen auf den Shetlands eintreffen sollte, sobald es die Witterung zulassen würde. Und wie es Tralee befürchtet hatte, war eine Fahndung an allen Verkehrsknotenpunkten in vollem Gang. Obwohl die Insulaner der Shetlands ein eigenes Völkchen waren und man sie nur schlecht zu gemeinsamen Gesprächen an einen Tisch bekommen konnte, war eine Generalmobilmachung im Vollzug, wie sie Brian nicht beschreiben konnte. Die Suche nach dem Mörder Myrddin einte die Menschen, und der Mord an und für sich stand längst außer Frage.
    Bishop hatte der Polizei sogar ein Preisgeld für die Ergreifung Myrddins in Aussicht gestellt, was wohl wissentlich in der Öffentlichkeit bekanntgemacht worden sei. Für die Bevölkerung war es also klar: Myrddin hatte Palluck ermordet, und die Meinungen über Tralee wurden noch höflich zurückgehalten. Man wagte noch nicht laut, ihr eine unmittelbare Beteiligung an dem Mord zu unterstellen, zog es aber bereits in Betrachtungen und Überlegungen mit ein, da man sie zu Hause nicht angetroffen hatte und sie folglich auch flüchtig sein könnte. Es würde also auch nach ihr gefahndet, meinte Brian, obwohl man ihr noch keine strafrechtlich verfolgbaren Handlungen zu Lasten legte, soweit es öffentlich bekannt sei. Brian sprach atemlos und ihr junges Herz bebte, da sie zwischen zwei angeblichen Mördern saß – zumindest neben einem Mörder und seiner Konkubine, seinem schlampigen Flittchen Tralee.
    Vorerst seien sie in der Höhle noch sicher, aber bei einer systematischen Suche mit Spürhunden würde man sie auch dort finden, und Tralee brach über die Neuigkeiten in Tränen aus.
    Myrddin erklärte Brian, das Palluck ihr und Tralee sein Vermögen vermacht habe, und erzählte ihr alles, was er zuvor auch Tralee erzählt hatte.
    „Na gut“, meinte sie desinteressiert. „Dann sind wir also vielleicht reich … vielleicht auch nicht … Jedenfalls müßt ihr hier von der Insel weg, bevor sie euch schnappen …“ Und Brian überlegte, wie sie helfen könnte. Ihr Onkel Rhy war vorläufig mit der Suche beschäftigt und an dem Geld interessiert, das man auf die Ergreifung Myrddins ausgesetzt hatte. Daher hatte sie selbst Zeit. Einen oder zwei versäumte Schultage könnte sie nachholen. Wahrscheinlich würden sich sogar viele ihrer Mitschüler an der Suche beteiligen, so daß ihr Fehlen begründet werden könnte. Insofern sah sie kein Problem. Wie aber konnte man die beiden schnellstmöglich von der Insel bekommen – noch bevor die Hundestaffel aus England einträfe? Das war das Problem.
    „Es sieht so aus, als wollte man euch zu Bonnie und Clyde machen, und ich bin ja mal gespannt, was morgen in der Zeitung steht“, sagte Brian, und über den trockenen Witz mußte selbst Tralee grinsen.
    Myrddin stellte nur fest, daß er die zwei nicht kannte, von denen Brian gesprochen hatte.
    „Also laßt uns mal ganz sachlich die Lage peilen. Wir haben genug Geld, kommen aber nicht von der Insel. Was wir brauchen, ist ein Boot, da der Flughafen dicht ist“, sagte Brian, als zitierte sie etwas aus einem

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