Myrddin
Myrddin vorsichtig, da er die Gegenargumente befürchtete, die er selbst vortragen würde, hätte man ihn in der Lage von Brian mit solch einer Idee konfrontiert.
„Keine schlechte Idee. Aber du hast das Küstenradar vergessen. Und außerdem kann ich es nicht steuern und habe keine Ahnung, wie sein neuer SAT-Navigator funktioniert. Der ist nach dem neuen GPS-NAVSTAR-Verfahren eingerichtet … Das kannst du also vergessen. Und wie sollen wir in den Hafen von Voe kommen? Überall sind Straßensperren …“
„Abe du kannst dich doch ungehindert bewegen, Patty. Könntest du also nicht allein nach Voe gehen? Und kannst du mir erklären, was ein Küstenradar ist? Und gibt es nicht irgendeine Möglichkeit, es zu umgehen?“
„Keine Ahnung, wie das genau funktioniert. Aber das Radar kannst du nicht einfach mal so umgehen. Das ist schon mal klar. Bei schlechtem Wetter ist es manchmal so, daß die kleineren Boote und Segelyachten nicht ausgemacht werden können. Das ist dann wegen der hohen Wellen …“, meinte Brian.
„William, du willst doch wohl ein Kind nicht allein losschicken …“
„Wenn wir also schwere See haben, könnten wir unter Umständen von deinem Radar nicht gesehen werden?“, fragte Myrddin weiter, ohne Tralees Bedenken auch nur im mindesten zu beachten.
„Weiß nicht … Kann schon sein. Und eigentlich weiß ich auch nicht, ob die so ’nen Fez um euch machen wie wir hier auf der Insel. Drüben werden doch täglich Leute gekillt und um die Ecke gebracht. Die gehen damit anders um als wir hier. Vielleicht nehmen die alles gar nicht so ernst. Obwohl Mord schon ein ganz schön dickes Ding ist, auch drüben …“
„Aber was nun, Patty, wenn wir nicht nach Voe laufen und riskieren würden, von der Polizei gefangen zu werden, sondern du mit dem Boot deines Onkels hierher kämst, uns hier aufnähmest und wir uns dann gemeinsam auf den Weg nach Schottland machen würden? So ein Schiff zu steuern, traue ich mir schon zu … wenn du es nur herbringen würdest …“, spekulierte Myrddin, der festen Absichten gefaßt zu haben schien.
„Myrddin …! Ich warne dich: lass die kleine Patty da raus …!“ meinte Tralee mit einem verachtenden Ernst in aller Strenge.
„Man kann es doch einmal überlegen“, meinte Myrddin scheinbar kleinlaut.
„Das meinst du nicht wirklich, William. Du mußt einen an der Klatsche haben … ’tschuldigung. Aber du hast doch die ganze Zeit den Nebel gesehen. Da kenne ich keinen, der freiwillig rausfährt. Außerdem ist der Seegang richtig scheiße. Rauh, hart und gefährlich … glaub es mir. Und hier mit dem Ding reinzufahren … ist unmöglich. Hier gibt’s Felsen, die keiner kennt. Schlag dir das aus dem Kopf“, erklärte Brian ortskundig, obwohl der Gedanke auch für sie einen Reiz hatte, da sie sich so hätte beweisen können, daß sie selbst das Schiff von Rhys besser lotsen könnte als er. Doch unter diesen Umständen wäre das völlig ausgeschlossen.
„Gut, Patty. Dann laß mich etwas anderes überlegen“, bat Myrddin und entschuldigte sich für einen Augenblick, da er frische Luft atmen wollte, obwohl es Nacht war und kalter Nebel in die Höhle schlug, so daß Tralee vor lauter frischer Luft zitterte.
In Wirklichkeit wollte Myrddin sich mit den Vanyar besprechen. Er wollte von ihnen wissen, ob sie ein Schiff nötigenfalls durch den Nebel manövrieren konnten, indem eine Blondelfe auf dem Bug säße, eine zweite vorfliegen würde und die dritte am Strand stände, damit sie eine präzise Landungsposition hätten. Und die Vanyar sahen darin nicht die kleinste Schwierigkeit. Besonders Caspar tat sich hervor und lobte den prächtigen Einfall von Myrddin, solange das Boot, das sie führen sollten, größer als die HAMAMELIS sei und die Gischt ihnen nicht die Flügel verkleben würde. Der Nebel machte ihnen so wenig aus wie die Finsternis. Die dichten Nebelschwaden waren für sie wie Glas, durch das sie mit ihren Ohren schauen konnten. Myrddin war über die Aussagen und die Begeisterung der Blondelfen froh und erklärte ihnen, daß er das Menschenmädchen in eine Art Schlaf versetzen würde, damit sie ihre Kräfte mobilisieren könnte und ihm zu Gefallen handeln würde, da sich die Menschen mit seinem Plan nicht einverstanden erklärt hatten. Wenn er sie soweit hätte, könnten die Vanyar dem Mädchen folgen. Und die Elfen waren von dem Gedanken Myrddins begeistert.
Erleichtert ging Myrddin zurück in die Höhle, erkundigte sich bei Tralee nach der Uhrzeit,
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