Myrddin
da er sich an das Zeitinstrument voller Bewunderung für die Technik gewöhnt hatte und sich jeder Mensch zu jeder Stunde bei jedem x-beliebigen nach der Uhrzeit erkundigen konnte. Das Instrument an sich war für ihn zu einer bewundernswerten Spielerei geworden, denn Zeit hätte man seiner Ansicht nach empfinden müssen.
„In der Dunkelheit kann ich doch das Ziffernblatt nicht erkennen, William“, entschuldigte sich Tralee.
„Ja, verzeih, Leslie. Daran habe ich nicht gedacht. Mein alter Kopf spielt manchmal nicht mehr so mit, wie ich es gerne hätte. Haben wir kein Licht mitgenommen?“ fragte er, obwohl er wußte, daß sie weder eine Lampe noch Schwefelhölzer – wie er Streichhölzer und Feuerzeuge nannte – eingesteckt hatten. „Man hat uns wirklich wie Verbrecher aus unserem Unterschlupf vertrieben. Laß mich dir mit meinem leuchtenden Stein Licht geben, damit du mir sagen kannst, wie spät es ist.“
Myrddin griff in der Dunkelheit nach seinem Eschenstab, den er an der Felswand der Höhle neben sich gestellt hatte. Und wie am Vorabend begann der Stein den Menschen magisch zu leuchten, als der Zauberer den Lederbeutel von ihm entfernte.
Diesmal erfüllte er die Höhle mit einem Licht, das niemals wieder ihre häßlichen schroffen Schatten erhellen sollte. Fledermäuse erschraken und kreischten in der Tiefe des Felsens. Und wie von einem Licht in ewiger Finsternis gebannt schauten die Augen der Frauen in zitternde, leuchtend hellblaue, fast weiße Strahlen, die in dem pendelnden Kristall zuckten. Und Myrddin fragte Tralee abermals ruhig nach der Uhrzeit. Sofort schaute sie auf ihre Armbanduhr und sagte, daß es kurz nach ein Uhr nachts sei. Daraufhin empfahl Myrddin ihr zu schlafen, während Brian den Lichtstrahlen folgte, die wie ein glitzernder Sog durch ihre Augen in ihr Unterbewußtsein fielen und tiefer an den Nerven hinabglitten, durch die Kehle, an ihrem Herzen vorbei und vorbei an ihrer Scham in die Knie sanken und wärmend wieder aufstiegen, bis sie sich in der Halle ihres Kopfes ausbreiteten, gefolgt von der sanften Stimme Myrddins. Und sie sah ihre Eltern, sah, wie ihr Vater ihre kleine Schwester Sheannad auf dem Arm hielt, und hörte die wundervolle Stimme des Freundes Jeremiah, wie er sie zu sich rief. Und Brian folgte.
„Weißt du, Patty, ich finde du kannst das Boot deines Onkels herbringen, gemeinsam mit meiner Hilfe. Es wird ganz leicht für dich … auch wenn du es dir nicht zutraust. Habe Vertrauen zu mir … Ich werde dir meinen guten Geist Halvdan auf den Bug setzen … und er wird dich durch die See führen … in den Wellen beschützen … und dich sicher hergeleiten … Halvdan wird dich führen, Patty … einverstanden …“, sagte Myrddin zu Brian, da er wußte, daß Tralee fest schlief.
„Ja, William … einverstanden … Ich hole das Boot … und lasse mich führen … von Halvdan, deinem Geist …“, hauchte sie, ohne es zu wissen und ohne sich jemals wieder daran erinnern zu können.
„Das ist gut so, Patty …“
„O ja … das ist es …“
„Und du weißt, wie du die Motoren des Bootes starten kannst, Patty …?“ fragte Myrddin.
„Das weiß ich … Charles Zündschlüssel … an der Wand … neben dem Garderobenspiegel … in das Zündschloß stecken … und drehen …“
„Das ist wunderbar, Patty. Nimm deine kleine Schwester Sheannad, bringe sie auf das Boot und komme morgen mit ihm zu uns in die Bucht …“
„Ja … ich werde Sheannad mitnehmen … und komme …“, wiederholte sie in Hypnose.
„Und denke an meinen guten Geist auf deinem Bug. Halvdan wird dich sicher führen …“
„Halvdan … er wird mich führen … Irene Bay …“
„Ist das nicht ein zauberhaftes Licht, Patty?“ fragte Myrddin das Mädchen.
„O ja … es ist herrlich … herrlich warm … es erfüllt mit Frieden und Glück …“, antwortete sie ihm.
„So ist es gut … Und nun ist es an der Zeit, daß du nach Hause fährst und dich schlafen legst, bevor du morgen mit dem Boot herkommst …“, sagte Myrddin, steckte den Kristall wieder in den Beutel, nahm zwei handliche Steine und fügte zum Schluß hinzu: „… und wenn du morgen dieses Geräusch hören wirst, Patty …“, er schlug die beiden Kiesel trocken zusammen, „… dann ist Halvdan in deiner Nähe und du machst dich auf den Weg zum Hafen und tust, was wir besprochen haben …!“
„Ja, William … Sheannad mitnehmen … Hafen … Boot … und Halvdan wird mich führen …“, und ihre Stimme wurde
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