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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Er ist ertrunken … krepiert … exitus … aus und vorbei … nicht mehr!“ verzweifelte sie an der Tatsache.
    „Gut, Leslie, dann nimm es so …“
    „Neeeiiiiinn …!“ schrie sie hysterisch. „So will ich es nicht nehmen. Ich will es nicht haben. Es ist Wahnsinn, daß sich ein trockener Alkoholiker in die Fluten stürzt, sich selbst ersäuft, im Glauben, er findet eine Nixe, und ein zweiter irrer Alter danebensteht und den anderen noch ermuntert, sich doch endlich zu ersaufen … Das ist doch komplett irre!“ weinte sie. „Und das will ich nicht haben. Mein Magen krampft sich zusammen, William Myrddin, wenn ich dein Gefasel und deine Ausflüchte höre“, und sie beugte sich vor Schmerzen über ihre Knie. Sie gab ihrem Kummer weiter nach und Myrddin schwieg.
    Sollte er sich ihr zeigen und den Glaubenskonflikt einseitig klären? Oder erwartete sie, in den Arm genommen zu werden? Oder sollte er die Schmach gegen sich einfach erdulden? Er könnte auf die Zukunft zu sprechen kommen, die ungewisser denn je war, da er von der Insel mußte, wenn er einer Gefangenschaft entgehen wollte, für die Bishop sorgen würde. Und er kannte weder die Gesetze noch die Mauern, hinter denen man Menschen heute einsperrte, sie vergessend lebendig begrub, weil sie der Gesellschaft nicht entsprachen und soziale Ausfallerscheinungen hatten, wie es ihm Brian zu umschreiben versucht hatte.
    Vor dem Eingang saßen die Elfen und horchten in den Nebel. Sie wollten Myrddin rechtzeitig warnen, falls sie fremde Menschen hören würden. Doch in dem täglichen Lärm der Insel waren keine herausragenden Geräusche, die ihres Erachtens eine unmittelbare Gefahr für Myrddin bedeuten könnten.
    Myrddin überlegte, ob er Tralee ein einziges Mal die Vanyar erscheinen lassen und ihr verraten sollte, daß es sich um wirkliche Elfe handle, damit ihre Zweifel um Pallucks Reise beigelegt werden könnten. Sollte er ihr Bilder schenken, die sie bewegen mußten? Aber darin sah er keinen tieferen Sinn, wie die Dinge standen, und sah auch keine Bereitschaft in Tralee, ihm selbst den geringsten Glauben zu schenken. So blieb sie ihm gegenüber ungerecht und er konnte es ertragen. Palluck hatte verfügt, daß sie für seine Überfahrt sorgen sollte, und er war sich sicher, daß sie das tun würde, ungeachtet allen Streites – und darauf kam es an. Seine Überfahrt hatte Vorrang, und was die Menschen denken und fühlen würden, wäre nur zweitrangig. Es war wichtig, daß sie von der Insel herunterkommen würden, dachte er. Und dafür müßte er sich noch etwas einfallen lassen.
    Um nicht auf die Gefühle von Tralee und auf ihre Verletztheit eingehen zu müssen, sprach Myrddin sachlich von dem, was ihm Palluck erzählt hatte. Er berichtete von dem Vermögen und sagte, daß sie nach Aussagen von Palluck nun eine reiche Frau sein müsse. Er berichtete ihr auch, was sich der alte Jeremiah für Brian gedacht hatte und wie es mit der Verwaltung des Besitzes bestellt sein sollte. Allerdings würde sie es besser und konkreter durch Pallucks Anwalt in Schottland erfahren, dessen Adresse er aufgeschrieben habe. Und er kam auf das Geld zu sprechen, das Palluck in dem Brief hinterlassen hatte, damit man reisen könne, und von dem er nicht wußte, wieviel Geld es wirklich war.
    Myrddin wollte nur erfahren, wie man von den Shetlands nach Schottland käme, und Tralee erzählte ihm teilnahmslos, daß es eine Fähre von Lerwick gäbe, die nach Aberdeen verkehre, und daß es einen kleinen Flughafen in Grutness gäbe. Man könne dort kleine Sportmaschinen chartern, die allerdings bei dem gegenwärtigen Nebel nicht fliegen würden. Es würde also nur die Fähre bleiben. Falls man jedoch weiterhin die Annahme vertreten würde, Myrddin sei für den Tod von Palluck maßgeblich verantwortlich, würden sie den Flughafen wie auch sämtliche Seehäfen überwachen, meinte sie. Und damit wäre jede Flucht von der Insel vereitelt. Anschließend würden sie jede Bucht und jede Insel, jedes Tal und jede Höhle durchkämmen, bis sie ihn gefunden hätten. Sie würden auf allen Inseln der Shetlands suchen und aller Voraussicht nach eine Nachricht an die britische Küstenwache durchgeben, daß man einen flüchtigen Mordverdächtigen suche, und sie erklärte Myrddin, daß seine veränderten Haare und sein glattrasiertes Kinn ihm nicht helfen könnten. Und erschwerend käme hinzu, daß er die Kleidung seines Opfers trüge.
    Myrddin war dennoch nicht bereit, die Dramatik der Umstände

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