Myrddin
Graumäntel abgenommen hatte und die über dem breiten Rücken Hörns lagen, um sie dem Clown als Beweis zu zeigen.
„Wir brauchen keinen Puppenspieler, alter Mann, so prachtvolle Menschen Puppenspieler bisweilen auch sein können“, meine Ganapathy freundlich, der Puppenspieler kannte, die ihre Kunst zu phänomenalen Höhen hatten vervollkommnen können.
„Das würde ich so nicht sagen wollen. Laßt mich Euch doch einmal etwas vorführen, Herr“, bat Myrddin.
„Noch einmal: Puppenspieler brauchen wir nicht. Ein Zirkus hat Darbietungen – und Puppenspieler gehören in ein Theater, auf die Bühne, nicht in die Manege. So stehen die Dinge leider. Wenn du etwas mit deinen Wölfen könntest … das wäre etwas anderes“, meinte der Clown, und Eaves kam aus dem Wohnwagen, der neben dem von Ganapathy stand.
„Was ist das? Guten Morgen!“ rief sie nett. „Ein Hirsch und Wölfe? Das ist ja toll. Sind das echte Wölfe?“ fragte sie, sprang die kleine Treppe herab und wollte die Tiere streicheln.
„Gib acht, Kleine! Ich sage es dir nur einmal!“ meinte Myrddin streng. „Fasse die Tiere nicht an, bitte. Sie sind zwar zahm, mögen aber von Menschen nicht gestreichelt werden!“ Und Eaves schreckte zurück.
„Schon gut, schon gut … Guten Morgen, Ganymed“, sagte sie und kam dann gleich auf ihre Belange zu sprechen. „Ist der Alte schon hoch?“ fragte sie den Clown und deutete auf den Wohnwagen von Shenann.
„Glaub nicht. Aber versuch’s doch mal“, lachte er.
„Bin ich verrückt …?“
„Was gibt es denn?“ fragte Ganapathy die halberwachsene Eaves.
„Na ja … Minus möchte uns ein Stück begleiten … und da wollte ich ihn fragen …“, sagte sie verlegen.
„Klar doch. Das geht in Ordnung“, meinte der Clown und sie fiel ihm um den Hals, gab ihm einen Kuß auf die Stirn und rannte die Stufen zu ihrem Wohnwagen wieder hoch. „So, und jetzt zu dir, Puppenspieler. Wenn deine Tiere so gefährlich sind, daß man sie nicht anfassen darf, was willst du dann hier?“
„Ich möchte mit Euch kommen, Herr, wie ich bereits sagte.“
„Du kannst nichts und hast nur Tiere … Was willst du dann bei uns? Sei ehrlich … Der Winter war hart … für uns alle. Kriegst du die Tiere nicht mehr allein durchgefüttert? Ist das so?“
„Ja. Das stimmt, Herr“, heuchelte Myrddin.
„Woher kommst du, alter Mann?“ fragte Ganapathy interessiert, dem jede Geschichte ein neues Motiv seines künstlerischen Lebens bedeutete.
„Ich komme aus Schottland, Herr … aus der Nähe von Edinburgh“, erfand Myrddin aus dem Stegreif.
„Aber dein Akzent …? Ist er nicht walisisch?“
„Das stimmt. Ich bin Waliser.“
„Und dann bist du den ganzen Weg von Edinburgh hierher gelaufen?“ erkundigte sich Ganapathy.
„Das bin ich. Ich wollte bei Bauern überwintern, damit wenigstens meine Tiere Futter hätten. Ich selbst wollte dafür arbeiten, ohne Entlohnung, nur für ein Dach, eine Mahlzeit am Tag und für das Futter meiner Tiere. Aber überall hat man mich abgewiesen … wahrscheinlich aus Angst vor den Wölfen …“, dichtete Myrddin.
„Das kann ich mir denken. Es war ein harter Winter und die Zeiten sind schwer, besonders für uns vom Zirkus“, grübelte Ganapathy.
„Ja … Und dann hörte ich von Euch. Ihr seid wirklich meine letzte Hoffnung, Herr“, setzte Myrddin dem Joch seiner Geschichte die Krone auf.
„Du sagst, du willst unentgeltlich arbeiten …? Nur für das Futter für deinen Hirsch und die Wölfe …? Was fressen deine Tiere pro Tag, alter Mann?“
„Wenig, Herr … sehr wenig. Den Wölfen genügen ein paar Mäuse und meinem Hirsch … na, zwei Hände voller Hafer“, erzählte Myrddin und verzog sein Gesicht, in dem die Scham stand, nicht wenigstens ein paar Mäuse und zwei Hände voller Hafer täglich aufbringen zu können.
Ganapathy schaute ihn durchdringend an und es sah unheimlicher aus, als es war, da seine Sehkraft schwand. Als Myrddin die Augenschwäche des Clowns erkannte, die weder streng noch magisch auf ihn wirkte, wie sie vielleicht auf ihn hätte wirken sollen, da die meisten in der Truppe meinten, das Ganapathy den Blick besäße, und nicht ahnten, daß er erblindete, sagte Myrddin: „Herr, Ihr seid ja fast blind.“
Ganapathy erschrak. „Woher willst du das wissen, alter Mann?“ fragte er überrascht und wollte sich nicht diese Blöße vor dem Fremden geben.
„Deine Augen sind stumpf, Herr. Sie sind matt und weich, wie die Rinde von Birken.“
„Und du
Weitere Kostenlose Bücher