Myrddin
… du hast dafür sehr scharfe Augen“, erwiderte der Clown. „Du siehst eine Menge. Haben dich das deine Tiere gelehrt?“ fragte er spaßend.
„Nein, es waren Eure erblindenden Augen“, sagte Myrddin schlagfertig und Ganapathy mußte über ihn lachen.
„Also … wir können jemanden gebrauchen, der uns kein Geld kostet, den wir nicht versichern müssen – keine Sozialabgaben, alter Mann – du verstehst. Wenn du hier arbeiten möchtest und mit uns mitfahren willst, bekommen deine Tiere das Fressen … und sicherlich wirst du dir deinen Magen auch nicht verrenken müssen. Ein festes Gehalt jedoch gibt es nicht. Und Mäuse werde ich für Deine Wölfen auch nicht jagen gehen … Wenn du damit einverstanden bist, dann …“, sagte Ganapathy.
„Wirklich? Darf ich mitkommen …? Und Futter für meine Tiere bekomme ich auch?“ fragte er begeistert.
„Wenn du arbeitest und das tust, was man dir aufträgt“, fügte der Clown hinzu.
„Und, Herr, verzeiht: Ihr könnt das allein entscheiden?“ erkundigte sich Myrddin vorsichtig, da er sich nicht zu früh freuen wollte.
„Nanu … Mein Wort reicht dir nicht?“ fragte Ganapathy. „Ich bin Teilhaber von dem Zirkus und Master Anthony Shenann ist nur der Direktor. Aber die Hälfte des Unternehmens gehört mir. So sollten dir meine Zusage und mein Handschlag ausreichen, alter Mann.“
„Wenn das so ist … Bitte sehr, Herr. Ich will tun, was Ihr sagt. Und Ihr denkt bitte nur daran, daß Ihr meinen Tieren nicht zu nahe kommt“, bat Myrddin, indem er gespielt mit seinen Händen rang.
„Gut! Das erste soll sein, daß du mich nicht Herr nennst. Nenne mich einfach Ganymed, wie es alle hier tun. Mein richtiger Name ist Maynard Ganapathy“, sagte der Clown. „Und wie heißt du?“
„Gestatten … William Myrddin. Puppenspieler!“ sagte Myrddin und machte einen lächerlichen mittelalterlichen Knicks.
„Gut, William. Mit den Tieren scheinst du umgehen zu können. Dann kümmerst du dich während der Tournee um sie und tust, was so nebenbei anfällt. Wir brauchen hier jede Hand. Ach ja … Platz für deine Tiere haben wir mehr, als uns lieb ist. Die Wölfe kannst du zu dem Puma in den Wagen sperren und für deinen Hirsch haben wir einen einzelnen Anhänger, in dem wir bis vor kurzem noch Dromedare untergebracht hatten“, sagte Ganapathy.
„O nein. Ich werde mich von den Wölfen nicht trennen“, sagte Myrddin entschieden und Hörn sah sich vernachlässigt. Sollte er wirklich in einem dunklen Gitterwagen durch England nach Amesbury reisen? „Mein Hirsch kann während der Fahrt gerne in einem Wagen mitreisen, aber die Wölfe bleiben bei mir, Herr … Ganymed …!“
„Wie du willst. Wenn uns aber die Wölfe Probleme machen, dann fliegt ihr allesamt raus. Haben wir uns in diesem Punkt verstanden?“ fragte der Clown deutlich.
„Selbstverständlich. Es wird keine Probleme geben. Sie sind gute Tiere, doch sie mögen es nicht, eingesperrt zu sein.“
Hörn fragte sich, ob Myrddin meinen würde, daß es ihm gefallen könnte, in einem Käfig eingesperrt zu werden. Was waren das für Aussichten?
„Ich werde dir unsere Truppe vorstellen. Also, Jacky hast du eben schon kennengelernt. Sie möchte Seiltänzerin werden. Dann haben wir noch Merlina. Torrence, das ist unser Dompteur. Der hätte sich besser auf das Dressieren von Rindfleischdosen spezialisieren sollen. Alex ist jemand, der nichts beherrscht, aber alles kann, zumindest was Maschinen, Motoren und Technik betrifft. Und dann haben wir noch die beiden Lowells, Robert und Jerome, zwei recht ansprechende Artisten und Akrobaten. Na, und schließlich den lauten Shenann selbst, der sich sein Gehänge von den Federn der Bordsteinschwalben kitzeln läßt und unter Pseudologia phantastica leidet. Bis auf Jacky, Alex und mich sind alle in der Stadt und hauen ihre letzten Shillings auf den Kopf. Und Shenann ist auch hier, den du Master Shenannan zu nennen hast, William. Das verlangt er von allen, außer von mir. Komm, ich zeige dir einmal die Tiere …“, sagte Ganapathy und Myrddin wollte ihm unter die Arme greifen, um dem Clown auf die Beine zu helfen.
„Soweit ist es noch nicht, daß ich einen deiner Wölfe als Blindenhund brauche …“, lachte der Clown. „Trotzdem danke … aber ich bin noch ganz gut beisammen“, meinte er und sie gingen über den Parcours, in dessen Mitte ein Arbeitsplatz für Ponys war, den man mit Sand aufgeschüttet hatte.
Ganapathy bemerkte erst jetzt den Eschenstab von
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