Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
rechten Hand auf die Brust.
    „Was meinst du, Alex?“ fragte Myrddin.
    „Er meint, daß das Herz von Ganymed nicht mehr mitmacht. Er hatte einen Infarkt. Darum tritt er nur noch selten auf. Er verträgt die Aufregung nicht mehr und wir nehmen darauf Rücksicht. Du darfst ihm aber nicht sagen, daß wir es dir erzählt haben“, erklärte Eaves ihm. „Ach, sieh an, da kommen Merlina, Rob und Jerome wieder.“ Sie deutete aus dem Fenster und Myrddin sah hindurch.
    Bourke, der homosexuelle Transvestit, hatte seine Hände tief in die Hosentaschen gesteckt und platsche durch den Schlamm. Sein Gesicht war von der Nacht gezeichnet, die turbulent gewesen sein mußte. Er war ein großer, hagerer Mann, hatte längere Haare und sollte einen Wahrsager mimen, der in einem Zirkus überflüssig war. Die Lowell-Brüder, denen man die Katzenhaftigkeit in ihren Bewegungen ansehen konnte, waren mittelgroße, stämmige Männer. Tägliches Training und Disziplin lagen in ihren Zügen, die dennoch die Gutmütigkeit von Schaustellern darlegten, die wegen ihrer Freiheit ein hartes Leben auf sich genommen hatten und dies täglich zu tragen bereit waren.
    „Warte, William … ich rufe Rob mal her. Die freuen sich bestimmt auch über ein Frühstück.“ Eaves stand auf, öffnete eines ihrer mit halben Karogardinen verhängten Fenster und rief: „Na, wie wär’s? Der Kaffee ist noch heiß.“
    Einer der Lowells blickte auf, nickte Eaves zu, stieß den anderen mit dem Ellenbogen an und sie liefen durch den Matsch ihres Winterlagers über den Platz zu Eaves’ Wohnwagen. Sie hatten die Kragen ihrer einfarbig grauen Jacken gegen die Kälte hochgeschlagen und staunten plötzlich über einen Hirsch, der vor dem Wagenstieg lag. Myrddin bat Eaves, ihnen zu sagen, daß der Hirsch nicht angefaßt werden dürfe. Er könne scheuen. Doch Eaves war unbekümmert, da die Lowells niemals Tiere aus eigenem Antrieb heraus bedrängten. Sie öffnete die Tür.
    „Sag mal, woher kommt denn der Hirsch, Jacky?“ fragte der ältere Jerome Lowell, noch bevor er in den Wohnwagen kam.
    „Guten Morgen, Jerome. Kommt rein.“
    „Ja … Morgen“, meinte auch Robert Lowell, der dann jedoch die Wölfe bemerkte, die die beiden Fremden ansahen und sie nicht aus ihren Augen ließen.
    „Jacky, sind das echte Wölfe?“ staunte Lowell und erschrak, da er wußte, daß man Wölfe nur bedingt dressieren konnte, wenn man überhaupt von einer Wolfsdressur sprechen konnte.
    „Ja, ganz echte Wölfe und ein echter Hirsch und ein echter Puppenspieler William“, sagte sie, da es einmal wieder Neuigkeit gab, die sie als erste den anderen mitteilen konnte, was selten genug geschah. „Sie gehören zu William.“
    Die Lowells begrüßten ihn höflich, standen noch im Eingang und fragten Myrddin dann, ob sie an den Wölfen vorbeigehen könnten. Sie hatten großen Respekt vor den Tieren, und der Zauberer erklärte ihnen, daß sie sie nur nicht anfassen sollten. Ansonsten seien sie in seiner Anwesenheit ruhige Tiere. Und vorsichtig liefen die Lowells zwischen dem Tisch und den Wölfen zu ihren Stühlen, auf die sie sich setzten, bevor Eaves ihnen Kaffee einschenkte, Brot brachte und fragte, ob sie nicht wenigstens Eier und Schinken essen wollten, woraufhin die Brüder schon großen Appetit am Morgen zu haben schienen.
    Während sie die Eier in der Küchenzeile briet, erzählte sie den Lowells, daß man Myrddin und die Tiere mitnehmen werde. Er gehöre jetzt zur Familie.
    „William und ich … zusammen“, sagte Raimann stolz. „William mir …“
    „Aha …“, meinte der ältere Lowell desinteressiert. „War der Alte schon draußen?“ fragte er Eaves und überging die Aussage Raimanns einfach. Die Lowells schienen ihn für einen guten Menschen, aber geistig minderbemittelten Mann zu halten, dem sie keine besondere Achtung schenkten. „Jacky, ist der Alte schon hoch?“ fragte er noch einmal.
    „Keine Ahnung. Glaub schon …! Wahrscheinlich ist Ganymed gerade bei ihm“, rief sie vom Herd. „Wieso fragst du?“
    „Hat ’n paar Schwierigkeiten gegeben …“, meinte der Jüngere kurz und blickte gedankenversunken auf den Tisch, als Eaves mit den Spiegeleiern kam, die sie auf zwei Tellern servierte.
    „Was meinst du mit Schwierigkeiten?“ fragte sie neugierig, da etwas mit den beiden nicht zu stimmen schien.
    „Skins haben uns angepöbelt. Mit Zigeunerpack und so angemacht, als wir ein Bier trinken wollten. Und die haben keine Ruhe gegeben. Draußen vor dem Pub ging die

Weitere Kostenlose Bücher