Myrddin
die gelungene Szene und Myrddin ließ den Luftballon platzen, an dem Mark hing. Wie ein Sack fiel er in die Arme Myrddins und hing als Riesenbalg vor der Brust des Zauberers.
„Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wärst du jetzt ganz schön heruntergefallen, Mark. Zum Glück habe ich dich aufgefangen“, und in dem Jungen war eine Angst geboren, die das Publikum auf die Entfernung nicht sehen konnte. „Du wärest gefallen wie jetzt, nur etwas tiefer …“, sagte er und ließ den Jungen aus seinen Armen gleiten. Mark fiel weich in die Späne, doch er wußte nicht, warum er in die Finger dieses Clowns geraten war. Er dachte an sein Spiel und fand den Zirkus sehr öde. Doch kaum daß er weich gefallen war und die Menge ob der Situationskomik sich in Lachen über ihn erging, wuchs ihm wieder ein Ballon aus dem Ärmel. Er wollte ihn sich abreißen, doch es klappte nicht. Der Luftballon blies sich von allein auf, während Myrddin sich vor dem Publikum verneigte und brav für den Szenenapplaus bedankte.
Mark kämpfte gegen den Ballon, stieg jedoch an ihm wieder empor in die Luft. Wie ein nasser Sack hing er an ihm, strampelte mit seinen Beinen und verlor den Boden unter den Füßen. Myrddin drehte sich um, doch der Junge schwebte schon zu hoch, um ihn noch zu erreichen.
„He, Mark! Was machst du für Geschichten?“ fragte er. „Wir wollten doch zusammen spielen …!“
„Hol mich runter … ich habe Angst …“, rief der Junge, nun schon sehr ängstlich.
„Mark, wovor hast du Angst?“ fragte Myrddin ratlos.
Die Zuschauer sahen, wie der Junge an dem Ballon bis in die Kuppel hinaufstieg und lachten zuerst, doch wurden dann beklommen, weil sie die ehrliche Angst in dem Jungen spürten, der in die Höhe der Zeltkuppel getragen wurde. Plötzlich gab es einen Knall und einen lauten Schrei. Der Ballon war an einem spitzen Gegenstand in der Kuppel zerplatzt und der Junge fiel herab.
Er fiel genau in die Arme des Clowns, der ihn auffing. Es herrschte Stille in dem Zelt, da die Zuschauer den Jungen schon in den Tod stürzen sahen, doch schließlich wohlbehalten in den Armen Ganymeds erkennen mußten, und ein jubelnder Beifall krönte die erleichternde Vorstellung.
„Du hast zum zweiten Mal Glück gehabt, Mark. Ob ich dich noch einmal auffange, weiß ich nicht. Wir wollten doch zusammen spielen. Und wo bist du mit deinen Gedanken? Hängst dich einfach an Ballons … Konzentriere dich einfach … dann bleibst du schon auf dem Boden bei mir und wir können zusammen etwas unternehmen …“, meinte der Clown.
Das Publikum klatschte Beifall für die Nummer. Myrddin setzte das ängstliche Häuflein Mensch zwischen seine Wölfe. Er drehte sich von ihm weg, stecke seine Hand in die Hosentasche und holte drei Tonkugeln und einen Eibenzweig heraus.
Aus dem Kragen von Mark wuchs der nächste Ballon, wurde größer, drückte den Kopf des Jungen nach vorne, und wieder stieg er in die Luft. Diesmal sah es aus, als sei er an einen Kleiderhaken gehängt worden. Myrddin drehte sich zu ihm um.
„Mark, ich gebe dir die Kugeln … Heee … Mark …! Wo bist du denn? Was für ein Spielverderber, der Knabe. Warum nur bleibst du nicht auf der Erde, Dicker?“ rief der Zauberer Mark hinterher, der schon wieder in der Mitte der Manege frei schwebte und sich erbärmlich fühlte.
„Ich tu doch nichts …“, wimmerte er.
„Das kann man sehen, wie man will, finde ich. Jedenfalls hängst du für mich in der Luft … Und was machst du, wenn dein Ballon wieder platzt …? Na …? Dann betest du um eine weiche Landung, anstatt von vorneherein bei mir zu bleiben. Du bist ganz schön in der Klemme, finde ich … Und glaubst du, daß den Leuten deine Show gefällt …?“ Die Zuschauer lachten.
Es knallte erneut und der Junge fiel wie zuvor von der Kuppel herab in Myrddins Arme. Der Zauberer brachte ihn wieder zu den Wölfen, faßte sich in den Rücken, schob seine Hüften nach vorne und stemmte seine Arme in die Taille. Er gab vor, daß sein Rückgrat gestaucht worden sei, und sagte ärgerlich zu dem Jungen:
„Mark, du versteigst dich und erwartest, daß ich dich wieder und wieder auffange? Was denkst du dir …? Bleib hier und alles ist gut. Dein Gewicht geht mir langsam ins Kreuz.“
Das Publikum freute sich gerührt, hatte aber keine Vorstellung davon, wie jemand einen kleinen, fetten Jungen aus so einer Höhe auffangen konnte. Und man klatschte erstaunt.
Myrddin wollte Mark die Tonkugel geben, als der letzte Ballon aus dem Hosenbein
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