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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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ein Konzept, William …?“ überkam Ganapathy das Lampenfieber, das man Myrddin nicht anmerken konnte, als er sich die weißen Handschuhe überstreifte.
    „Laß dich überraschen, Maynard“, lachte Myrddin und erklärte den Wölfen, daß sie am Artisteneingang bei Ganapathy warten sollten, bis er den Manegenboden berühren würde. Sie sollten sich dann an beiden Seiten vor ihm hinlegen und sich nicht mehr rühren – gleichgültig, wohin er gehen würde – bis der Bühnenzauber vorbei sei. Und es würde wahrlich einen Zauber geben, bei dem sie sich nicht erschrecken sollten.
    Akita und Pacis hatten verstanden, was sie tun sollten, während Ganapathy unentwegt auf Myrddin einsprach, ihm die Schwierigkeiten einer Improvisation erklären wollte und fast verzweifelte.
    Myrddin hatte es nicht interessiert und er wollte nicht von Shenann angekündigt werden. Er brauchte keinen Marktschreier. Für die Vanyar war er Myrddin, hatte einen Kristall von ihnen besessen – den Stein des Alnilam – und es bedurfte keines Anthony Shenann, der ihn als Ganymed ankündigen sollte. Es wäre eine Beleidigung für Myrddin gewesen.
    So erlosch das Licht in der Manege, das Publikum beruhigte sich einen Moment, in der Hoffnung, daß der Clown auftreten würde, und Shenann räusperte sich, begann dann über die Lautsprecheranlage zu husten und konnte sich nicht mehr beherrschen, so sehr kitzelte und kratzte es in seinem Hals. Das Publikum reagierte mittlerweile verärgert über den schnauzbärtigen Clown im dunklen Frack, der einen Zylinder trug und offenbar meinte, daß die Leute von Huddersfield keine bessere Show verdient hätten.
    Doch dann sahen sie in einer düsteren Dunkelheit einen großen Ballon hereinschweben, an dem sich ein Mensch mit einer Hand festhielt. Der Ballon leuchtete dunkelviolett von innen heraus und unter ihm hing ein Clown in einem großen, weiß-grün karierten Jackett, mit einer weißen, schlabberigen Hose und übergroßen schwarzen Schuhen. Seine Nase war eine rote Plastikknolle und die Augen strahlten traurig-melancholisch. Der Clown schwebte herein und war von einem Licht angestrahlt, zu dem kein Scheinwerfer gehören konnte. Er hatte eine Technik, die ihn selbst erleuchten ließ, und die Zuschauer waren fasziniert. Myrddin schwebte an einem dunkelvioletten Ballon, tat, als wenn er in der Luft laufen würde, dann stehenbliebe und jemandem einen Ballon verkaufen wolle, schaute sich um, nahm eine Nadel und stach in den Ballon.
    Der Atem stockte den Menschen, die Ganymed zu Boden stürzen sahen.
    Es gab einen Knall – und in dem großen Ballon war ein zweiter kleinerer, der eine hellere Farbe besaß, aber keinesfalls leuchtete. Der Clown machte ein erschrockenes Gesicht, stand nicht mehr in der Luft, sondern hing an diesem Ballon und schwebte zwanzig Zentimeter tiefer über den Sägespänen in der Luft der Manege. Wie ein Faultier, das nach einer Frucht griff, hing er mit dem Rücken zum Boden und zerstach auch den zweiten Ballon. Er sackte wieder ein Stück tiefer, hatte jedoch einen noch helleren Ballon in dem zweiten. Das gleiche Publikumsverhalten zeigte ihm die Spannung seiner Zuschauer und in gespielter Angst ließ er drei weitere Ballons platzen, die immer kleiner und heller wurden und von denen der kleinere in dem größeren gesteckt hatte. Ruckartig fiel er nach jedem geplatzten Ballon tiefer gen Boden, bis er sich an einen gänseeigroßen Ballon klammerte, noch dreißig Zentimeter über dem Erdboden schwebte und so tat, als wolle er sich vor dem Absturz in einen Abgrund retten, der ihn in siedende Lava tauchen sollte. Und mit dem winzigen Ballon rang er, schaute hilfeflehend in das Publikum und drehte sich in der Luft wie auf einem Ball im Wasser. Doch auch der kleinste Ballon zerplatzte schließlich. Ganymed fiel in die Sägespäne und es schien, als sei er von einer Klippe auf harten Felsen gesprungen und dann wie ein Fisch auf eine weiche Daunendecke geschlagen. Beine und Arme weit von sich gestreckt, lag er übertrieben auf dem Boden, schaute sich um, stand auf, schlug die Späne aus seiner Kleidung, nahm seine Melone und verneigte sich tief mit seiner rosafarbenen Perücke.
    „Enchante, mes amis! Monsieur Ganymed … cést moi“, sagte er und verneigte sich ein zweites Mal vor seinem Publikum.
    Die Zuschauer waren begeistert, da es ihnen erschienen war, als habe der Clown die Schwerkraft aufgehoben. Sie wußten nicht, wie es funktionierte, und es war ihnen letztendlich egal, da sie mit dem

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