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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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sehen, die sich in einer ausgesprochen gurgeligen Sprache immer wieder nach seinem Befinden zu erkundigen schienen. Das fand er sehr freundlich von den Tieren, nur verstand er den Grund ihrer Nachfragen nicht.
    Und da war noch etwas höchst Eigenartiges für Carus: vor ihm war ein schwankender Zwillingskopf, mit einem Gesicht nach rechts und dem anderen nach links gerichtet. Dieses Doppelgesicht, ein Januskopf, flößte ihm Respekt ein. Es ging Carus also gut, wollte man Merlin glauben. Und er schlief lange.
    Merlin paßte auf ihn auf. Und was könnte einem Wolf in seiner Obhut geschehen, dachten sich Pacis und Melchor. Akita, die am liebsten neben dem Boot von Merlin herlief, schaute häufig zu Carus auf, doch meinte sie, er hätte sich das Pech selbst zuzuschreiben und Glück gehabt, daß sie mit Merlin unterwegs waren. Die Wölfe allein hätten nur abwarten können, ob er sich erholen würde oder nicht.
    Da Melchor vorauslief, wagte sie, Merlin über seine Kenntnisse zu befragen, obwohl der Stolz eines Wolfes es ihr eigentlich untersagt haben müßte. Aber Akita war in diesem Punkt anders. Ihr schöner, kluger Kopf, ihre bezaubernde Maske und ihre elegante Ausstrahlung machten sie zu einer besonderen Wölfin, obgleich sie jung war. Merlin betrachtete sie eingehend und lachte.
    „O Merlin, ich weiß …! Hörn erzählte uns die Geschichte von Nimue … und bestimmt will ich keine Geheimnisse von dir erfahren“, erklärte sie vorsichtig, doch gemäß ihrer Jugend sehr selbstbewußt.
    „So, so … Hörn erzählt euch Geschichten über mich, von denen ich nichts weiß“, erwiderte Merlin mit gespielter Strenge.
    „Ich hätte es nicht sagen dürfen, o Merlin.“
    „Doch. Warum solltet ihr nicht auch diese Geschichten von mir kennen? Es liegt kein Geheimnis in ihnen und es verletzt mich nicht, nur aus manchen Geschichten geht man ziemlich dumm hervor …“, sagte Merlin und erzählte ihr von den Wirkungsweisen der Heilkräuter, beschrieb ihr die Pflanzen und deren Zubereitungsarten, erzählte ihr von Dosierungen und sagte, wie schnell aus Heilkräutern Gifte werden konnte, dosiere man sie falsch oder würde man verkehrte Pflanzenteile verwenden. Er erzählte ihr, wie man Destillate gewinnen könne und welche Pflanzen unbedingt frisch zu verwenden wären, was für Wölfe von Bedeutung sein würde. Er beschrieb ihr Wegkräuter, durch die offene Wunden gut verheilen oder die Fieber senken und Wundinfektionen verhindern können. Merlin beschränkte seine Beschreibung gezielt auf die Kräuter der nördlichen Breiten, die die Wölfe finden könnten.
    Natürlich konnte Akita nicht alles behalten, doch es hinterließ in ihr einen tiefen Eindruck und sie entdeckte die Kräuter Schwedens neu, die Wölfe für gewöhnlich nicht beachten, da man sie nicht erjagen mußte.
    So liefen sie zwei Tage, seitdem der Vorfall mit dem Eis geschehen war. Carus hatte sich tatsächlich erholt, blieb aber noch im Boot bei Merlin liegen, bis sie eine Pause machten. Die erste Rast, nachdem sie losgelaufen waren. Melchor konnte sich seine Kraft nicht erklären und Merlin schmunzelte. Er sprang aus dem Boot und sagte Carus, daß er jetzt aufstehen solle.
    Neugierig standen die Wölfe um das Boot herum, sahen den winselnden Carus, den die Wirkung der Pilze verlassen hatte und der mit zitternden Beinen nicht wußte, wie er aus dem Boot schmerzfrei auf das Eis springen sollte. Winselnd stand er auf dem weichen Fell, die Schnauze nach unten gesenkt, und blickte den etwa fünfzig Zentimetern bis zur Eisoberfläche ängstlich entgegen.
    Merlin stand ein paar Meter weiter, stemmte die Arme in die Hüften, um sein Rückgrat zu dehnen, und rief dem Wolf zu: „Komm, Carus! Zeige uns, daß du ein Wolf geblieben bist … und nicht das Schoßhündchen eines Geisteskranken wurdest. Deine Schonzeit ist vorbei. Du willst doch nicht, daß dich deine Freunde verspotten …!“
    Carus nahm all seinen Mut zusammen und stieg mit seinen Vorderläufen über Bord, als spränge er von einer hohen Klippe in tobendes Wildwasser. Dabei hüpfte er nur wenige Zentimeter tief auf das Eis. Seine Beine waren steif, doch die Leichtigkeit der Übung überraschte ihn, als die anderen Wölfe lachten. Seine Bauchdecke spannte. Allerdings war sie schmerzfrei. Und wie ein Fußlahmer zog er seine Hinterläufe nacheinander aus dem Boot. Er stand wackelig auf dem Eis, doch er freute sich, stupste die Nasen der anderen Wölfe und lief staksig zu Merlin, der ihn lobte und sich heimlich

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